Panettone oder Wie ein Küchenjunge seinen Chef rettete

Bauli_VerpackungIn diesem Jahr 2014 ist die Vorweihachtszeit für mich komplett ausgefallen. Leider habe ich mich genötigt gefühlt, in meinem Zuhause eine Wand herauszunehmen und aus zwei kleinen Zimmern ein großes zu machen, und leider hat diese Aktion vom 1. bis zum 23. Dezember gedauert. Also keine Kölner Weihnachtsmärkte, keine Kerzen, keine Lichter im Fenster, dafür ein diszipliniertes Leben auf einer staubigen Baustelle.

Mittenrein in diese Zeit platzte Michele Bauli.Bauli stellt in seiner Familienbäckerei in Verona seit 90 Jahren Panettone her, die Weihnachtskuchen, die in italienischen Familien in der Vorweihnachtszeit und an den Feiertagen nicht fehlen dürfen, so wie bei uns Weihnachten ohne Christstollen kein Weihnachten ist. Die Agentur von Bauli fragte an, ob ich Interesse hätte, den Panettone zu probieren – gern auch als Abschluss eines Menüs in einem italienischen Lokal in Köln – und meine Erfahrung in einem Beitrag mit anderen teilen wolle.

Auf einem anderen Blog gern, auf diesem hier nicht, da er generell unabhängig bleiben soll von Herstellern und ihren Wünschen. Hier möchte ich schreiben können, dass mir persönlich solche Weihnachtskuchen im allgemeinen zu süß und zu reichhaltig sind, ob sie nun Christstollen heißen oder Panettone. Aber mich bringt die Geschichte des Panettone auf Gedanken, denen ich nur hier freien Lauf lassen kann.

Panettone sieht für mich aus wie eine kuppelförmige Kopfbedeckung eines Adeligen oder Kirchenmannes. Die Kuppelform stärkt aus Feng Shui-Sicht den Bereich der Kinder bzw. der kreativen, geistigen Projekte, aber auch den Bereich der Mentorenschaft. (Sollten Sie hier Fragen haben, rufen Sie mich einfach an.) Interessant dazu ist zu lesen, wie der Panettone entstand, nämlich als Notlösung am Heiligabend 1497 am Hof von Ludovico Sforza. An dem Abend war dem Küchenchef nämlich das Brot für das herzogliche Bankett verbrannt und die Aufregung im Gemäuer entsprechend groß. Der Küchenjunge Antonio zeigte sich lösungsorientiert: Im größten Gejammer nahm er sein eigenes Weihnachtsgeschenk der Küche, ein kleines Stück Sauerteig, knetete es durch und peppte es mehrmals auf mit Weizenmehl, Eiern, Zucker, Rosinen und kandierten Früchten, bis daraus ein weicher Teig entstand, der sehr stark aufging und nach dem Backen innen recht “fluffig” war. Damit waren der Hintern des Küchenchefs und das Bankett gerettet, der Herzog war von dem “Brot” begeistert und nannte ihn nach seinem Erfinder “Pane die Toni”, das Brot von Toni.

Es war also ein Kind, das die Idee für diesen Weihnachtskuchen hatte und umsetzen konnte. Um seine Fähigkeiten bis dahin auszubilden, brauchte es einen starken Mentor, den es wohl im Küchenchef gefunden hatte. Der Sauerteig ist die Basis des Panettone, die Seele des Gebäcks, und er wird einmal angesetzt und dann gehütet und geteilt, damit er für viele Gebäcke reicht.  Genossen wird der Panettone in der Familie und mit Freunden und der Legende nach hebt der Hausvorstand – der Vater, der den Panettone anschneidet – eine Scheibe davon für das nächste Jahr auf. Der Vater gilt im Feng Shui auch als der erste Mentor.

Eine Idee real werden lassen und seine Erfahrungen weitergeben ist für mich das Thema, das der Panettone aufgreift. Ich bin selbst Mentorin, das heißt, ich leite Menschen an, gut für sich zu sorgen und trainiere sie, ihr Wissen, das sie von mir bekommen haben, an andere weitergeben zu können. Die Bauli-Einladung habe ich demzufolge natürlich mit meinem Mentee wahrgenommen, was unsere Beziehung weiter gestärkt hat. Ob man sich mit dem Genuss des weizenhaltigen Panettone in Zeiten von Glutenunverträglichkeit und Allergien etwas Gutes tut, darf jeder für sich entscheiden – wärmend für Leib und Seele ist er ganz sicher.

Haben Sie den Panettone schon mal probiert? Haben Sie vielleicht sogar eine kleine Geschichte dazu? Schreiben sie mir, ich freu mich drauf, sie zu lesen.

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