Bohnen:
- Selection No.1, Arabicabohnen aus Brasilien, Indien und Australien; Robustabohnen aus Indien.
Röster: FreshCoffee GmbH, Rüschlikon
Maschine: Dalla Corte Evolution (Siebträger)
Bericht:
“Endlich!” ist man versucht zu sagen. Endlich hat ein Zürcher Traditionslokal eingesehen, dass man auch trotz Aufrechterhaltung von Geschichte und bestehenden Werten seine Kundschaft nicht in alle Ewigkeit mit Kaffee auf Knopfdruck versorgen kann, während aufstrebende Lokale eine immer grösser werdende Klientel mit der Welt von qualitativ ansprechendem Kaffee vertraut machen. So steht nun im Péclard endlich eine halbautomatische Kaffeemaschine und das Personal hat sich die nötigen Fähigkeiten angeeignet um auch im meist hektischen Betrieb einen Kaffee zu servieren der definitiv mehr 2013 ist, als das bisher ausgeschenkte. Nicht nur die Maschine ist neu, auch der Kaffee von Schwarzenbach wurde ersetzt. Nachdem die mittlerweile geschlossene Milchbar im letzten Jahr von Péclard übernommen wurde und die dortige Kooperation mit FreshCoffee zufriedenstellend war, entschied man sich die Verwendung der besagten Bohnen auch auf das Péclard im Schober und alle anderen Lokale der Unternehmensgruppe auszuweiten. Die Milchbar wurde hier übrigens trotz den proklamierten Ambitionen den besten Kaffee in der Stadt ausschenken zu wollen aufgrund ihres temporären Bestehens absichtlich nie getestet. Aber zurück zum Péclard im Schober. Die Handgriffe der Baristi stimmen, erst als der Griff zu den Espressotassen eine Art Kännchen unter den Auslauf des Siebträgers zaubert, glaube ich für den Moment nicht der Zubereitung meines Espressos zuzuschauen, sondern jener für einen Latte Macchiato oder so. Tatsächlich stellte sich dann aber heraus, dass diese hohen “Kännchen” nicht fürs Umgiessen gedacht sind, sondern in der Tat die Espressotassen des Péclard sind. Da ich persönlich nie viel mit hohen Tassen anfangen konnte, würde ich mir hier wünschen, dass auch noch diese letzten Überbleibsel von traditionellem Schnick Schnack etwas normaleren Espressotassen Platz machen würden. Der Kaffee ist mit einer eher dünnen aber optisch schönen Crema bedeck. Geschmacklich ist der Espresso ziemlich kräftig mit einer dominanten Säure – eine Kombination die mir zusagt; im Mund weist er jedoch einen eher dünnen Körper auf – was bei mir bei einem Espresso wiederum nicht so grosse Begeisterung auslöst. Einzige kleine Enttäuschung ist zuletzt die doch etwas lieblos präsentierte heisse Schokolade meines Gegenübers, welche auch nicht wie der Kaffee von der Bar kommt, sondern direkt aus der Küche. Angesichts der Tatsache, dass hier niemand geringerer als der Drittplatzierte in der Kategorie Latte Art der letzten Barista-Meisterschaften Cappuccinos schmückt, gäbe es bestimmt auch für dieses Getränk mehr kreatives Potenzial. 4 Zürich-Bohnen für das Traditionslokal das hoffentlich wegweisend für die Weiterentwicklung der Zürcher Kaffeegastronomie sein wird.