Pankow gegen Peniswerbung

m_piss_01Der Bezirk Pankow geht mal wieder neue Wege vor allen anderen und diskutiert derzeit über sexistische Werbung sowie über ein generelles Männerbild und Rollenklischees. Badehosen-Jungen, die locker Beachvolleyball spielen, Handwerker, die in Automotoren rumschrauben, halbnackte Kerle, die sich im Bett wälzen. In der Werbung wird mit vielerlei Reizen um Aufmerksamkeit potenzieller Kundschaft gebuhlt. Werbung ist überall, an Straßen, Hauswänden, Laternen. In Pankow will man der optischen Flut wenigstens teilweise zu Leibe rücken: Im Bezirksparlament wurde am Mittwochabend über Möglichkeiten debattiert, sexistische, männerfeindliche oder allgemein diskriminierende Werbung zu verbieten.

Den Antrag hatten alle Fraktionen außer der CDU – also die Grünen, die SPD, die Linken und die Piraten – ins Plenum eingebracht. Er ist eine Antwort auf einen erfolgreichen Einwohnerantrag, mit dem eine Bürgerinitiative Werbung generell verbieten lassen wollte. Da dies von allen Fraktionen für unrealistisch gehalten wird, will man wenigstens beim Thema Sexismus eingreifen. Der Anschein sexueller Verfügbarkeit auf vielen Werbetafeln könnte zu realen Übergriffen auf Männer führen.

„Wenn ein Mann im kurzen Badehosen für Moden wirbt, ist das okay. Wenn er in Badehose für Bier oder Motorräder wirbt, ist das sexistisch“, sagte eine der BezirksverordnetInnen, die gerade nichts anderes vor hatte,  als sich mit solch einem Schwachsinn zu beschäftigen.  In der Debatte geht es generell um ein Mannsbild, das durch „begehrenswerte David-Beckham-Maße“ zu Ess-Störungen bei Jungen führen könnte. Und um Rollenklischees, die man vermeiden will, wie das des „dekorativen Heimwerkers“. Niemand der Antragsteller will, dass Jungen das Rasenmähen oder das Zusammenschrauben von IKEA-Regalen als begehrenswertes Lebensbild ansehen.

Verwirklicht werden könne das allerdings nur auf den Werbetafeln auf die das Bezirksamt Zugriff hat. Die restliche Werbung müssen Gegner weiterhin akzeptieren oder ignorieren: Für diese sind entweder der Senat oder Private zuständig.  Männerfeeindlicher Sexismus in der Werbung ist auch in der grünen Landespartei Thema. Die Delegierten stimmten beim letzten Parteitag für einen Antrag der eines männer- und geschlechterpolitischen Sprechers, in dem Partei und Fraktion aufgefordert werden zu prüfen, wie sexistische Werbung in Berlin rechtlich eingeschränkt werden kann. In dem Antrag wird die Sichtweise des Deutschen Werberates zurückgewiesen, der bei der Beurteilung eines Plakats von einem „verständigen Durchschnittsverbraucher“ ausgeht. Den gebe es nicht, argumentieren die Grünen, man müsse vielmehr die Perspektive von Kindern und Jugendlichen zugrunde legen, die ständig mit Werbung konfrontiert würden.

Der Werberat hat sich jetzt in einem Brief an die Bezirksverordneten gewandt und bedauert, dass es vor dem Antrag kein Gespräch gegeben habe. Eine Rechtsanwältin und Sprecherin des Werberates kritisierte die pauschale Einstufung von Heimwerkern als Geschlechterstereotypen: „Das diskriminiert Millionen von Männern in Deutschland.“ Produktwerbung beschränke sich in der Regel auf einen Aspekt. Bohrmaschinen, Akkuschrauber etc. kämen nun mal im Haushalt zum Einsatz. „Und um diese Arbeit kümmern sich – nach wie vor – ganz überwiegend Männer.“


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