Noch vor ein paar Jahren habe ich mich wenig damit beschäftigt, wo meine Kleidung herkommt und woraus sie eigentlich besteht. Wichtig war mir, dass sie gut aussieht und möglichst nicht zu teuer ist, denn als Schülerin bzw. Studentin ist der Geldbeutel ja bekanntlich nicht allzu groß. Natürlich habe ich nie echten Pelz getragen und kurze Zeit nachdem ich Vegetarierin wurde, habe ich auch vermehrt darauf geachtet, keine Lederprodukte mehr zu tragen.
Ich finde es erschreckend, wie viel Leid oft hinter unserer Kleidung und allgemein den Produkten, die wir konsumieren liegen. Seien es unmenschliche Arbeitsbedingungen oder quälerische Tierversuche. Dafür, dass wir in Massen billig konsumieren können, müssen andere leiden. Das klingt jetzt vermutlich härter, als es eigentlich sollte. Dabei möchte ich ganz gewiss niemanden angreifen. Ich weiß, wie schwer es ist, seine Gewohnheiten umzustellen und ich bin selbst alles andere als perfekt.
Oftmals weiß man gar nicht, was hinter dem, das man da gerade trägt steckt. Und genau darum soll es in dem heutigen Post eigentlich gehen. Denn der Pullover, der ich in dem heutigen Outfit trage, ist das perfekte Beispiel dafür. In den meisten Fällen können wir uns gar nicht vorstellen, dass für ein bisschen Wolle wie in diesem Fall, Kaninchen die schlimmsten Qualen erleiden müssen (genaueres dazu erfahrt ihr hier).
Mein Pullover besteht aus Angora-Wolle. Das wusste ich nicht, als ich ihn gekauft habe, denn er ist ein Second-Hand-Produkt von Kleiderkreisel. Aber seien wir ähnlich: Selbst wenn ich es gewusst hätte, ich hätte zu dem Zeitpunkt vor gut drei Jahren als ich den Pullover gekauft habe überhaupt nichts mit dem Begriff Angora-Wolle anfangen können. Ich wusste, dass das ein sehr hochwertiges Produkt ist, doch mehr nicht.
Als ich nun von dem Leid, das dahinter steckt erfahren habe, habe ich den Pullover einen Winter lang im Schrank liegen lassen. Auch heute habe ich ab und an noch ein ungutes Gefühl dabei, wenn ich den Pullover trage. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, den Pullover zu tragen. Für gewöhnlich weiß niemand aus was für einem Material er ist, sodass ich das Tragen von Angora-Wolle damit nicht propagiere. Außerdem gefällt mir der Pullover wegen seinem Schnitt, seinem Muster und seinen Farben. Die Wolle finde ich um ehrlich zu sein sogar etwas kratzig.
Ausschlaggebend war für mich jedoch, dass ich nichts dadurch ungeschehen mache, wenn ich den Pullover nicht mehr trage. Der Pullover stammt ursprünglich von H&M und die bieten mittlerweile keine Angora-Produkte mehr an. Durch meinen Kauf unterstütze ich also auch nicht weiter die Angora-Industrie, insbesondere auch, da der Pullover Second-Hand gekauft wurde. Ähnlich sehe ich es auch mit dem Tragen von Echtpelz. Ich selbst könnte nie ein totes Tier an mir tragen, doch wenn jemand das Bedürfnis dazu hat, so ist es mir doch lieber, wenn er den Mantel gebraucht kauft und damit nicht unterstützt, dass noch weitere Tiere getötet werden.
Ich hoffe, dieser Post hat euch nicht allzu sehr verschreckt. Ich habe überlegt, zu diesem Outfit einen Post zu verfassen, in dem ich darüber schreibe, wie schön das Muster und die Farben des Pullovers zu meinem Fake-Leder-Rock passen, denn ja dieses Outfit gefällt mir optisch wirklich gut. Letztendlich wäre mir das jedoch unpassend vorgekommen. Ich denke, wenn man die Möglichkeit hat, auf Missstände aufmerksam zu machen, dann sollte man das auch tun.