Der Weg hatte schon bessere Zeiten hinter sich, aber ich stelle fest, dass die kleine Ortschaft auf einem Hügel liegt und somit von den Fluten verschont wurde. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, in „Sicherheit” zu wiegen.
Immer noch überflutet - aber links kann man sehen, dass es berauf geht
Nach einem kurzen Fußmarsch läd er mich gleich in sein bescheidenes Zuhause ein, wo er mir neben seinen Feldfrüchten auch die Destillationsanlage und seine Bibel zeigt, auf die er sichtlich stolz ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass er mir allerhand Interessantes erzählt hat, nur verstehen konnte ich es nicht.
Aber wie gesagt: Ungarn sind zäh.
Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, hat er mich entweder gefragt, ob ich gerne Pörkölt esse, oder ob ich es kenne.
Aus Mangel an anderen Wörtern konnte ich ihm nur sagen, dass ich es kenne, und dass Pörkölt auch sehr gut ist. Damit habe ich einen Nerv getroffen. Er kann sich vor Freude kaum halten – wir müssen unbedingt zu einem Freund von ihm.
Bekomme ich jetzt tatsächlich ein Pörkölt?
Nach kurzer Fahrt kommen wir bei einem gebildet wirkenden Herrn an, der ebenfalls sehr erstaunt über den seltenen touristischen Besuch ist. Englisch kann er zwar ebenfalls nicht, aber er findet es lustig, immer wieder ein paar deutsche Wörter einzustreuen.
Wie oft habe ich schon von der fast schon sagenumwobenen ungarischen Gastfreundschaft gehört – jetzt setzt der Herr, bei dem ich eingeladen wurde einen großen Topf mit Pörkölt auf.
Pörkölt-Topf
Meinen neuen Freunden schien es gefallen zu haben, dass sich ein Österreicher die Gegend anschaut – also läd man ihn ein.
Von so einer spontanen Einladung ist man erst einmal platt. Auch das wollten meine Gastgeber ändern.
Mit Pálinka.
Pálinka ist ein ungarischer Obstschnaps, der es noch dazu in sich hat. Speziell für einen bekennenden Antialkoholiker, der aus Respekt vor dem Gastgeber nicht „Nein“ sagen wird.
Das Zeug war wirklich stark. Meine etwas hilflosen Gesten, die anschaulich machten, dass das wahrscheinlich auch in Zukunft nicht mein Lieblingsgetränk wird haben meine beiden Gastgeber lediglich dazu veranlasst zu lachen mir noch eine Flasche von diesem Teufelszeug zu schenken.
Bevor ich mich wieder richtig fassen konnte stand auch schon der Topf mit dem ungarischen Nationalgericht auf dem Tisch.
In Österreich halte ich mich für gewöhnlich von jeglichen gulaschartigem Zeug fern… Dieses Mal war ich umso neugieriger, was unsere Nachbarn wohl auftischen würden.
So sieht Pörkölt aus - für einen Nichtungarn ist es das Gleiche wie Gulasch
Das Ergebnis – konnte sich sehen lassen. Selten habe ich etwas derart Wohlschmeckendes zu mir genommen. Es war pikant bis leicht scharf, sättigend hatte das „gewisse Etwas“, das man in Restaurants leider vermisst. Gastfreundschaft ist etwas Großartiges. Auch wenn wir linguistisch nicht über eine Grundkonversation hinausgekommen sind – manchmal muss man eine Sprache nicht verstehen, um sich mit den Menschen unterhalten zu können.
Äpfel hab ich auch geschenkt bekommen
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