Olympionik, Absturzopfer, Kriegsgefangener - ein Leben, wie im Film: "Unbroken"!

AB 15. JANUAR IM KINO! ©Universal Pictures


Das Leben des Louie Zamperini ist größer, als es sich jeder Drehbuchautor vorstellen könnte. Deshalb verwundert es nicht, dass neben Angelina Jolie und den Coen-Brüdern gleich zwei weitere Autoren am Drehbuch schrieben. Vom gefeierten Olympioniken zum verschollenen Bomberpilot auf dem Pazifik bis hin zum Kriegsgefangenenlager und wieder zurück. Ein Leben, wie geschaffen für das Kino, das große Emotionen immer noch am besten zu transportieren weiß. 
„Unbroken“, so der passende Titel, versucht dieser Geschichte Herr zu werden. Dabei findet Regisseurin Angelina Jolie gerade in der ersten Hälfte eine packende Mischung aus Rückblenden und Kriegshandlungen. Es entsteht eine erzählerische Dynamik, die dem Charakter Zamperini Tiefe verleiht und stets sinnvoll eingesetzt ist. Kameramann Roger Deakins (inzwischen elfmal(!) oscarnominiert) verwebt die Zeitstränge in kunstvollen Bildern zu eindrucksvollen Montagen, die wieder von seinem Talent und dem des Cutters zeugen. Leider vertraut Jolie im weiteren Verlauf nicht weiter auf dieses wirkungsvolle Zusammenspiel. Ab dem Absturz erzählt sie Zamperinis Leben ohne Risiko und geht auf Nummer sicher. Keine Experimente, keine mutigen filmischen Mittel, sondern stringent und ganz auf seine Hauptfigur fokussiert. Das ist einerseits schade, aber durch die unglaublichen Geschehnisse nicht allzu schlimm. 
Dafür darf Hauptdarsteller Jack O’Connell nach „Mauern der Gewalt“ wieder beweisen, wie fähig er ist. Sein Durchbruch dürfte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Auch die Nebendarsteller sind hervorragend besetzt. Allen voran mit dem emsig arbeitenden Domhnall Gleeson, der mit seiner Rolle in „Star Wars – Episode 7“ das große Los gezogen haben dürfte. Doch der Fokus liegt ganz klar auf O’Connell. Solch eine Rolle, wie die des Zamperini, dürfte für jeden Schauspieler ein Traum sein. Zamperini erlebt alle Höhen und Tiefen des Lebens, bleibt standhaft und gibt nie auf. Jolie läuft im Verlauf – gerade gegen Ende – in Gefahr, seine Figur zum überlebensgroßen Helden zu stilisieren. Ist „Unbroken“ bis zuletzt noch einigermaßen nüchtern und ohne Pathos inszeniert, stellt sie Zamperini im Finale beinahe schon gottgleich dar. Was davon jetzt wahr ist und was dramaturgisches Stilmittel sei dahin gestellt. 

©Universal Pictures

Allerdings dürfte es einem Menschen wie Angelina Jolie schwergefallen sein, dies nicht zu tun, oder sie hat es gar nicht bemerkt. Da sie direkter Nachbar Zamperinis ist und ihm kurz vor seinem Tod sogar noch eine Rohschnittfassung des Films zeigen konnte, fehlt die Distanz zwischen Künstler und Thema komplett. Angst vor Versagen und Ehrfurcht vor Zamperini dürften eine gewisse Rolle gespielt haben, inwiefern Jolie „Unbroken“ gestaltete. Das hat sie in Interviews auch zugegeben. Dementsprechend schwingt sie doch noch die Moralkeule und übertreibt es vor allem hinsichtlich der Texttafeln im Abspann. Eine Heroisierung Zamperinis lässt sich gegen Ende nicht leugnen, denn sein Portrait wirkt kaum reflektiert. Negative Seiten seinerseits scheint es nicht zu geben. Dadurch entsteht das Gefühl, als würde ein Teil seiner Persönlichkeit fehlen. Denn, seien wir ehrlich, niemand ist perfekt. 
„Unbroken“ ist zu weiten Teilen ein ergreifendes Biopic über einen Mann, der allen Widrigkeiten zum Trotz überlebt hat. Eine unglaubliche Leistung, die es wert ist, auf der großen Leinwand zelebriert zu werden. Filmisch gesehen geht die Regisseurin leider kaum Wagnisse ein, weshalb Oscar-Rufe – vor allem wegen den letzten Minuten – obligatorisch sind. Ein wenig Schmalz, ein wenig Pathos, dazu noch wunderschön eingefangene Impressionen von Kameramann Roger Deakins. Doch „Unbroken“ nur darauf zu beschränken, wäre nicht fair. 

©Universal Pictures

 BEWERTUNG: 06/10Titel: UnbrokenFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 137 MinutenGenre: Biopic, DramaAutoren: Joel & Ethan Cohen, William Nicholson, Richard LaGraveneseRegisseurin: Angelina JolieDarsteller: Jack O'Connell, Domhnall Gleeson, Garrett Hedlund, Jai Courtney, John Magaro

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