Titel: OMG diese Aisling!
Autorinnen: Sarah Breen & Emer McLysaght
Übersetzerin: Barbara König
Format: Klappbroschur
Preis: 14,90€
Seitenzahl: 336 Seiten
Verlag: Bold
ISBN: 978-3-4232-3002-5
Bewertung: 2 Sterne
Inhalt
Aisling ist 28, lebt noch bei ihren Eltern in ihrem Heimatort Ballygobbard und hat die Träume, die man als Kleinstadtmädchen so träumt: ein Ring am Finger, ein Haus, eine Familie. So stellt sie sich ihre Zukunft mit ihrem Langzeit-Freund vor. Doch als auch beim romantischen Trip nach Teneriffa kein Heiratsantrag in Sicht kommt, nimmt Aisling ihr Glück selbst in die Hand. Sie trennt sich von John und zieht nach Dublin in eine WG mit ihrer hippen Kollegin Sadhbh. Aislings komplettes Leben wird auf den Kopf gestellt, denn sie findet nicht nur neue und sehr glamouröse Freundinnen, sondern steckt plötzlich inmitten eines Liebesdreiecks. Das Chaos scheint perfekt und das klingt ganz nach Aisling!
Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, weil die liebe Anabelle von Stehlblüten so davon geschwärmt hat. Der Inhalt klang genau nach meinem Geschmack. Aisling ist zwar etwas älter als ich aber steckt in einer ganz ähnlichen Situation: alle Freundinnen um sie herum heiraten, bauen Häuser und / oder bekommen Kinder. Genau so geht es mir auch und ein Buch genau zu dieser Thematik war für mich genau das Richtige. Leider konnte mich „OMG, diese Aisling!“ dann doch nicht so richtig von sich überzeugen.
Leider und das ist wirklich ein großes Leider konnte ich Aisling einfach nicht leiden. Die junge Frau hat auf mich von Anfang an völlig naiv und weltfremd gewirkt. Ich kann und will mir beim besten Willen nicht vorstellen müssen, dass es Menschen gibt, die sich so verhalten wie Aisling. Nicht nur, dass sie in eine völlig übertriebene Lebenskrise stürzt, nein, sie weiß einfach überhaupt gar nicht, was sie mit ihrem Leben tun soll. Außer ihrem Job und ihren Eltern, hat sie nach der Trennung von John, überhaupt keine richtige Konstante… doch nochmal zurück zum Anfang..
Aisling ist mit John auf einer Hochzeit eingeladen und als Leser spürt man direkt: sie wünscht sich genau das. Ein Brautkleid, eine rauschende Hochzeit, die Liebe fürs Leben. Dass Aisling schon seit Jahren mit John zusammen ist und eigentlich glücklich, blitzt hin und wieder durch, wird aber von dem großen Wunsch der baldigen Hochzeit komplett überschattet. Natürlich kann ich die 28jährige ein wenig verstehen. John lebt in einer WG, sie noch bei ihren Eltern. Es wäre das mindeste, nach Jahren der Beziehung, sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Allerdings habe ich beim Lesen das Gefühl bekommen, dass Aisling diesen Wunsch, die Beziehung auf eine andere Ebene zu heben, nur undeutlich kommuniziert. Sie drängt John ja geradezu ihr einen Heiratsantrag zu machen, anstatt ihm zu verdeutlichen, dass sie eigentlich mit ihm zusammenziehen will. So wie ich das aufgefasst habe, liebt sie John aber hält es einfach nicht mehr aus, dass alles in der Schwebe steht. Soweit so gut, das ist für mich nachvollziehbar. Doch alles, was dann kommt… ich habe es einfach nicht verstanden.
Aisling führt sich, in meinen Augen, keineswegs auf wie eine 28jährige erwachsene Frau. Sie trennt sich einfach von John, weil er ihr keinen Heiratsantrag machen will. Und sind wir mal ehrlich, Aisling wusste doch zu keinem Zeitpunkt, ob sie das überhaupt wirklich will. Sie wollte einfach nur nicht die Letzte sein, die heiratet und all ihren Freundinnen nacheifern, ganz so, als wäre eine Hochzeit ein Wettkampf, den es zu gewinnen gilt. Doch so einfach ist das alles eben nicht und Aisling verhält sich ab diesem Zeitpunkt wie eine 13jährige. Sie betrinkt sich wild, geht auf die verrücktesten Partys, wirkt völlig weltfremd und naiv. Ihr Verhalten ist so abstrus, dass ich schon nicht mehr lachen konnte (ich denke Aisling sollte vor allem lustig rüber kommen), sondern lieber weinend mit dem Kopf schütteln wollte. Alle Sympathiepunkte hat sie spätestens nach der Trennung von John verloren, weil ich einfach nicht nachvollziehen konnte, weshalb sie nicht einfach mit ihm über alles spricht, anstatt sich zu trennen, weil es keinen Heiratsantrag gab. Natürlich ist es schwer in einem Umfeld, in dem alle gerade heiraten, nicht zu heiraten. Aber das ist doch eine private Entscheidung. Die Gesellschaft, die Familie, die Freunde, sie alle dürfen sich in eine solche Sache nicht einmischen und man sollte sich dem auch nicht beugen, nur weil alle das so machen. Indem Aisling John deshalb aber sitzen lässt, gerät sie doch nur noch mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit, anstatt mit ihm gemeinsam das Problem in ihrer Beziehung zu lösen.
Die WG mit Sadhbh hat mir dann zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Die Frauen sind alle ähnlich alt, sie leben eine Art Jet-Set-Leben und fühlen sich hip und toll. Aisling passt da augenscheinlich überhaupt nicht hinein aber die Mädels sind sehr umgänglich und machen sich nur gelegentlich über ihre neue Mitbewohnerin lustig. Der Trip nach Berlin war für meinen Geschmack einfach völlig überzogen und Aislings Verhalten komplett daneben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so sein soll. Ich will es mir auch überhaupt nicht vorstellen, weil das für mich wirklich unbegreiflich ist. Bridget Jones habe ich zwar nicht gelesen aber in Grundzügen hat mich dieses Buch dann doch an den Film erinnert. Peinliche Aktionen, Weight Watchers Punkte zählen, sinnlose Besäufnisse und das große Drama. Genau so war es in diesem Buch und das hat mich genervt.
Und dann, als wäre dieser ganze Trubel um Hochzeit oder Nicht-Hochzeit nicht schon genug geschieht ein Schicksalsschlag um das andere und es war zwar wirklich sehr traurig (ich habe fast geweint) aber eigentlich unnötig. Diese Situation hat überhaupt nichts zur Handlung beigetragen. Sie hat Aisling nicht Reifen oder umdenken lassen. Im Prinzip hat sich kaum etwas verändert, das hat mir sauer aufgestoßen. Auch die Enthüllung um eines ihrer Familienmitglieder war irgendwie fehl am Platz und ja, das Thema sollte wirklich häufiger in Büchern auftreten und längst nicht mehr Tabu sein, aber auf diese Art und Weise fand ich es unangebracht und nicht nötig.
Nach diesem ganzen Geschimpfe über das Buch muss ich aber auch sagen, dass es schnell und gut zu lesen war. Die Autorinnen haben einen tollen Schreibstil und an Einfallsreichtum was peinliche Situationen angeht sind sie kaum zu überbieten. Ich denke die Geschichte kann schon unterhaltsam sein, wenn man über die großen Schwächen hinweg sieht. Das Ende fand ich ganz gut aber das konnte eben das gesamte Buch für mich überhaupt nicht retten.
Fazit
OMG, diese Aisling! war für mich einfach nichts. Ich fand es stellenweise zu übertrieben, zu gewollt lustig und Aisling als Protagonistin viel zu weltfremd und naiv. Der Schreibstil ist zwar gut zu lesen und das Buch habe ich fast in einem Rutsch beendet, dennoch werden damit die deutlichen Schwächen nicht überboten. Die Probleme die Aisling sich selbst geschaffen hat, hätten mit einigen guten Gesprächen gelöst werden können und somit wäre das gesamte Buch im Sande verlaufen. Das zusätzliche Drama hätte ich auch überhaupt nicht gebraucht und deshalb war das Buch für mich leider nichts.