Partisanengeschichte-Erinnerung-Soja Kosmodemjanskaja oder wie Aufträge weiter gegeben werden.

Lese gerade bei Tijan Sila, dass er mit Partisanengeschichten aufwuchs. Ich auch

Erinnerst du dich Papa? Du liesst mich oft allein nachts. Alleinerziehend und hungrig nach Leben, verschlug es dich abends zu Feiern oder Freunden. Es war nicht ungewöhnlich.

Du wusstest nichts von meiner Angst, die die  über die Zimmerdecke kriechenden Lichtkegel vorbei fahrender Autos verursachten, Sie schufen seltsame Konturen.

Mama studierte in Berlin . Sie kam nur an den Wochenenden nach Hause.

Wenn du noch mal los musstest, schaute Oma Ritter nach mir. Sie wohnte unter uns.  Oma Ritter  roch immer nach frisch gebacken Plätzchen, trug eine blaugemusteerte Dederonschürze und war alt.

” Träume süss von sauren Gürkchen”  hatte Oma Ritter zur guten Nacht gesagt, wie immer, und dann die Tür von außen zugezogen. Ich mochte keine sauren Gürkchen und auch nicht den Kürbis den sie süß sauer einlegte und den ich manchmal probieren musste. Ich hatte auch eine Oma, noch weiter  weg als Mutti, die schickte zu Weihnachten Haribo und Kaugummistangen.

Eines nachts- ich war noch wach, kamst du heim. Geruch von Wein und Rauch.” Die Nacht ist schon auf dem Weg in den Morgen, warum schläfst du nicht, Töchterchen?” Ich erzählte dir von der Angst.

Angst müsse man überwinden, erklärtest du mir. Eine Kerze brannte oder ein Nachtlicht. Ich lauschte dem was du erzähltest. Und erzählen konntest du. Mit deiner tiefen Stimme verjagtest du die Geister, warst für mich der der stärkste, klügste, mutigste Papa. In diesen  frühen Morgenstunden erzähltest du die Geschichte der  jungen russischen Widerstandskämpferin, Soja Kosmodemjanskaja, die obwohl so jung, mutig genug war sich ins Hinterland schicken zu lassen. “Es war Krieg Töchterchen und sie wollte nicht tatenlos zusehen wie Hitlerdeutschland alles zerstörte was ihr lieb und teuer war. Sie wurde gefasst.Man hat sie verhört, stundenlang nachts barfuß im Schnee stehen lassen. Sie wollten die Namen der  anderen Partisanen. Aber sie verriet niemanden.”Bevor sie gehenkt wurde,  hielt  sie eine Rede.Eine flammende Rede über die Notwendigkeit des Kampfes und das Glück für sein Volk sterben zu dürfen.”

Die Dichte dieser Erzählung lässt sich schwer in Worte fassen. Atemlos rief ich am Ende aus : “Das könnte ich nie!”

“Doch das könntest du, wenn es nötig wäre.”

Später,  ich war  bereits in der ersten Klasse, sollte meine Lehrerin sich bei meiner Mutter beschweren, dass ich immer mit dreckiger Kleidung in die Schule käme. “Was sollte ich machen,  sagte meine Mutter, „du warst immer ordentlich angezogen, aber du bist vor der Schule noch auf den Spielplatz gegangen. Ich war doch schon los zur Arbeit. Ich habe dir dann Wechselkleidung mitgegeben.”

Sie wusste nichts von meinem geheimen Partisanentraining. Das flog erst auf, als sie mich fragte, warum meine Haut so rau sei im Gesicht. Ich würde mich nicht eincremen, erklärte ich ihr, weil ich meine Haut abhärten wolle. Partisanen hätten im Einsatz keine Zeit für sowas .

Noch bis ins junge Erwachsenenalter wollte ich  nach Nicaragua, weil man da noch für das Gute kämpfen konnte.

Erst das Jahr in der Kandidatenschulung und meiner daraus folgenden Entscheidung, nicht Mitglied der SED zu werden brachte so etwas wie einen eigenen Blick, desilludioniert aber näher an der eigenen Empfindung für Wahrheit und den eigenen Weg.


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