Guillermo Del Toro ist ein Name, mit dem man einen ganz bestimmten visuellen Stil in Verbindung bringt. Seine Filme leben vor allem von den völlig ausgeflippten Design-Ideen, den teilweise völlig übertriebenen Charakteren und den nicht minder abgefahrenen Storys. Die Kostüme und das Monsterdesign sind stets einmalig und man erkennt den Del Toro sozusagen immer sofort. Bisher hat er Filme gemacht, in denen sein Stil immer irgendwie ungewohnt und neu aussah. Der fette Obervampir in „Blade 2“ stand in wildem Kontrast zum absolut durch gestylten und regelrecht geleckten Wesley Snipes. Der gehörnte Pan in „Pan's Labyrinth“, der immer irgendwie auch bedrohlich wirkte, lief Sturm gegen das harte und dreckige Szenario des spanischen Bürgerkrieges. War man im Moment nur aufpolierte und perfekt inszenierte Comic-Bombast-Verfilmungen gewohnt, kommt Del Toro mit „Hellboy“ daher, der so viel anders war, als man es von Comichelden gewohnt war. Del Toro ist also immer einen Hingucker wert. So auch in seinem neuesten Streich „Pacific Rim“.
Das ist mal wieder dumm gelaufen für die Menschen. Jahrelang haben sie immer ins Weltall geguckt und gedacht, der Angriff irgendeiner aggressiven Alien-Spezies würde von oben kommen. Die Viecher haben es aber irgendwie geschafft, ein Dimensionstor mitten im Pazifik aufzubauen. Die ersten Monster kommen an Land und zerstören ganze Städte, bis sie endlich besiegt werden können. Nachdem das dreimal passiert ist, dachten sich die Menschen, dass hier was nicht stimmt. Das sogenannte Jaeger-Programm wurde ins Leben gerufen. Sie bauten riesige Roboter, die stets von zwei Piloten über eine neurale Verbindung gesteuert werden können. Mit diesen Jaegern waren die Monster absolut problemlos zu besiegen. Die Menschen taten also das, was sie immer tun; sie wurden ganz schön selbstsicher. Das ging nur solange gut, bis die Monster immer größer wurden. Der erste Kampf zwischen Kaiju – so werden die Viecher genannt - und Jaeger geht nicht so gut aus und die Maschine wird zerstört. Dieser Trend setzt sich immer weiter fort und so langsam gehen den Menschen die Optionen aus, während die Abstände zwischen den Angriffen immer kürzer werden.
Zu Beginn muss man feststellen, dass „Pacific Rim“ vor allem eine Sache geschafft hat; der Film reanimiert ein ganz spezielles Sub-Genre, welches ich vor allem als Jugendlicher absolut nicht missen wollte. „Pacific Rim“ ist der erste, ausgewachsene Sommer-Blockbuster, seit sehr vielen Jahren. Vielleicht war „The Avengers“ erfolgreicher und vielleicht war „Dark Knight Rises“ anspruchsvoller, aber „Pacific Rim“ hat mich mit jeder Faser an solch Kinoerlebnisse, wie „Independence Day“ und „Armageddon“ erinnert. Das liegt an dem Stil, der dem Zuschauer mit einer gewissen Naivität ins Szenario einführt. Die Figuren entsprechen allesamt den klassischen Konstellationen: Es gibt den Helden, an den keiner glaubt – er selbst am aller wenigsten. Es gibt den grimmigen General, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt zu retten. Es gibt die Frau, die es in einer harten, von Männern dominierten Welt, ganz nach oben schaffen will. Das ausgeflippte Wissenschaftler-Duo ist dabei, der unsympathische Antagonist, der zum Ende natürlich merkt, wie glorreich und gut unser Held ist. Nichts lässt der Film aus. Obendrein wird dem Zuschauer immer wieder und wieder die Situation erklärt, damit wir auch ja nicht vergessen, was Kaijus sind und wie das mit der neuralen Verbindung und „dem Drift“ funktioniert.
Und dann gibt es natürlich die Kampfszenen. Die sind super-spektakulär und ich habe so etwas in derartigen Dimensionen noch nicht gesehen. Die Monster sehen allesamt unterschiedlich aus und bekommen immer eigene Namen. Das gleiche gilt für die Jaeger. Im Zuge der Angriffe hat sich fast ein eigener Kultur-Zweig gebildet. Es gibt Menschen, die die Kämpfe zwischen Jaeger und Kaijun, wie einen Wettstreit bewerten. An manchen Stellen wird der Kampf zwischen den Giganten auch so inszeniert. Das ist filmisch echt neu und cool, fällt aber insgesamt kaum ins Gewicht. Beim Monster-Design haben wir dann auch endlich den Del Toro im Film, dessen Stil ansonsten nicht unbedingt dem entspricht, was man von dem Spanier gewohnt ist. Die Viecher sind so groß, wie Wolkenkratzer und können nicht nur einstecken, sondern auch austeilen. Es entbrennen unglaubliche Materialschlachten und es gelingt Del Toro tatsächlich, jedem dieser Kreaturen eine eigene charakterliche Note zu geben. Ein Kniff, den man eher in alten Monsterfilmen aus Japan finden würde. Was das zitieren anderer Filme angeht, oder das – nennen wir es mal: „ausleihen“ ganzer Designelemente aus anderen Werken, läuft Del Toro zu Höchstformen auf. Nicht umsonst erinnert die Monsterjagd an den japanischen Videospielklassiker „Monster Hunter“, denn auch dieses Spiel bedient sich bei der klassischen Mythologie, der nicht zu Letzt auch Godzilla zu Grunde liegt. Des Weiteren haben wir Elemente aus „Mech-Warrior“ und die Kampfanzüge erinnerten mich sehr stark an „Mass Effect“.
Man könnte noch einiges mehr finden, aber das sprengt womöglich den Rahmen auf die gleiche Weise, wie ein Kaiju die sogenannte Schutzmauer einfach sprengt.
„Pacific Rim“ hat Spaß gemacht. Neben den zusammen geklauten Elementen, die von ihrer Oberflächlichkeit und Naivität an klassische Sommer-Blockbuster erinnern, wird man vor allem mit unfassbar spektakulären Kämpfen beschenkt. Die unglaublichen Dimensionen nutzen sich zwar relativ schnell ab, aber zumindest ist die Dramaturgie des Filmes so abwechslungsreich gelungen, dass man das gar nicht sofort merkt. Kriegt Del Toro jetzt eigentlich den Zuschlag für „Hellboy 3“ Bitte, bitte, bitte!
Pacific Rim (USA, 2013): R.: Guillermo Del Toro; D.: Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Ron Perlman, u.a.; M.: Rmain Djawadi; Offizielle Homepage
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