Oscars: Warum es beim Super-Bowl der Filmbranche diesmal keinen Starrummel gibt

Oscars: Warum es beim Super-Bowl der Filmbranche diesmal keinen Starrummel gibt

Angesichts der jüngsten Flut an Sex-Enthüllungen und in Zeiten der #MeToo- oder Time´s-up-Bewegnungen ist in Hollywood ohnehin seit langem niemanden richtig zum Feiern zumute. Die 90. Academy Awards (Oscars) Sonntagabend im Dolby Theatre in L.A. scheinen die depressive Grundstimmung in der Traumfabrik zu reflektieren - das angesagte kühle, regnerische Wetter fürs Oscar-Wochenende passt dazu.

Ein Top-Produzent sagte zur New York Post: "Kaum zu glauben, dass die Oscars vor der Türe stehen - niemand schert sich darum..."

Im Rennen um die 3,5 Kilo schweren Goldstatuen sind diesmal kleinere, unabhängige Filmproduktionen - auf der Liste der Nominierten sucht man vergeblich nach großen Namen der Filmbranche:

  • Beim besten Film gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen „Das Flüstern des Wassers" (13 Nominierungen) und "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", einem wenig schmeichelhaften Porträts Amerikas.
  • Favorit als bester Schauspieler ist Gary Oldman als Winston Churchill in Darkest Hours, zur besten Aktrice dürfte "Billboards"-Hauptdarstellerin Frances McDormand als nach Rache für den Tod ihrer Tochter suchenden Mutter gekürt werden.

Die diesjährigen Oscars würden sich wie ein "Indie"-Filmfest anfühlen, wird in der Szene gelästert. Grund für den Vormarsch unabhängiger Produktionen mit Mini-Budgets soll auch der große Umbruch im Filmgeschäft sein: Streaming-Riesen wie Netflix, Amazon, Hulu oder HBO dominieren den Unterhaltungsbereich mit einer Flut an TV-Serien, im Kino landen nur mehr große Superhelden-Blockbuster oder eben kleinere Indie-Produktionen.

Politik am Rotem Teppich

Am Roten Teppich und im Saal mit 3500 VIPs dürfte es auch recht politisch werden: Viele der Promis werden Anstecknadeln gegen Waffengewalt nach dem Florida-Massaker tragen, oder "Time´s Up"-Symbole als Ausdruck einer neuen Post-Weinstein-Ära in Hollywood.

Gastgeber Jimmy Kimmel dürfte sich bei seinen Monologen ebenfalls kein Blatt vor den Mund nehmen - der Star-Talker hatte bereits im Vorjahr US-Präsidenten Donald Trump in die Mangel genommen.

Die Augen richten sich auch auf TV-Star-Moderator Ryan Seacrest, der am Roten Teppich wie jedes Jahr für Interviews abgestellt ist. Gegen den Star des Senders "E!" gab es zuletzt ebenfalls Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Übergriffe gegen die ehemalige Stylistin Suzie Hardy. Seacrest soll ihr in den Schritt gefasst und ihr einen harten Klaps auf den Po gegeben haben. Die Frage jetzt: Wie viele der Promis werden seine Interviews boykottieren?

Paranoide Filmstudios haben zusätzlich den Zugang für Reporter bei den berühmten After-Partys eingeschränkt aus Angst vor neuen, möglichen Skandalgeschichten. Fox Searchlight, Focus/Universal, A24 oder Sony Pictures Classics wollen sogar die Presse komplett fernhalten, berichtet showbiz411.

Photo by James Cridland Oscars: Warum es beim Super-Bowl der Filmbranche diesmal keinen Starrummel gibt

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