Nur uns ist es erlaubt

Gideon Levy

Die Libanesen, diese Bastarde, sie verändern die Regeln. Skandalös. Da ist ein Brigadekommandeur, der entschlossen ist, die Souveränität seines Landes zu schützen. Einfach skandalös.

Die Erklärung dazu war, dass er „seine Soldaten indoktriniert habe“ – doch ist dies natürlich nur uns erlaubt – und dies war „die Einstellung des Kommandeurs“ und er ist damit „ eng mit der Hisbollah“ verbunden . So eine Frechheit!

Und jetzt, da wir bis zum Erbrechen die Propaganda der IDF wiederholt haben, was sich am Dienstag an der Nordgrenze zugetragen hat, sollten die Fakten genauer angesehen werden.

Am Dienstagmorgen forderte Israel eine „Koordination“ mit UNIFIL, um eine weitere „exponierte“ Operation am Grenzzaun auszuführen. UNIFIL bat die IDF, diese Operation abzusagen, da der Kommandeur gerade abwesend sei. Die IDF kümmerte sich nicht darum. Die UNIFIL wird uns nicht stoppen.

Mittags fingen die Baumfäller an. Die Libanesen und die UNIFIL-Soldaten riefen ihnen zu, damit aufzuhören. Im Libanon sagten sie ihren Soldaten, sie sollten Warnschüsse in die Luft abfeuern. Das stoppte die IDF nicht.

Die Baumzweige waren abgesägt — und Blut floss auf beiden Seiten der Grenze. Völlig unnötig.

Nun behauptet Israel, dass das Gebiet auf der andern Seite des Zaunes sein Gebiet sei und UNIFIL bestätigte dies gestern. Aber ein Zaun ist ein Zaun. Im Gazastreifen genügt es uns, wenn jemand in die Nähe des Zaunes kommt, um ihn zu erschießen. In der Westbank hat der Zaun keine Ähnlichkeit mit der Grenze der Grünen Linie und trotzdem ist es den Palästinensern verboten, ihn zu überqueren.

Im Libanon schafften wir andere Regeln: der Zaun ist nur ein Zaun, den wir überqueren und dort alles tun dürfen, was uns gefällt, zuweilen im souveränen libanesischen Gebiet. Wir können aus Routine über libanesischen Luftraum fliegen und zuweilen auch in sein Gebiet eindringen.

Dieses Gebiet war 18 Jahre unter israelischer Besatzung, ohne dass wir es anerkannt haben. Es war eine so brutale Besatzung wie in den (besetzten pal.) Gebieten, aber dies wurde beschönigt. Wir nannten sie die „Sicherheitszone“. Also können wir jetzt auch tun , was wir wollen.

Aber auf einmal gibt es da eine Veränderung. Wie haben es doch unsere Analytiker ausgedrückt: seit kurzem gibt es ein „anormales Schießen“ gegen unsere Luftwaffe. Schließlich muss doch die Ordnung aufrecht erhalten werden. Uns ist es erlaubt, in den libanesischen Luftraum zu fliegen – ihnen ist es nicht erlaubt zu schießen.

Aber der Vorfall am Dienstag, der in keinem Verhältnis stand und die Ursache für einen Krieg hätte sein können, den nur die berühmte israelische „Zurückhaltung“ verhinderte, sollte in einem größeren Kontext gesehen werden. Seit Monaten werden hier wieder die Kriegstrommeln geschlagen. Rat –a –tat, Gefahr, Scuds aus Syrien, Krieg im Norden.

Keiner fragt warum und wieso. Es ist eben Sommer hier und mit diesem unsere gewöhnlichen Kriegsdrohungen. Aber ein UN-Bericht veröffentlichte in dieser Woche, dass Israel voll verantwortlich ist, diese gefährlichen Spannungen zu schaffen.

In dieser überhitzten Atmosphäre sollte Israel beim Anzünden von Streichhölzern sehr vorsichtig sein . UNIFIL forderte eine Verzögerung einer Operation? Die Region ist explosiv? Die Arbeit sollte verschoben werden. Vielleicht ist die libanesische Armee jetzt entschlossener, die Souveränität ihres Landes zu verteidigen – das ist nicht nur ihr Recht, sondern auch ihre Pflicht – und ein libanesischer Kommandeur, der sieht, wie die IDF jenseits des Zaunes operiert, könnte einen Befehl zum Schießen geben, sogar ungerechtfertigt.

Wer kennt denn besser als die IDF das Muster, wann bei wirklicher oder eingebildeter Verletzung geschossen wird. Frag nur die Soldaten am Trennungszaun ( in der Westbank) oder die den Gazastreifen bewachen. Aber Israel hat die Bitte einer Verzögerung der UNIFIL arrogant zurück gewiesen.

Es ist dieselbe Arroganz, die hinter der Forderung steht, die USA und Frankreich mögen die Aufrüstung des libanesischen Militärs stoppen. Nur unserm Militär ist es erlaubt , sich aufzurüsten. Nach Jahren, in denen Israel von der libanesischen Armee gefordert hatte, die Verantwortung für den südlichen Libanon zu übernehmen und dies nun auch tut, verändert sich unser Ton. Warum? Weil es aufgehört hat, sich wie Israels Subunternehmer zu benehmen und sich nun verhält wie die Armee eines souveränen Staates.

Und das ist natürlich verboten. Nachdem die Kanonen schweigen, hört man wieder den Ruf, einen weiteren „schweren Schlag“ gegen den Libanon auszuführen, um ihn abzuschrecken – vielleicht eine weitere Zerstörung, wie sie in Beiruts Dahiya-Stadtteil, angerichtet wurde.

Drei getötete Libanesen, einschließlich eines Journalisten , genügen nicht als Antwort auf das Töten unseres Bataillonskommandeurs. Wir wollen mehr. Der Libanon muss eine Lektion lernen, und wir werden ihm dies beibringen.

Und wie ist das mit uns? Wir müssen keine Lektionen lernen. Wir werden weiter UNIFIL ignorieren, die libanesische Armee und seinen neuen Brigadekommandeur ignorieren, der die Frechheit besitzt, zu denken, dass es sein Job sei, die Souveränität seines Landes zu schützen.


wallpaper-1019588
Die 18 besten Fotospots in Bangkok
wallpaper-1019588
[Manga] Happiness [4]
wallpaper-1019588
TOKYOPOP: LN-, Shonen-, Josei- und Seinen-Titel für Frühjahr
wallpaper-1019588
Auch “7th Time Loop”-Mangaka Hinoki Kino zu Gast auf der AnimagiC 2025