Paris – 3 Dinge, die man gesehen haben kann

Paris – 3 Dinge, die man gesehen haben kann

Wie schreibe ich am blödesten eine Einleitung zu einer Stadt, über die schon mehr geschrieben wurde, als ich in einem Leben lesen könnte? Es gibt bereits bergeweise Bücher über die Geschichte von Paris, die Architektur von Pariser Bauten und über berühmte Persönlichkeiten, die in Paris geboren wurden, dort lebten, oder mal davon gehört hatten. Hinzu kommen aktuell zahlreiche Blogs, die es nicht müde werden wollen, eine Reise in die Hauptstadt Frankreichs zu empfehlen. Und das machen sie am liebsten mithilfe von Listen. Da gibt es die " 10 Must-See sites in Paris" oder die " 15 Must Dos in Paris" oder gar die "20 Ultimate things to do in Paris" und manche gehen noch weiter und erzählen uns was von den " 101 things to do in Paris: Full list"! Bei so viel Druck und Zwang kann einem leicht die Lust flöten gehen. Warum denn nicht mal "7 things you can see in Paris" oder "9 things to do in Paris if you're in the mood" oder auch "4 1/2 sites you can visit in Paris, but don't have to"?

Métro de Paris

Das Wichtigste vorweg: Um die Métro in Paris soll und darf man nicht drum herum kommen und vor allem nicht drum herum gehen. Wer auch immer den Mythos in die Welt gesetzt hat, Paris sei bequem zu Fuß zu erkunden, ist ein schamloser Lügner! Sicher, auf den netten kostenlosen Touristen-Stadtplänen sieht alles so nah beieinander aus. Es sollte aber klar sein, dass die Sehenswürdigkeiten hier nicht maßstabsgetreu abgebildet sind, n'est-ce pas? Da nimmt doch der Eiffelturm fast ein ganzes Quartier ein. Jedenfalls ist es vielleicht eine romantische Idee, vom Louvre über den Jardin des Tuileries zu laufen, dann weiter über den Place de la Concorde und ein Stück über die Champs-Élysée um dann an der Seine entlang bis zum Eiffelturm zu spazieren. Klingt schön, ist es aber nicht. D'accord, durch die Tuilerien wandern ist auf jeden Fall nett, wenn man ein Fan von rasterartiger Bepflanzung ist. Zwischen den geometrisch angeordneten Baumreihen gibt es außerdem Menschen (im Zweifelsfall sogar echte Pariser), die Boule spielen oder ihre zweistündige Mittagspause anderweitig genießen. Dann geht man immer geradeaus auf den Place de la Concorde zu, wo man einen durchaus beeindruckenden ägyptischen Obelisken bestaunen kann.

Beeindruckend einerseits wegen der aufwändigen Logistik, die nötig war, um die über 3000 Jahre alte Steinsäule im Jahr 1833 von Luxor bis Paris zu transportieren - andererseits wegen der aufwändigen Logistik, die nötig war, um 1993 ein gigantisches pinkes Kondom anlässlich des Welt-AIDS-Tages über die phallusförmige Sehenswürdigkeit zu streifen. Ist man aus dem Staunen wieder raus, fängt das Drama aber erst an, denn nun muss man mindestens zweimal die mehrspurige Fahrbahn überqueren, also erstmal in den Kreisel auf den Place de la Concorde und dann aus dem Kreisel wieder heraus. Und wenn man das geschafft hat, läuft man an der gigantomanen Avenue des Champs-Élysées entlang, die mit ihren endlosen Autokolonnen wenig pompös, sondern einfach nur laut, stinkend und unangenehm ist. Spätestens jetzt sollte man begriffen haben, dass der kleine Arc de triomphe da ganz hinten viel näher aussieht, als er wirklich ist. Also lenkte ich in diesem Moment ein, um mindestens schön an der Seine entlang zu schlendern. Auch dies war weniger idyllisch, als es in den ganzen Pariser Filmen aussieht. Das hindert aber zahlreiche asiatische Frischverheiratete nicht daran, sich an diesem schmutzigen Fluss in voller Montur im trägerlosen schneeweißen Brautkleid bei Graupelschauer ablichten zu lassen. Immerhin sehe ich da vorne schon den Eiffelturm. Ist es noch weit Papa Schlumpf? Ja, es ist noch weit! Mal ganz davon abgesehen, dass es ohnehin eine unsinnige Idee ist, direkt zum Eiffelturm zu gehen oder noch schlimmer, ihn zu besteigen. Ich habe es dann schmerzenden Fußes bis zum Champ de Mars geschafft, von wo man eine gute Sicht auf den stählernen Spargel hat.

Wie romantisch, in dem Park ist gerade Baustelle! Mit idyllischer Mittagspause auf einer der vom Regen feuchten Parkbänke ist wohl nix. Da bleibt wirklich nur noch eins zu fragen: Excusez-moi, où se trouve la prochaine station de métro?
Das Pariser U-Bahn-Netz ist eines der größten der Welt. Die Métro verkehrt von 5:30 bis 0:15. Tickets bekommt man an jeder Station bequem am Automaten. Eine einfache Fahrt kostet 1,70 €. Wenn man 10 Tickets auf einmal kauft (ein carnet), kostet die einzelne Fahrt nur noch 1,33 €. Über weitere Tickets und deren Konditionen informiert die offizielle Seite des Tourismus-Büro von Paris.

Louvre

Ginge man jeden Tag von morgens bis abends durch den Louvre, legte dabei keine Essens- oder Toilettenpausen ein und bliebe jeweils 10 Sekunden vor jedem dort ausgestellten Kunstwerk stehen, bräuchte man ca. 3 Monate, um alles zu sehen. So weit die Logik. Ich hatte mir 3 Stunden für den Louvre vorgenommen. Ohne den Anspruch auch nur ansatzweise alles zu sehen und nicht mal durch alle Gänge zu laufen, versteht sich. Dabei ist es eigentlich auch egal, welchen Flügel und welche Sammlungen man sich für seinen immer zu kurzen Besuch aussucht - man wird in jedem Fall so viel hervorragende, wunderschöne, meisterliche Kunst sehen, dass sie einem nach 3 Stunden zum Hals heraushängt. Mein persönliches Highlight bei diesem Rundgang waren die Gemächer von Napoleon III. Wenn man wissen will, was echte Dekadenz ist, sollte man sich diesen Anblick nicht entgehen lassen.

Nachdem ich danach 2 Stunden durch die Gemälde-Sammlung lief und mich glücklicherweise in die faszinierende mesopotamische Sammlung verlief, dachte ich mir, dass ich noch genug Zeit hatte, um mal bei diesem "Must-See"-Ding vom Louvre vorbei zu schauen. Man kann sich in diesem gigantischen Gebäudekomplex leicht verlaufen - wie praktisch, dass zur leichteren Orientierung überall Wegweiser aufgestellt sind.

Man könnte aber auch einfach dem ansteigenden Geräuschpegel folgen bis zu einem mittelgroßen hellen Raum, in dem sowas wie Wellenbrecher für Kunstliebhaber stehen. Diese dicken Schnüre sollen soetwas wie eine Zugangsschneise zum Kunstwerk bilden. Und da ist sie dann also.

Tatsächlich, da hinten, das ist die Mona Lisa! La Gioconda! La Joconde! Beeindruckend, nicht wahr? Nicht?! Hm. Zugegeben, viel interessanter ist hier eigentlich das Publikum. Die Hälfte der Besucher drängt sich nach vorne, um nicht nur das Bild mit dem Smartphone oder Tablet zu fotografieren, sondern um sich MIT dem Bild zu fotografieren. Die Mona Lisa und ich. Da klicke ich doch: Gefällt mir!
Ganz heißer Tipp: Das Musée du Louvre hat immer mittwochs und freitags abends bis 21:45 geöffnet. Wenn man an diesen Tagen zum Beispiel gegen 18:00 kommt, spart man sich das lange Anstehen und kann in (relativer) Ruhe mehr als genug Kunst genießen. Am besten betritt man das Museum außerdem nicht durch die Glaspyramide, sondern durch die Eingänge zur Einkaufspassage unter dem Louvre (Galerie du Carousel). Diese findet man ganz leicht, wenn man zum kleinen Bruder des Arc de triomphe auf der anderen Seite des Platzes geht. Der Eintritt kostet 12 €. Dienstags ist geschlossen.

Théâtre de la Huchette

"A propos, et la Cantatrice chauve?" - "Elle se coiffe toujours de la même façon." Tja, wer blöde Fragen stellt, bekommt absurde Antworten. Und wer diesen Dialog kennt, ist vermutlich genauso wie ich ein geheimer Fan vom Absurden Theater. In Paris gibt es für abstruse Gestalten auf der Bühne und im Zuschauerraum einen klitzekleinen seligen Ort: Le Théâtre de la Huchette.

In diesem kleinen Saal im Quartier Latin, eingeklemmt zwischen einem Touristen-Restaurant und einer Dönerbude, finden 85 irre Zuschauer Platz, um Eugène Ionescos La Cantatrice chauve und La Leçon zu sehen. Beide Stücke sind seit 1957 durchgehend auf dem Spielplan. Ich hatte das besondere und einzigartige Vergnügen die gerademal 17 904. Vorstellung zu sehen. Kein Witz. Da macht es auch nichts, wenn die eigenen Französischkenntnisse nicht ausreichen, um alles zu verstehen. Es macht ja eh keinen Sinn! Aber in jedem Fall einen Heidenspaß.
Das Théâtre de la Huchette liegt in der Rue de la Huchette 23. Die nächste Métrostation ist "Saint-Michel" oder "Saint-Michel - Notre-Dame". Man sollte in jedem Fall vorher einen Platz reservieren (telefonisch oder per E-Mail), da die Vorstellungen meist ausverkauft sind. Ein Stück schauen kostet 24 €, beide Ionesco-Stücke kosten 36 €. Es lohnt sich!


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