Am schlimmsten ist es Angst zu haben, ohne eigentlich zu wissen wo vor?
Lehnen sie sich ruhig zurück, die Polen sind schon da. Ein wenig verkleidet, als Spätaussiedler. Aber ob man Spätaussiedler ist oder nicht: man wird Pole genannt. In den achtziger Jahren haben die Beamten noch sehr großen Wert darauf gelegt, dass man Spätaussiedler genannt wird. Jetzt ist es eben uninteressant. Da uns unser Akzent immer wieder verrät, sind wir mittlerweile Menschen mit Migrationshintergrund geworden. Für mich ein Unwort des Jahres 2010. Ich frage mich mittlerweile, wie ich 2020 genannt werde.
Der Arbeitsmarkt ist seit dem 1 Mai 2011 geöffnet worden für die polnische Bevölkerung. Nur der Ansturm bleibt aus…
Da viele polnische Familien getrennt leben, weil Polen immer schon zu dem Land gehörte, in dem die Menschen nach besseren Löhnen geschaut haben. Auch auf Kosten der Trennung der Familien. Da spricht es sich sehr schnell herum, in welchen Land man willkommen ist und in welchem nicht. Die Trennung war schon immer eine Belastung für die Familien und manchmal hat es die Familien zerstört.
Wir wissen alle, das in den 90er Jahren die Schwarzarbeiter aus Polen sehr verbreitet waren. Denken sie nur an den Spargel. Nur, diese Menschen sind irgendwann ausgeblieben. Nicht deswegen, weil es in Polen besser geworden ist. Nein! Es wurden Länder wie Norwegen, Finnland, England einfach viel lukrativer. Ich habe mich mit vielen unterhalten, die unterwegs das Brot verdienen.
Die Wertschätzung ist ausgeprägter und die Bezahlung interessanter in diesen Ländern.
Wenn ein Mensch im Ausland arbeitet, bedeutet es lange noch nicht, dass er in seinem Land die Zelte abreißt. Er muss im Stande sein, sein Zuhause in Polen zu unterhalten und auch in dem Land, in dem er Arbeitet unter menschlichen Bedienungen zu leben. Eines was Polen lieben, ist ihr Land, das sie manchmal zwingt, in die weite Welt zu gehen. Aber eine schlechte Mutter wird auch von ihren Kindern geliebt. Oder ?
Jetzt stellt sich die Frage, wie wir die gut ausgebildeten polnischen Menschen in dieses Land locken können? Vielleicht fangen wir an, die eigenen Menschen, die hier in diesem Land geboren wurden oder die sich für dieses Land entschieden haben, Wert zu schätzen. Es wäre die beste Werbung, die in großer Geschwindigkeit um den Erdball verbreiten würde. Genug Verteiler haben wir doch. Das sind alle die, die einen Migrationshintergrund haben und ab und zu in ihre Heimatländer fahren und dort Werbung machen für das Land, in dem sie zu leben versuchen. Das sind die sogenannten Multiplikatoren!
Ob man vor anderen Ländern Angst haben muss, weiß ich nicht. Ich sehe aber die Entwicklung bei unseren südlichen Nachbarn und auf diese Entwicklung bin ich gespannt! Die Arbeitslosigkeit in diesen Ländern ist erschreckend und da der Mensch nach einem besseren Leben strebt, kann es doch sein, dass wir bald mehr Menschen aus diesen Regionen bei uns haben werden.
Wie dem auch sei, die Geburtenrate geht zurück und irgendwie muss doch alles funktionieren. Wir streben nach der Intelligenz aus anderen Ländern und vergessen, dass unsere Intelligenz dieses Land verlässt, weil es in anderen Ländern lukrativer ist zu arbeiten. Wenn sie Arbeitslos sind und einen Job in Ausland vermittelt bekommen, bezahlt ihnen dieses Land sogar den Umzug. Irgendwie verrückt unsere Welt oder ?
Polen was ist das für ein Land?
Aus der französischen Presse entnommen
Polen. Wir befinden uns in einer absurden Welt. Ein Land, in dem jeder fünfte Einwohner im zweitem Weltkrieg sein Leben verlor, in dem 1/5 der Landsleute über die Grenzen des Landes leben. Ein Land, in dem jeder dritte Einwohner 20 Jahre alt ist. Ein Land, das zwei mal mehr Studenten hat als Frankreich und in dem ein Ingenieur so viel verdient, wie ein normale Arbeiter. Ein Land, in dem ein Mensch zwei mal so viel ausgibt wie er verdient und der durchschnittliche Lohn nicht höher ist, als der Preis für drei paar Schuhe. In dem aber gleichzeitig keine Armut herrscht und das ausländische Kapital durch Fenster und Türen versucht einzudringen. Ein Land, in dem der Preis eines Autos drei Jahresverdiensten entspricht und es trotzdem schwer ist, einen Parkplatz zu finden. Ein Land, in dem ehemalige Sozialisten regieren und die kirchlichen Feiertage frei von Arbeit sind! Ein Ausländer muss aufgeben dieses Land verstehen zu wollen und eine Logik zu suchen, ohne den Grund unter den Füssen zu verlieren.
Ein merkwürdiges Land, in dem man mit dem Kellner englisch, mit dem Koch französisch und dem Verkäufer im Laden deutsch sprechen kann. Der Minister oder der Staatsbeamte braucht aber einen Dolmetscher. Polen! Wie macht ihr das…?