Nach dem Mordanschlag der Taliban auf die 14jährige Malala Jousafzai vor einigen Wochen zeigte sich in der Weltöffentlichkeit ein anderes Pakistan, als bisher medial vermittelt worden war: Ein Land in dem die Menschen gegen die Terroristen, für fundamentale Menschenrechte und insbesondere auch das Recht von Frauen auf Bildung demonstrierten. Mit dem Mordanschlag auf das Mädchen haben die Taliban die pakistanische Gesellschaft herausgefordert und mobilisiert.
Malala Yousufzai – die sich seit Jahren für das Recht von Mädchen und Frauen auf Bildung und gegen die frauenfeindlichen Parolen der Taliban eingesetzt hat – befindet sich in einem englischen Hospital und ist auf dem Weg der Genesung. Mittlerweile wird sie von zehntausenden Menschen auf der ganzen Welt für den Friedensnobelpreis 2013 vorgeschlagen. Allerdings haben sich nun auch religiös-fanatische islamische Unterstützer der Taliban in England zu Wort gemeldet: sie wollen eine Fatwa gegen Malala erlassen, weil sie „die Schlüsselsymbole des Islams, wie den Hijab und den Jihad“ lächerlich gemacht haben soll.
Rechtfertigt in Europa das Recht auf Religionsfreiheit und das Recht auf Meinungsfreiheit jede noch so dreiste und kriminelle Äußerung von Gottesanbetern?
In Pakistan geht das gesellschaftliche Ringen um bessere Lebensbedingungen, um Bildung für alle und insbesondere für Frauen jedoch weiter. Für den Tagesspiegel hat jetzt Ingrid Müller aus Karachi über die aktuelle Situation der pakistanischen Gesellschaft berichtet. Im Mittelpunkt der Reportage steht eine 53jährige Managerin, Shirin Naquve, die sagt, das Demokratie nichts für Analphabeten sei, und die deshalb für Bildung kämpft. Die Autorin berichtet von den interessanten Aktivitäten dieser Frau und gibt Einblicke in gesellschaftliche Strukturen und Mentalitäten in Pakistan