Als ich den Groupon-Gutschein für die “Burrateria” in Eppendorf entdeckte, war mein erster Gedanke: Ausprobieren! Ausprobieren! Unbedingt! Was dort serviert wird, hört sich nicht nur spannend und einzigartig an, sondern auch richtig lecker. Und das alles gibt zu einem Hammerpreis!
Also bestellte ich das Dreigänge-Menü “Fein” für zwei Personen und zahlte 34,50 Euro. Aha, und was gibt’s da? Thunfisch-Carpaccio-Burrata mit Fenchelspänen und rosa Pfefferbeeren, Tagliata-Rinderfilet-Burrata mit Kräutersalzkruste, Balsamico und Zuckerschotengemüse und wahlweise als Hauptgang Burrata mit Doradenfilet aus dem Ofen, Babyblattspinat und Pinienkernen sowie Orangen-Crème brûlée.
Schön, schön. Aber was ist nun so besonders an diesem Menü? Die Burrata. Käse. Genauer gesagt: ein Verwandter des Mozzarella, der ursprünglich aus Apulien stammt. Nur cremiger, sahniger und…. mmmmmmh. Nun hat dieser Käse den Weg auf die Restaurantteller gefunden, genauer gesagt: auf die Teller dieses einen Spezialitäten-Restaurants, “in dem Burrata in vielen lässigen Rezepten immer wieder neu und interessant serviert wird.” So steht es auf der Website der Burrateria.
Na, wenn sich das nicht nach einem absoluten Gaumen-Paradies anhört, was denn bitte dann?! Also: aufgehübscht, rein in die U-Bahn. Schon stehen wir vor dem unscheinbar wirkenden Restaurant. Drinnen werden wir von einem sehr freundlichen Kellner an unseren Tisch verwiesen und haben uns auf sehr bequeme Stühle gesetzt, die wie Sessel anmuten. Die Wände sind in Flieder- und Grüntönen gestrichen; Deko-Elemente, Bilder, Kunstintallationen peppen den Laden auf, der insgesamt sehr geradlinig wirkt. Trotzdem will keine warme Atmosphäre aufkommen, liegt vielleicht nicht zuletzt auch am etwas zu grellen Licht. Ein Dimmer könnte Wunder wirken…
Zu meiner Linken liegt ein iPad, mit dem man seine Bestellungen aufgibt. Über eine App. So haben wir dann unseren Wein zum Essen bestellt. Hm. Netter Gimmick, aber tut das Not? Irgendwie nicht. Vor allem passt es nicht zu einem Restaurant, das fein sein will. Es gibt auch noch weitere Kritikpunkte zum iPad, aber da gehe ich später noch genauer drauf ein.
Der freundliche und schnelle Service bringt uns den Wein und kurz darauf auch französisches Landbrot (wie passend für einen Italiener) mit Meersalz. Das Brot: weich, frisch, lecker. Zusammen mit dem Salz schon mal ein guter Einstieg. Mit Olivenöl und Balsamico, die man mit Pipetten aus Glasfläschchen saugt, ein kleiner Genuss. Wenig später bringt uns der Kellner einen Gruß aus der Küche: eine Feige, neben welcher Burrata liegt. Als wir fertig sind, fragt uns der Service, ob wir denn auch zufrieden sind. Keine Frage, sind wir.
Ein wenig Warten (Das ist gut! Da Zeichen für frische Zubereitung) und schon steht das Thunfisch-Carpaccio samt Burrata vor uns. Lecker! Ach was, ein Traum! Allerdings musste ich und mein Freund nachsalzen, was der Kellner erstmal verwundert auffasst: “Salz?!” Naja, das mit dem Salz ist eben immer bei jedem anders, der eine mag mehr, der andere weniger. Immer noch besser als versalzen. Deswegen sehe ich wenig Salz auch nicht als Kritikpunkt. Zum Thunfisch-Carpaccio gibt’s übrigens auch noch rosa Pfefferkörner und Fenchelspäne. Und das hat mich richtig überrascht: Pfeffer und Fenchel sind nicht penetrant – im Gegenteil. Sie haben dem Ganzen eine eigene Note gegeben. (Und ich bin eigentlich eine Fenchel-Geschädigte, aber das ist ein anderes Thema).
Oh, also wenn’s so weitergeht, dann ist dieses Restaurant bombig! Das wird’s, versichert der nette Kellner. Ja, damit hat er auch recht. Aber hier kündigt sich auch schon ein Kritikpunkt von meiner Seite aus an. Dazu komme ich gleich. Mein Freund und ich bekommen beide unseren Hauptgang serviert. Ich habe das Tagliata-Rinderfilet vor mir stehen, für meinen Freund gibt’s die Dorade aus dem Ofen. Beides wird mit Burrata serviert. Tja, und hier wird nun der Star des Restaurants zum Problemfall. Denn wie beim Gruß aus der Küche, der Vorspeise und unseren beiden Hauptgerichten, liegt die Burrata nur lieblos daneben. Sie ist immer gleich angemacht – und zwar mit ein paar Spritzern Olivenöl. Das war’s. Und als wir zwischen den Gängen auf dem iPad herumtippen, sehen wir, dass es scheinbar bei allen Gerichten so ist. Langweilig. Warum kann man den Käse nicht mal als Soße, als Füllung, als Kruste etc. verarbeiten – oder zumindest ab und an einfach anders würzen? So wie er aktuell in die Gerichte eingebunden wird, ist er nicht Star, sondern Statist, denn spätestens nach dem ersten Gang kennt man ihn. Ja, er ist auch lecker, aber man will doch Variation…
So, aber nun zurück zu unseren Hauptgängen. Die haben wir uns übrigens beide geteilt. Der Fisch war klasse, sehr zart, zerging im Mund wie Butter. Auch die Spinatblättchen waren gut. Was das Rinderfilet betrifft: Es war perfekt gebraten, sehr schön rosa. Das Fleisch war zart, aber es geht zarter, viel zarter (wie z.B. im “Trader Vics”, so gutes Rind habe ich noch nie im Leben gegessen).
Als letzten Gang gab’s die Orangen-Crème brûlée. Ihr würde ich eine 2 Minus geben. Zwar war die Zuckerkruste sehr knackig, aber die Crème hätte vollmundiger schmecken können. Ihr fehlte einfach der letzte Schliff. Interessant fanden wir auch, dass die Nachspeisen alle ohne Burrate gemacht werden. Warum? Es ist doch die Burrateria? Gruß aus der Küche, Vorspeise, Hauptgang… neben allem liegt Burrata, nur die Nachspeise wird hier ausgelassen. Konsequent ist das nicht. Auch hier könnte man z.B. einen Käsekuchen aus Burrata machen.
Trotzdem: Es sind nur Kleinigkeiten, die ich zu bemängeln habe. Ingesamt ist die Burrateria (Eppendorfer Baum 38, 20249 Hamburg) einen Besuch wert. Der Käse ist schon ein echter Genuss, nur wird er eben nicht variiert. Allerdings sollte man schon drei Gänge essen, denn von einem allein wird man ganz sicher nicht satt. Die Portionen sind sehr klein.
So, jetzt mache ich einen krassen U-Turn und komme nun noch einmal auf das iPad zurück: Es bietet keinen Mehrwert. Es ist unnützer Schnickschnack. Die App erklärt z.B. nicht, was Burrata ist. Es könnten z.B. auch Videos (die auch ohne Ton verständlich sind) und Infos über Apuilien drin sein sowie zur Herstellung des Käses. Kleine Biografien über das Restaurantteam – und viel, viel mehr. Also: Wenn man da schon so ein Ding auf dem Tisch liegen hat, dann sollte es einen Mehrwert bieten. Um zu erfahren, was eine Burrata ist, muss ich über Umwege die klassische Website aufrufen bzw. kann ich es dann auch gleich über Google suchen…
Maximale Punktzahl pro Kategorie: 5.
Service: 4,5
Ambiente: 3,5
Preis: 5 (durch den Gutschein ca. 60 Prozent Preiserlass), ohne Gutschein 4 Punkte
Essen: 4
Raffinesse: 4
Gesamt: 4 Sterne
P.s: Ich würde mich über Berichte zu Euren/Ihrer Erfahrungen freuen!