Stöbert man durch Statistiken, stellt man fest, dass der Mythos “Haarausfall betrifft nur Männer” natürlich (und leider) nicht stimmt. Circa 80 Prozent aller Männer über 70 und fast die Hälfte aller Frauen über 50 sind davon betroffen, dass ausgefallene Haare nicht mehr nachwachsen. Die Ausprägung variiert allerdings je nach Geschlecht: Bei Männern sind Geheimratsecken und kahle Stellen am Hinterkopf üblich, wohingegen sich bei Frauen oft die Stellen um den Mittelscheitel lichten.
Wie kommt es zu Haarausfall?
Mythen kann man nicht immer glauben und doch werden sie nur allzu gern weitergetragen: Haarausfall entsteht durch zu häufiges Tragen von Hüten und Mützen, ständiges Bürsten, Färben und Föhnen beschleunigt den Haarverlust und Kopfmassagen können ihn stoppen. All dies stimmt so nicht – Trägt man Hüte, kann das sogar die Kopfhaut schützen und mit den richtigen Pflegeprodukten übersteht so jede Follikel häufiges Föhnen. Wie aber entsteht dann der gefürchtete Haarausfall?
Findet man täglich einige Haare in der Bürste ist dies noch kein Grund zur Sorge. Jeder Mensch verliert jeden Tag zwischen 70 und 100 Stück wobei diese in der Regel wieder nachwachsen. Leider ist das allerdings nicht bei allen Männern und Frauen so der Fall ist – viele sind auch von dauerhaftem Ausfall betroffen.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Erscheinungsformen: Effluvium ist ein Begriff, der aus dem Lateinischen kommt und übersetzt „Ausfall“ bedeutet. Man spricht bei den Betroffenen noch nicht von Alopezie, sondern lediglich davon, dass sie unter überdurchschnittlich hohem Haarausfall leiden. Dies muss allerdings nicht zwingend zu Alopezie führen, was in der Fachsprache für die dauerhafte Lichtung – schütteres Haar, Geheimratsecken oder kahle Stellen steht. In den meisten Fällen wird Haarausfall durch eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das Steroidhormon Dihydrotestosteron (DHT) ausgelöst. Die Follikel verkümmern nach und nach und die Haare treten nur noch kaum sichtbar hervor. Bei der Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron mittels des Enzyms 5α- Reduktase entsteht DHT, welches sich um die Haarwurzeln ansammelt. Die Kaliumkanäle zur Haarfollikel verstopfen dann bei den Menschen, die besonders empfindlich gegenüber DHT sind. Wenn diese Proteinstrukturen, die für den Transport der Nährstoffe zur Haarfollikel zuständig sind, ihre Funktion nicht mehr ausreichend ausführen, wird die Wurzel nicht mehr vollständig versorgt und die Wachstumsphase (Anagenphase) wird verkürzt. Man hat also nicht weniger Haarfollikel, wenn man eine Glatze hat.
Da diese Sensibilität häufiger bei Männern als bei Frauen auftritt, entstand der Mythos, dass nur Männer Haarausfall haben.
Was ist Minoxidil?
Grundsätzlich gibt es nichts, was man gegen erblich bedingte Ursachen für Alopezie tun kann. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass es einen Wirkstoff gibt, der gegen Haarausfall ankämpft. Dieser Wirkstoff ist Minoxidil.
In den 1970er Jahren forschten Wissenschaftler in den USA nach einem Medikament zur Behandlung von Bluthochdruck. Sie fanden das Mittel Minoxidil und stellten fest, dass sich ein verstärktes Haarwachstum als Nebenwirkung bei den Testpersonen einstellte. Der Wirkstoff wurde näher studiert und wird heutzutage als effektives Mittel zur Behandlung von anlagebedingter Glatzenbildung verwendet. Minoxidil sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern und somit auch die Durchblutung an den Haarwurzeln verbessert wird. Die Versorgungsleitungen, die Kaliumkanäle, können so wieder frei werden und die Follikel besser mit Nährstoffen beliefern.
Welche Produkte enthalten Minoxidil?
Seit 1996 unterliegt Minoxidil nicht mehr dem Patentrecht, was zur Folge hatte, dass viele unterschiedliche Produkte gegen Haarausfall entwickelt wurden, die diesen Wirkstoff enthalten. Man kann es als Schaum oder topische Lösung, die direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird, erwerben.
Die freiverkäuflichen Produkte unterscheiden sich in Ihrer Stärke abhängig vom Geschlecht des Anwenders. Frauen wird nicht empfohlen, Mittel mit mehr als zwei Prozent Minoxidil, wie Foligain.F2 zu verwenden. Da die Produkte topisch angewendet werden, geht zwar nur ein geringer Teil des Stoffs in das Blut über, so dass man keine Veränderung des Blutdrucks bemerken sollte, aber man möchte hier keine Risiken für Frauen eingehen, die typischerweise empfindlicher reagieren. Männer können eine Lösung mit bis zu fünf Prozent Minoxidil verwenden.