Ein Trickfilm, ein Ballett, ein Theaterstück, dies alles war mir vom Nussknacker und seinem Kampf gegen den Mausekönig bekannt; auf die Idee, das Buch – und damit die Grundlage all dieser Adaptionen – zu lesen, kam ich jedoch erst in diesem Jahr. Ein einziges Werk von Hoffmann hatte ich bereits gelesen (Der Sandmann), welches mich zugegebenermaßen ein wenig ratlos zurückließ. Und so machte ich mich darauf gefasst, dass auch sein Nussknacker etwas verwirrend sein würde.
Aber nein, im Gegensatz zu seiner anderen Geschichte war dieses weihnachtliche Märchen sehr einfach zu verstehen, was einerseits daran liegen könnte, dass es scheinbar für Kinder geschrieben wurde, oder aber an der Tatsache, dass man den Inhalt aus diversen Bearbeitungen nun so gut kennt, dass einen selbst ein diffuser Schreibstil nicht verwirren kann. Die Erzählung rund um Marie, den Paten Drosselmeyer und seinen Neffen ist einfach geschrieben, kurzweilig und besonders zum Ende hin sehr fantasiereich. Für kleine Kinder mag sie vielleicht sogar etwas gruselig sein – bei siebenköpfigen Mäusen wäre das jedenfalls nicht verwunderlich – doch wie es sich für ein anständiges Märchen gehört, siegt das Gute über das Böse und alle schrecklichen Bilder werden zum Schluss mit doppelt so viel Harmonie wieder ausgeglichen.
Ich weiß nicht, ob ich, hätte ich die Geschichte vorher nicht bereits so gut gekannt
– mal abgesehen von den ein oder anderen kleinen Abwandlungen, die man beim Lesen dann doch feststellt –, sie genauso genossen hätte, wie ich es jetzt konnte. Da ich in meiner Kindheit von Trickfilm und Bilderbüchern geprägt wurde, setzten sich beim Lesen längst gemalte Bilder zusammen, die sich unwiderruflich in meinen Kopf gebrannt hatten. Wären sie nicht da gewesen, hätte ich den Stil des Buchs vielleicht als ein wenig öde und eben nicht mehr ganz so zeitgerecht beschrieben, was natürlich dem Erscheinen vor 200 Jahren zu Schulden kommt. Abgesehen davon ist die Geschichte jedoch so schön und die Komposition Taschaikowskys so traumhaft, dass ein Blick ins Buch sich für jede/n Nussknacker-Freund*in lohnen wird.