One night to Bangkok

Mein zweiter und zugleich letzter Tag auf Koh Lipe war mindestens so frustrierend wie der Tag zuvor. Langsam war ich so unmotiviert, dass ich eine gute Stunde gebraucht habe um mich zu motivieren überhaupt mal vor meine Hütte zu treten um mir etwas zu Essen zu suchen. In einem der Restaurants mit WiFi habe ich dann noch etwas Zeit mit surfen nach Inspiration verbracht, aber stattdessen habe ich JETZT Foren gefunden in denen alle vom Besuch auf Koh Lipe abraten. Danke.

Es war grau, wolkig und relativ frisch (was vermutlich knappe 25° bedeutet) und so brauchte ich noch zwei weitere Stunden um mich selbst dazu zu überreden ans Meer zu gehen und wenigstens mal den Kopf unter Wasser zu stecken und die Korallen zu besuchen. Dort angekommen hat ein Blick auf die vielen Boote überall und ein Zeh im kalten Wasser gereicht um mich zum Umkehren zu bringen. Ab in die Hütte und den Kopf unter die Decke gesteckt. Letztendlich war das auch gar nicht so dumm, denn schon kurz danach fing es an zu regnen und hörte auch nicht mehr auf.

Der Abschied war also beschlossene Sache, mein Ticket für das Speedboat nach Pakbara und das Busticket von dort nach Hatyai gekauft und eine grobe Vorstellung welchen Zug ich von dort aus nach Bangkok nehmen wollte, hatte ich auch. Auf den Rat einer der Tourist Büros habe ich kein Ticket vorab gekauft, denn am Schalter sollte ich die günstiger bekommen, hier im „Reisebüro“ würde es etwa 700 Baht kosten. Auch um die Sicherheitsfrage an der südlichen Grenze kam ich so herum. An der südostlichen Grenze zu Malaysia gab es vermehrt Anschläge und es wurde davon abgeraten diese Strecke mit dem Zug zu befahren. Allerdings waren die letzten Anschläge 2006 und noch eine deutliche Strecke unterhalb von Hatyai, was mich dann beruhigt hat.

Mit gepacktem Rucksack machte ich mich dann Samstag Morgen auf den Weg zum Strand, an dem die Longboats darauf warten die Touri-Massen zu ihren Speedboaten zu schippern. Das Wasser ist hier zu flach für größere Boote. Leider sagt einem niemand, dass die Longboat-Fahrer einen hier dann zum Abschied auch noch mal abzocken, indem sie erst das Boot vollpacken und dann alle um 50 Baht bitten, als Fahrtkosten. Ist nicht die Welt (1,25€) aber meine Stimmung sank weiter, einfach wegen der Art und Weise, wie sich hier einfach alles um’s Geldmachen drehte. Als das Longboat dann auch noch über die Korallen krachte und mit Sicherheit die ein oder andere mitriss, brach es mir dann vollends das Herz. Diese wunderschöne Insel war wohl innerhalb von kürzester Zeit regelrecht ausgeschlachtet worden und ich trug mit meinem Aufenthalt noch dazu bei. Das war der Teil der mich am meisten deprimierte. Ich gehörte zum Massentourismus, der dafür verantwortlich war, da brauchte ich mir nichts schön zu reden. Ein Grund mehr für mich, die restlichen Inseln zu überspringen und direkt ins Inland zu reisen.

Nach Stunden endlich an der Bahnstation angekommen ließ sich endlich mein Glücksgen wieder blicken und schenkte mir den letzten Platz im Zug meiner Wahl :-) Für nur 555 Baht! Es hatte sich also gelohnt das Risiko einzugehen. Damit war das Glück allerdings schon völligst erschöpft für dieses Wochenende, denn mein Zug hatte wegen „Personenschaden“ 2 Stunden Verspätung, die ich gammelnd auf dem zugemüllten Bahnsteig verbrachte. Als der Zug endlich einrollte, kam mit ihm auch die nächste Überraschung und schnell die Erkenntnis, dass mein Budget-Reisen ab sofort um mindestens eine Luxus-Stufe ansteigt, denn SO machte das Reisen keinen Spaß mehr: Der Zug war in einem schlimmen Zustand, die Fenster ließen sich nicht zuschieben, nach einer Stunde war mein Heuschnupfen in Höchstform und die (Boden-)Toiletten rochen nicht nur als hätten sie noch nie einen Putzlappen zu Gesicht bekommen, es gab auch kein Wasser. Weder zum Abspülen, noch zum Händewaschen oder Zähneputzen. Ich verfluchte also schon nach einer halben Stunde meinen Entschluss diese 17h-Fahrt anzutreten (die letzten Endes mit 4 Stunden Verspätung in Bangkok einrollte). Hier könnt ihr euch davon mal ein Bild machen (nur stellt euch das Ganze dann hundert Jahre alt vor und total vernachlässigt).

Endlich in Bangkok angekommen, brauchte ich erst einmal Stärkung und Internet, denn leider war ich schon wieder total unvorbereitet (aber ich lerne gerade daraus und versuche wieder etwas „deutscher“ zu reisen :-D ). Also habe ich mir in einem Internet-Café im Hauptbahnhof eine Unterkunft heraus gesucht, in einem günstigen Backpacker-Viertel, genannt Banglampoh. Der oder die Besitzer(in) (hier fing es schon an schwammig zu werden… Bei gut 50% der Thailänder die ich sehe, lässt sich nur schwer das Geschlecht erahnen, denn irgendwie scheinen Männer hier im Generellen lieber Frauen zu sein) gab mir dann den guten Rat, einfach den öffentlichen Bus um die Ecke zu nehmen und hat mir damit mit Sicherheit ein kleines Vermögen gespart, denn der kostete nur 30ct und brachte mich gut  eine Stunde lang quer durch die Stadt in die Ecke, die ich mir ausgesucht hatte. Aber laut einer Passantin (die mich nach Auskunft dann gleich an einen Tuk-Tuk-Fahrer verkaufen wollte) war auch von hier aus der Weg noch weit bis zu dem Guesthouse das ich mir ausgesucht hatte, also ging ich einfach in die nächste Straße, ins erstbeste nett aussehende Guesthouse und buchte mir ein Einzelzimmer. Letztendlich war mir der Preis relativ egal, ich wollte einfach nur noch meinen Rucksack loswerden, eine Dusche und meine Ruhe. Mittlerweile war der Genervtheits-Grad auf dem Maximum angekommen, was mit Sicherheit auch am fehlenden Schlaf lag, denn in einer Achterbahn, die manchmal so über die Gleise springt, dass man glaubt man fliegt abschnittsweise darüber, lässt sich schwer Schlaf finden ;-)

Im Endeffekt bin ich sicher, dass ich das in ein paar Tagen alles als interessante Erfahrung abstempeln kann, aber in der Situation konnte ich daran nichts Interessantes mehr finden…



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