O Zeiten …

Mühsam rappele ich mich vom Sofa auf.
„Umpf“, ächze ich und hieve mich hoch. „Komm mit, Herr L.“
„Wohin?“, grumpft mein Mann zurück. „Ist doch grade so schön hier!“
„Nix da, ich will SHOPPEN!!!!“, sage ich.
„‚Shoppen‘? Ich geb`Dir gleich ’shoppen'“, grummelt Herr L. weiter.
Und wenig später sind wir mitten im Riesenmegaeinkaufszentrum.
„Ahrg“, grummele ich und ziehe meine Schlabberhose hoch. „Das Ding rutscht mir andauernd über den Boppes.“
„Ein Loch hat sie auch“, erklärt Herr L. und prokelt seinen Finger an die entsprechende Stelle.
„Pfoten weg!“, kreische ich und gebe ihm was auf die Finger, „Und jetzt hilf mir lieber, was Schönes zu finden.“
„Was suchst Du denn, Zuckermaus?“
„Seit wann nennst Du mich denn ‚Zuckermaus‘?“
„Tu ich gar nicht, das hast Du Dich verhört.“
„Ach so, schade.“
„Also, Molly, suchst Du denn?“
„Weiß ich doch nicht“, schmolle ich. „Sonst hätte ich es mir schon gekauft, oder?“
Herr L. verdreht die Augen. Dann: „Guck mal Schatz, wäre das nichts für mich?“
Strahlend hält er eine kleine Glocke hoch, auf der „Ring for Sex“ steht. Ich erwäge, ihn damit zu schlagen.
Missmutig kratze ich mich am Hintern. „Du bist doof. Außerdem will ich was Schönes für MICH und nicht für Dich!“
„Du bist schwierig, Weib!“
„Du bist doof, Mann!“
Herr L. greift nach einem Kissen und drückt es mir ins Gesicht. „Halt schön still, tut auch nicht weh“, säuselt er und ich muss so dermaßen lachen, dass ich mir fast in die Hose puller.

„Boah, das war jetzt gar nicht gut“, verkündet Herr L. und verzieht das Gesicht. „Ich glaube, ich habe mich überfressen.“
„Wo hast Du denn auch schon wieder das Leberkäsbrötchen her?“, wundere ich mich.
„Von der Fleischtheke beim Einkaufen heute Morgen“, kommt es kleinlaut zurück.
Oh Mann!
„Wolltest Du nicht abnehmen?“
„Reicht doch, wenn Du abnimmst“, grinst Herr L. und betatscht wohlwollend mein knackiges Hinterteil. „Du siehst phantastisch aus!“
„Schleimer!“, grummele ich halbherzig. „Dann halt doch mal Ausschau nach etwas, um diesen Luxuskörper zu dekorieren!“
„Unterwäsche?“
„Schmuck!“
„Ach Molly, sowas hast Du doch gar nicht nötig mit den Augen und dem Lächeln …“
Ich seufze. „Netter Versuch, aber Du kannst mir ruhig auch mal Schmuck schenken, echt jetzt mal!“
Herr L. zeigt auf einen kleinen Laden, der mein Herz gleich um Einiges höher schlagen lässt. „Wie wär`s, wenn ich Dir ein Buch kaufe?“
Ich durchschaue die Manipulation, bin aber dennoch zu schwach, mich gegen sie zu wehren. Und ein paar Minuten später stehen wir vor einem deckenhohen Bücherregal. Ich halte in jeder Hand zwei Bücher – bzw. klammere mich an sie – und fiepe in Richtung Herr L.
„Ein Buch!“, sagt er knallhart und ich versuche es mit Mauzen.
„Na schön, zwei. Dann ist aber Schluß!“
Ich lupfe mein T-Shirt zeige mein schönstes Lächeln.
„Na schön, dann halt drei, Weib. Dafür darf ich mir dann aber auch etwas kaufen!“
Grumpf. Zu meinem Unglück heißt es also im Anschluß ab in den Fachhandel für allerlei Zeug, das wirklich niemand braucht, Herr L. aber aus ominösen Gründen glaubt, brauchen zu müssen.
Dann stehen wir vor einem Regal mit richtig gutem Werkzeug.
„Guck mal, Molly, der Werkzeugkoffer da!“ Herr L.s Augen funkeln gierig.
Ich wische mir dezent etwas Sabber vom Kinn. „Geiles Teil!“
Doch leider jenseits unseres Budgets. Weil Herr L. immer so viel Geld für andere Dinge verpulvert, klar.
„Und jetzt?“
Etwas ratlos schauen wir uns um.
„Jetzt muss ich erstmal aus dieser Hose raus“, verkündet Herr L., verschwindet kurz und kommt dann in Freizeithose wieder.
„Besser?“
„Besser!“
„Jetzt hab ich Hunger.“
„Ich auch.“
Wir einigen uns auf Pizza und wenige Minuten später mampfen wir glücklich vor uns hin.
„Molly-Schatz, Du hast Dir aufs T-Shirt gekleckert!“
„Du Dir auch!“
„Oh. Na ja, macht nichts. Meine Frau hat ja `ne Waschmaschine. Haha.“
Ich werfe ein Päckchen Taschentücher nach meinem Mann. Er weicht jedoch aus und lacht.
„Das kriegst Du alles wieder, wart`s nur ab!“, drohe ich.
„Molly-Maus, benimm Dich!“, Herr L. wackelt mit dem Zeigefinger, „Oder muss ich Dir wieder das Kissen aufs Gesicht drücken, damit Du Ruhe gibst?“
„Pfff“, nuschele ich durch meine Pizza. „Pass bloß auf, sonst … sonst …“
„Jaaaa?“
„Sonst kaufe ich mir doch noch diese sexy Schlübber da und ziehe die dann an und lasse Dich am langen Arm verhungern, so!“
„Pass Du mal lieber auf, dass ich mir nicht sexy Schlübber kaufe und Dich dann am langen Arm verhungern lasse“, kontert Herr L.
Hilflos mauze ich. „Uncool!“
„Ach Du, komm her!“
Herr L. zieht mich auf seinen Schoß und einträchtlich futtern wir weiter. Bis Herr L. nach einer halben Minute ächzt.
„Was ächzt Du denn so?“, will ich wissen.
„Du bist ganz schön schwer, Süße …“
„ICH BIN FETT?????“, kreische ich. „BOAH, Du bist SOOO GEMEIN!“
„Das habe ich nicht gesagt, Molly-Maus. Nur, dass Du schwer bist.“
„Arsch!“
„Nu hab Dich nicht so!“
Ich ziehe einen Schmollmund und lupfe mein T-Shirt. „Sag schonmal ‚Lebewohl!‘, die beiden wirst Du so schnell nicht wieder sehen, ich will Dich ja nicht mit meine Fettmassen belästigen!“
Spreche`s, stehe auf und renne weg. Herr L. springt auf und rennt mir hinterher und wie ich wenig später quietschend feststellen muss, ist er immer noch schneller als ich. Er ringt mich nieder, lässt mich aber los, nachdem ich hübsch brav gebettelt habe und verfüttert dann noch sein letztes Stück Pizza an mich, so ist`s brav!
Dann erheben wir uns ächzend vom Boden und schauen uns etwas ratlos um.
„Sonst noch was?“
„Nee“, ich schüttle den Kopf, „Genug Geld ausgegeben, oder?“
„Jo.“
„Was gucken?“
„Und was?“
„‚Herr der Ringe‘?“
„Nee. Märchen?“
„Nee. Big Bang?“
„Nee. Luke?“
„Nee. Once upon a time?“
„OK!“
„Ach nee, doch nicht.“
„Molly-Maus, denk an das Kissen!“
„Na schön, also Once upon.“
Ich schließe die offenen Tabs und lege dann die erste DVD ein.


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