Orientierungssinn

Ich sitze gerade in einem Café. Da ich in meinem Haus keine Küche und Kühlschrank habem bin ich darauf angewiesen, irgendwo was Trinkbares herzubekommen. Und da setze ich mich dann meist auch für einen Kaffee einfach mal hin. Okay, aber darum geht es mir jetzt gar nicht.
Was mir in den Cafés immer auffällt: Da stehen Vietnamesen vor dem Café und telefonieren, weil sie sich verabredet haben und wissen wollen, wo der zu Treffende sitzt. Nun sitze ich gerade hier und sehe, wie an meinem Nebentisch eine Vietnamesin angerufen wird. Ich sehe auch die Anruferin, die vor dem Café steht. Das ist nämlich sehr klein. Und es gibt nur einen Eingang in einen Raum mit knapp 30 Quadratmetern. Ok. Die beiden quatschen. Es wird aufgelegt. Und ich sehe die Anruferin sich in Bewegung setzen… Aber sie bewegt sich nicht zur in 5 Meter geradeaus liegenden Tür. Sondern geht erst einmal nach rechts. Dort ist eine eindeutig verschlossene und mit einem schweren Eisenschloss gesicherte Tür. Da vor der Tür auch Motorräder abgestellt sind, kommt man eigentlich nicht ran. Nun steht sie da, weiß nicht weiter. Sie geht zwei Meter zurück. Und fragt nun den Kellner, wo???? Der zeigt in die zwei Meter entfernte Tür. Das Café ist jetzt nicht unübersichtlich, sondern eines dieser typischen dreiteiligen: Ein Stockwerk, drinnen ein großer Raum mit Tischen, davor ein kleiner Vorplatz mit Tischen und dann noch auf dem Bürgersteig Plastiktische. Man betritt es durch ein Tor, das genau auf die Tür mit dem Raum zeigt…Ich habe dennoch schon drei Vietnamesen gesehen, die sich hier verlaufen haben.
Ich würde diese Story jetzt nicht schreiben, wenn es nur ein Einzelfall wäre. Tatsächlich habe ich bemerkt, dass Vietnamesen hier so gut wie überhaupt keinen Orientierungssinn haben. Anscheinend ist der Orientierungssinn das, was man „kulturell konstruiert“ nennt. Sprich, biologisch gesehen ist er zwar vorhanden, aber Erziehung und Kultur führen nicht zu seiner Ausprägung. Selbst gut gebildete Akademiker können kaum Karten lesen. Die Abstraktion fehlt vollkommen: Vietnamesen können nur sehr erschwert die reale Umgebung in Karten umsetzen. Mit Vietnamesen unterwegs zu sein und nach Karte zu fahren ist unmöglich. Vietnamesische Geografen, Geodäten etc. müssen quasi diesen Orientierungssinn vollständig entwickeln und erlernen.  Bevor Empörung ausgelöst wird. Nein, ich bin nicht rassistisch. Der Orientierungssinn muss tatsächlich erlernt werden. Wir Europäer werden halt sehr früh daran gewöhnt. Es ist kein Zeichen von Dummheit. Ein Beispiel: Ich kann zum Beispiel auch kein Buch in Blindenschrift lesen. Ich habe es einmal versucht. Ich merke nicht einmal, dass da Punkte sind. Weil ich dafür nicht konditioniert bin. Wäre ich blind, müsste ich diesen Tastsinn schärfen.
Als Archäologe und Ethnologe fasziniert mich dies immer wieder: Wie doch für mich als selbstverständlich erscheinende Dinge doch nicht so universell sind.

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