Pater Placidus und das Rheinwaldhorn

Pater Placidus Rheinwaldhorn

Pater Placidus, Monument der Surselva.
(Wikicommons)

Gerade lese ich "Der Bischof als Druide - Berichte aus Graubünden", ein Büchlein aus dem Verlag Desertina* mit vergnüglichen kleinen Bündner Stoffen. Autor Peter Egloff erzählt zum Beispiel in prägnanter Kürze die Lebensgeschichte des Truner Paters Placidus a Spescha, 1752 bis 1833, eines Universalgelehrten und Freigeistes, "Skandalon und Schreckenskind seiner Talschaft" - gemeint ist die Surselva. Pater Placidus war ein Anhänger der französischen Revolution, also auch der Freiheit der Gedanken und der Rede, und liess sich vom Fürstabt zu Disentis nie den Mund verbieten. Er frohlockte, als Napoleon den Kirchenstaat auflöste. Und er forderte die Aufhebung des Zölibats für alle Weltpriester: "Sind die Priester nicht, wie Ihr, mit Fleisch und Blut zusammengesetzt, sind sie nicht mit dem nämlichen Feuer angeflammt und umgeben?"  Ausserdem war dieser Pater ein Frühalpinist; er betete sein Brevier, wie Egloff sagt, lieber auf dem Gipfel eines Dreitausenders als im Klostergarten. 1789 bestieg er als erster das Rheinwaldhorn und 1793 den Oberalpstock. Was für ein Kleriker.
* "Desertina", Einöde, ist die ursprüngliche Namensform von Disentis.

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