In meinen Büchern und auf diesem Blog weise ich immer wieder darauf hin, wie wichtig es ist, die finanziellen Aspekte einer Auswanderung gut zu durchdenken. Daher freue ich mich über diesen Gastbeitrag von Finanzexpertin Tanja Janecke, den ich allen, die ans Auswandern denken, ans Herz lege.
Auswandern in die USA ist eine großartige Sache und auch wenn die meisten nicht, wie uns die VOX-Auswander-Serien immer wieder vorführen, die Verbindungen zum Heimatland konsequent kappen, begehen doch viele Leute den Fehler, das deutsche Bankkonto aufzulösen.
Natürlich, wenn man in den USA sein Leben neu aufbaut, benötigt man jeden Dollar und denkt sich: „Warum soll ich in Deutschland noch Kontoführungsgebühren zahlen?“ Wenn es nicht der Gebühren-Gedanke ist, schließlich werden kostenlose Girokonten wie Sand am Meer angeboten, ist es der Irrglaube, dass man für das Konto weiterhin einen deutschen Wohnsitz oder zumindest eine Adresse in Deutschland benötigt.
Darauf angesprochen verstärken in unzählbaren Fällen Banker diesen Irrglauben. Schließlich ist es für eine deutsche Bank kaum möglich, Schulden von jemand einzutreiben, der in die USA ausgewandert ist.
Werfen wir einen Blick auf die Realität:
Wenn Sie Ihrer Bank mitteilen, dass Sie ins Ausland umziehen werden, wird man Ihnen höchstwahrscheinlich die Kreditlinien zusammenstreichen. Das ist aus Sicht der Bank verständlich. Einige Banken werden Ihnen die Kontokündigung sogar nahelegen. Manche Banken tun das, weil sie den Arbeitsaufwand scheuen, andere wiederum, weil ihre Bankingsoftware keinen Unterschied zwischen Steuerin- und Steuerausländer kennt. Mit dem Wegzug werden Sie im Regelfall in Deutschland zum Steuerausländer.
Warum ein Konto in Deutschland weiterhin lohnt:
- Sie bekommen oder erwarten noch Geld (das kann alles von verborgtem Geld bis hin zu Rentenzahlungen sein) und für einige private, betriebliche oder staatliche Stellen ist es aufgrund der Gebühren oder Vorschriften unmöglich, eine Auslandsüberweisung in die USA zu machen.
- Es tauchen unerwartete Rechnungen oder andere Zahlungsverpflichtungen auf. Auch für Sie sind Auslandsüberweisungen nach Deutschland teuer. So ist es besser, diese Zahlungen noch von einem deutschen Konto leisten zu können.
- Sie möchten Teile Ihres Vermögens in der Währung Euro halten (z. B. um auf einen besseren Wechselkurs zu warten).
Lösungsvorschlag:
- Sprechen Sie mit Ihrer bisherigen Bank, unter welchen Bedingungen (möglichst kostenfreie Kontoführung) das Konto weitergeführt werden kann. Wechseln Sie auf reine Online-Kontoauszüge und hinterlegen Sie Ihre US-Adresse sobald vorhanden. Wichtig: Es darf keine Post an die Bank wegen Unzustellbarkeit zurückgehen. Das mögen Banken absolut nicht.
- Falls Sie keinen guten Deal mit Ihrer bisherigen Bank hinbekommen: Beantragen Sie ein Konto bei einer deutschen Bank, die kein Problem mit dem Auslandswohnsitz USA hat. Das ist beispielsweise die DKB. Aber beantragen Sie das Konto unbedingt vor Ihrer Auswanderung – also noch in Deutschland. Bis zum 30.6.2014 hatte die DKB Kontoeröffnungen aus den USA relativ einfach gemacht, doch seitdem der neue Vorstand den Fokus der Bank auf das Inlandsgeschäft in Deutschland gelegt hat, ist es sehr schwierig geworden mit einer Kontoeröffnung nach Wegzug.
Über die Autorin:
Tanja Janecke ist Geschäftsführerin der „Optimal Banking Akademie GmbH“, die mehrere Webportale für Bankkunden zum cleveren Umgang mit Banken betreibt. Dank ihrer Arbeit haben in den vergangenen 7 Jahren mehr als 100.000 Leute ihr Konto gewechselt und dadurch besseren Service oder bessere Leistungen bekommen. Oft beides zusammen. Sie ist ebenfalls Autorin beim Spezial-Portal www.deutscheskonto.org und oft zitierte Expertin zum Thema grenzüberschreitendes Banking.