Stets dann, wenn ich besonders auf meinen geliebten Körperschmuck hinweise - sei es durch ein Instagram-Foto meines neuesten Tattoos oder ein Foto, auf dem man all die Piercings an meinen Ohren erkennt - so erreichen mich recht häufig Fragen zur Vereinbarkeit von Körperschmuck (über das sozial anerkannte Maß von durchstochenen Ohrläppchen hinaus) und Job. Meist wird vermutet, dass ich in einem kreativen Umfeld arbeite, vielleicht sogar freiberuflich. Werbung, Agenturen, sowas eben. Die Wahrheit ist: mein Job ist das bodenständigste und langweiligste, das den meisten von euch einfallen wird. Und ich mag's so. Vielleicht als Anregung, vielleicht als Dämpfer und vielleicht zum Anregen für weniger Oberflächlichkeit im Berufsleben habe ich mich an diesen Post gemacht.
Piercing oder Tattoo?
Ich mag beides, ich habe beides. Mit 18 Jahren habe ich mir die ersten meiner Ohr-Piercings stechen (und schießen! SEHR DUMM!) lassen und ein paar Jahre an den Ohren und dem restlichen Körper gefeilt, bis ich nun doch sehr zufrieden bin mit dem, was ich als Körperschmuck trage. Später kamen bei mir auch noch Tätowierungen hinzu, die ich mir allerdings stets besser/länger/intensiver durch den Kopf gehen lasse, als so ein Piercing. Das Letztere ist im Zweifel a) schnell gemacht aber auch b) ebenso schnell entfernt und c) es bleibt nichts zurück. Ich habe sehr gute Piercer gefunden; wenn ihr im Raum Düsseldorf noch sucht, meldet euch gern!
Tattoos hingegen sind eine weitere, irgendwie noch ganz andere Kunstform. Zunächst einmal bleibend und dann auch nicht mal so mir nichts, dir nichts entfernbar. Im Zweifel kann ich hingehen und fix (zumindest relativ fix) all mein "Metall" entfernen und zurück bleibt erstmal nichts weiter, als kleine unauffällige Einstichlöcher. Bei Tätowierungen sieht die Nummer ganz anders aus. Also: Augen auf beim Aussuchen
Ich bin tätowiert und gepierct - muss ich was im Berufsleben beachten?Für euer berufliches Umfeld ist nur wichtig, was auch sichtbar ist bzw. euch behindern könnte. Bei mir demnach Gesicht und Ohren. Alles weitere stört mich nicht und niemand anderes kann es sehen, dies können wir also außer Acht lassen. Wenn ihr viel körperlich arbeitet, achtet drauf, dass ihr nicht eingeschränkt werdet. Ein eingeklemmtes Bauchnabelpiercing ist beispielsweise weder witzig noch gut zu erklären.
Tattoos sollten verdeckbar sein. Natürlich gilt hier: je nach Branche ist man da lockerer oder eben nicht so locker. Das einzige, was ich für schwer halte: Gesicht, Hals, Hände. Alles andere kann problemlos verdeckt werden. Ich bin am Arm, einem Oberschenkel, dem Rücken, der Leiste und den Rippen tätowiert. Keins davon sieht man, wenn ich ansprechende und ordentliche Büro-Kleidung trage (sprich: Anzughose + Bluse). Beachtet also bei der Wahl eures Schmucks
- wie sehr möchte ich dieses Tattoo? Sehr? Alles klar - dann wirst du es auch nicht schlimm finden, ggf. immer langärmlige Sachen zu tragen, wenn du das im Job nicht eh solltest (Kurzarmhemden gehören eh verboten!)
- muss ich vielleicht nichts verstecken, weil in meinem Job das sogar begrüßt wird? Dann hau rein, kein Stress. Aber denk an die Zukunft. Ob das große "I love Mutti" am Hals in 15 Jahren noch der Shit ist, wenn du dann doch nicht mehr bei Urban Outfitters arbeitest, daran solltest du den ein oder anderen Gedanken verschwenden. Ist es problemlos verdeckbar, dann ehre Mutti mit dem Bild auf deinem Körper
- wenn es mich in meiner täglichen Arbeit stört, sollte ich es vielleicht doch unterlassen. Es wird dich nerven und stören. Versuch deine täglichen Bewegungsabläufe zu durchdenken, bevor du dir den Raum zwischen den Fingern mit Dermal Anchors verschönern lässt.
Zunächst: beachtet die wesentlichen Grundsätze eines Bewerbungsgesprächs. Der Branche angemessene Kleidung (bei mir: Anzug bzw. Kostüm oder etwas vergleichbares), gepflegtes Äußeres, das euch unterstreicht und nicht überdeckt und bereitet euch vor. Denn natürlich ist euer Äußeres eine erste Visitenkarte, mit der ihr punkten oder verlieren könnt. Niemand findet es großartig, wenn ihr in fleckiger, schlecht sitzender Kleidung dort sitzt, Kaugummi kaut, den pinken Lippenstift verschmiert habt und euch nicht vorbereitet habt. Wenn ihr dann auch noch gepierct und/oder tätowiert seid, wird man es leicht auch darauf schieben. Aber denkt nicht, dass euer Gegenüber ausschließlich fasziniert eure Piercings, Augenbrauen (auch wenn sie on fleek sind) oder die neuen Prada-Pumps anschaut. Er möchte etwas über euch, eure Qualifikation und eure Motivation erfahren. Für mich gehört Ehrlichkeit absolut dazu: die sichtbaren Piercings, das bin ich und das hebt mich auch ein Stück weit von meiner "Konkurrenz" ab. Aber ich bin kein Tattoo oder Piercing-Model (gibts wirklich!), also betone ich auch nichts. Meiner Erfahrung nach geht bei einem ansonsten seriösen Auftreten die Piercings wirklich unter. Anders als viele Ratgeber rate ich davon ab, den Schmuck, den ihr gern auch im Alltag tragen wollt, für ein Bewerbungsgespräch abzulegen. Ich versuche lieber meinen potentiellen neuen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass Piercings kein Thema sind. (Hat im übrigen immer geklappt)
Schmuckwahl.
Wie ihr hier immer wieder seht, habe ich mich für recht kleinen bzw. schmalen meist silbernen Schmuck entschieden. Ich trage überall die kleinste Schmuckgröße und beschränke den Glitzer in der Menge und Größe. Und der Farbe: ein pinker oder blauer Stein am Mund kann schneller auffallen, als eine silberne Kugel bzw.ein dezenter Stein. Ein wenig aus dem Fenster lehn ich mich mit dem Ringen an den Ohren und dem Nasenring. Da setz ich ein bisschen drauf, dass ich dies mit Outfits wieder wett mache, denn Ringe in der Nase sind deutlich auffälliger als ein kleiner Stecker. Ebenso wichtig: haltet es einhaltlich. Keine wilden Muster, am besten kein Plastik, nicht unbedingt Silber & Gold mixen.
Aber schlussendlich zählt nur eins: du musst dich mit deiner Entscheidung und deinem Körper wohlfühlen. Ich glaube sehr ehrlich daran, dass Menschen, die eben dies empfinden, grundsätzlich überzeugende Persönlichkeiten sind. Und dies auch in andere Bereiche ihres Lebens transportieren können. Wear yourself with pride!