Die wiederum sehr hitzig und noch mehr völlig konfus geführte mediale Pseudo-Diskussion um Patriotismus, Rassismus, Nationalismus, „Wiener Blut“ (und türkische Milch) und alles, was damit zusammenhängt, zeigt eines sehr deutlich:
Der gesunde Menschenverstand hat sich aus der öffentlichen Diskussion schon lange verabschiedet.
Es liegt schon geraume Zeit zurück, daß man in der Erörterung diesbezüglicher politischer Probleme das Offenkundigste auszusprechen wagte, nämlich, daß es eine “Ordnung der Liebe“ (ordo amoris) gibt. Das ist von der Natur der Sache und ausdrücklich von der Lehre des Neuen Testamentes her klar und evident:
Liebe ist nur real, wenn sie konkret umgesetzt wird. Niemand darf prinzipiell von der Absicht des Wohlwollens (intentio benevolentiae) ausgeschlossen werden, aber freilich ist dieses Wohlwollen in aktiver Form sinnvollerweise zunächst den Menschen der nächsten Umgebung entgegenzubringen: der Familie, dem Nachbarn, dem Kollegen, dem Freund, den Verwandten u. s. w. Darum spricht man auch von „Nächstenliebe“, da ja eine „Fernstenliebe“ keinen wie immer gearteten realen Effekt zeitigen kann.
In einem analogen Sinn gilt dieses oben genannte Wohlwollen auch den Strukturen und ihren Angehörigen, die uns nun mal näher sind: Dorf oder Stadtteil, Stadt, Bundesland, Kanton oder Region, Staat. Natürlich wird sich ein Wiener Politiker um die Sorgen der in Wien lebenden Menschen zu kümmern haben. Um welche sonst? Analoges gilt für die Politiker anderswo.
Würde sich jeder einzelne und jeder Politiker an diese Rangordnung halten, wäre viel Verwirrung und Chaos beseitigt und vor allem würden konkrete Effekte dieses Wohlwollens schnell greifbar werden. Da aber heute viele von „globaler Verantwortung“, „Integration“, „niemanden zurücklassen“ und „Bewegungsfreiheit für alle“ u. dgl. herumschwadronieren, ohne ihre Ziele offenzulegen, ist viel Konfusion eingetreten. (Oder drastischer gesagt: Nicht jeder, der Herrn Strache wegen „Ausländerfeindlichkeit“ und „Rassismus“ kritisiert, will schon seinem eigenen Nächsten wohl.)
Vielleicht wollen die Schwadronierer auch von der Liebe überhaupt gar nichts wissen? Vielleicht haben sie gar keine Absicht des Wohlwollens und brauchen daher keine Ordnung der Liebe? Vielleicht geht es ihnen um Gesellschaftsveränderung im Sinne einer der vielen wahnwitzigen Utopien, die zwar viel versprechen, aber keinen konkreten Einsatz der Liebe fordern, und am Ende viele Tote zurücklassen? Wie im Marxismus? So sieht es jedenfalls aus.
Nein, jeder, der sich in dieser Diskussion zu Wort meldet, muß sagen, ob er dieses Wohlwollen will oder nicht. Wenn er es nicht will, möge er als Haßprediger demaskiert und gemieden werden.
Der morgige 28. August ist im katholischen Kalender der Gedenktag des hl. Augustinus (gest. am 28.08.430), des „doctor amoris“, des „Lehrers der Liebe“, wie ihn die Tradition nennt. U. a. er hat die Lehre vom „ordo amoris“ ausformuliert. Sein Leben und seine Werke beweisen, daß ein glühendes Herz und ein scharfer Verstand, demütiger Glaube und hochgestimmtes Denken, gut zusammengehen. Sie beweisen auch, daß uns die Klassiker der christlichen Antike immer noch (natürlich) vieles zu sagen haben. Und vor allem könnten sie uns helfen, die oben genannte Konfusion aufzulösen und zu Taten des Wohlwollens im privaten und öffentlichen Leben zu ermutigen. Das wäre für die gegenwärtige Politik am heilsamsten.