Nur kaufen was man wirklich braucht

Es war mir gar nicht bewußt, dass man diese Spruchkalender immer noch kaufen kann. Zitate und Sinnsprüche sind eine wirklich beeindruckende Sache. Ich schreibe ja auch regelmäßig in meinem Blog und interessiere mich daher auch für alles rund um Sprache und Formulierungen. Oft lese ich etwas und halte mich mehr mehr mit der Formulierung und dem Aufbau des Textes auf, statt mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Also bewundere ich auch diejenigen, die mit wenigen Worten eine große Weisheit verpacken, ohne die Kernaussage auszusprechen. Zitaten und Sinnsprüchen kann ich also etwas abgewinnen. Der Spruch, der mich heute inspiriert hat, hat aber wenig damit zu tun, schwere Inhalte leichtfüßig zu transportieren. Es ist eigentlich eine ganz einfache Aussage. Allerdings macht es schon Sinn, sich ein wenig an diesen Tipp zu halten. Spätestens beim Aufräumen, oder bei einem Umzug merkt man,. Man sollte nur kaufen, was man wirklich braucht.

Besitz und Vernunft

Es ist so einfach. Am Anfang des Monats kommt Geld rein. Damt kann man kalkulieren. Davon gehen die Fixkosten ab und der Rest bleibt übrig. Davon kann man dann etwas kaufen, oder das Geld einfach sparen. Es gibt also einen Betrag, der jedes Monat übrigbleibt. Klar gibt es auch Menschen, die von der Hand in den Mund leben und deren Fixkosten gerade mal so gedeckt werden können, aber ich bin in der glücklichen Lage, dass mir ein paar Euro übrig bleiben. Das ist hoffentlich bei Euch auch so. Will man viel von diesem Geld sparen, dann muss man ganz einfach weniger kaufen. Für jeden Euro von diesem Überschuss muss man entscheiden, ob man ihn ausgibt, oder spart. Jeder, der das mal versucht hat, wird wissen, dass es in der Praxis dann doch etwas komplizierter ist, als in der Theorie. Dummerweise spring nämlich unser Belohnungszentrum an, wenn wir uns etwas kaufen. Das muss nicht mal etwas sein, das wir für uns persönlich kaufen. Auch wenn man seinen Kindern den zwölften Sonnenhut, oder das dritte Paar Herbstschuhe kauft, ist man nachher irgendwie glücklicher. Wie besitzen gerne Dinge.

Konsumpsychologie

Dabei muss ich sagen, dass ich selbst hier ohnehin die löbliche Ausnahme bin. Emotionslos fliegen die Dinge bei mir einfach raus. Habe ich die Erkenntnis gewonnnen, dass wir zu viele Stofftiere haben, dann besuche ich die Kinderzimmer mit einem Müllsack und das Problem ist gelöst. Zwar landen sie nicht auf dem Müll, sondern werden verschenkt, aber sie kommen einfach und unbürokratisch weg. Mein Sohn ist da ebenfalls recht emotionslos. Mein Mann und meine Töchter sind da etwas, oder sagen wir doch lieber, komplett anders. Würde ich meinen Mann mit dem Müllsack ins Kinderzimmer schicken, dann würde er wohl unverrichteter Dinge, dafür mit einem innovativen Ablagesystem für Stofftiere wiederkommen. Obwohl ich also nicht unbedingt an materiellem Besitz hänge und eigentlich viel lieber einen komfortablen Puffer auf dem Konto habe, als Schuhe im Regal, klappt die psychologische Kriegsführung des Handels bei mir leider auch. Auch ich mag das Gefühl, wenn ich etwas gekauft habe. Dummerweise trenne ich mich dann auch von meinem Geld genauso emotionslos, wenn ich es für notwendig erachte.

Hausrat

Was ich beispielsweise genauso gerne anhäufe, wie mein Mann, ist Hausrat. Ich habe in der Küche einen Schrank, der aus allen Nähten platzt, weil er bis oben hin mit Plastikdosen vollgestopft ist. Ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem ich alle Dosen gleichzeitig brauchen würde. Auch gibt es, bis auf eine, oder zwei, keine Plastikdose, die sich deutlich von den anderen unterscheidet. Aber es ist ein tolles Gefühl und wenn ich mal ein Schnäppchen machen kann, dann mache ich es auch. Man kann die Dosen ja zum Glück ineinanderstecken und damit noch mehr Platz bekommen. Platz für noch mehr Dosen. Auch hübsche Gläser haben wir, Töpfe in den verschiedensten Ausführungen, eine Sous vide Ausstattung, Messer für jeden erdenklichen Anwendungsfall und ein Kaffeegeschirr für etwa 30 Personen. Solange die Küchenschränke das mitmachen ist es vorläufig kein Problem. Zumindest keines, das man behandeln müsste.

Umzug

Allerdings muss man auch im Hinterkopf behalten, dass man vielleicht einmal umzieht. Wir wohnen im zweiten Liftstock und haben etwa 100 m² Wohnfläche mit drei Schlafzimmern. Ob mein Mann und ich so viel Platz auch noch brauchen werden, wenn die Kinder aus dem Haus sind, können wir heute noch nicht sagen. Wir würden zwar viel Platz gewinnen, wenn die Kleinen, samt Spielzeug und Kleidung, ihre eigenen Wohnungen hätten, es kann aber auch nicht das Ziel sein, die komplette Wohnfläche vollzuräumen. Man kann zwar, wie z.B. auf dieser Website angeboten wird, einen Ein- und Auspackservice beim Umzug buchen, aber das löst das Problem auch nicht. Ein Umzug ist immer eine ausgezeichnete Gelegenheit zu überdenken, was man besitzt und was man davon wirklich braucht. Schön, dass ein Umzug dazu ideal ist, was aber, wenn man nicht mehr plant umzuziehen? Dann räumt man seine Wohnung nach und nach voll und sorgt damit für so richtig viel Arbeit bei den Erben. So wie meine Töchter veranlagt sind, werden sie wohl nach unserem Tod viel Zeit investieren und unsere Sachen liebevoll sortieren und mitnehmen. Mein Sohn würde sich wohl nur ein paar Erinnerungsstücke und die Wertsachen mitnehmen und dann ein Unternehmen mit der Entrümpelung beauftragen.

Ballast abwerfen

Es gibt ein paar Methoden, wie man strukturiert Ballast abwerfen kann. Bekannt ist etwa Marie Kondo. Die japanische Autorin hat eine eigene Methode entwickelt, um aufzuräumen. Um zu entscheiden, was man behält soll man spontan die Freude, die das Stück einem bereitet, bewerten. In fünf Schritten kann man mit ihrer Konmari-Methode sein Leben wieder in den Griff und mehr Platz in den Schränken bekommen. Ich habe dabei das Problem, dass ich wohl wenig Freude empfinde, wenn ich etwa meinen Handmixer, oder unsere Küchenmaschine in die Hand nehme. Nach Marie Kondo müsste ich mich von allem trennen, was mir keine spontane Freude bereitet. Da es aber viele Dinge gibt, die ich nicht dazu habe, dass sie mich erfreuen, sondern weil ich sie nunmal hin und wieder brauche, gehe ich davon aus, dass mich diese Hintertüre davor hindern würde, wirklich etwas weg zu geben. Eine andere Methode finde ich erfolgversprechender und sinnvoller.

Frugalisten

Ich habe mal eine Dokumentation über Frugalisten gesehen. Das sind Menschen, die auf der einen Seite ihre Ausgaben auf ein Minimum reduzieren und andererseits so viel Geld wie möglich sparen. Das Prinzip ist eigentlich genial. Legt man Geld an, dann kann man mit etwa 5% Zinsen rechnen. Spart man also 240 Euro, dann erhält man 12 Euro Zinsen pro Jahr. Also für jeweils 240 Euro Sparguthaben bekommt man 1 Euro monatlichen Einkommen. Braucht man nur 1.000 Euro zum Leben, dann reichen 240.000 Euro auf dem Sparbuch. Verdient man monatlich 2.500 Euro und gibt nur 1.000 aus, dann hat man, mit Zins- und Zinseszinseffekten nach etwa 13 Jahren genug Einkommen um in Rente zu gehen. Die Frugalisten setzen sich mit Mitte 40 zur Ruhe und leben ab dann nur noch von den Zinserträgen. Das ist es aber nicht, was ich von ihnen lernen will. Erstens bin ich schon etwas zu alt dafür und zweitens bestimme ja nicht ich alleine, wie viel ich jeden Monat ausgebe. Die drei Kinder kosten recht viel Geld und es ist ohnehin nicht leicht, das alles zu finanzieren. Also zur Frührentnerin werde ich es wohl nicht mehr bringen. Aber es geht bei den Extremsparern nicht nur ums Geld.

Verwendungsdatum

In der Dokumentation ging es dann auch um notwendige Neuanschaffungen. Hier hatte der sparsame Mensch ein paar Regeln, an die er sich hielt. Erstens hat er eine Anschaffung, die ihm notwendig erschien, erst nach drei Monaten getätigt. Dazu hat er sie notiert und den Zettel abgelegt. War er nach drei Monaten immer noch überzeugt, dass er das Ding braucht, dann hat er es gekauft. Allerdings auch nur unter einer Bedingung. Für jedes Ding, das er kauft, gibt er ein anderes Ding ab. So häuft der Frugalist eben keine Unmengen an Besitz an. Außerdem hat er noch einen anderen simplen Trick gezeigt. Er beschriftet seinen Besitz einfach mit dem Datum, an dem er das Ding das letzte mal verwendet hatte. In jeder Schüssel und jeder Tasse liegt also ein Zettel, auf dem ein Datum steht. Verwendet er es, dann streicht er das Datum durch und setzt das neue ein. Hat er etwas für ein, oder zwei Jahre nicht verwendet, dann trennt er sich davon.

Guter Vorsatz

Nun, es gibt viele Gründe dafür, dass ich eine prächtige Sammlung an Plastikdosen besitze. Ob ich sie tatsächlich regelmäßig verwende, kann ich aber nicht sagen. Es wäre ja eine gute Idee, meine Plastikdosen und noch ein paar andere Dinge, mit einem Datum zu beschriften. So bekomme ich wenigstens einen Überblick darüber, wie oft ich sie verwende. Ob ich mich dann irgendwann dazu durchringen kann, mich von denen zu trennen, die ich scheinbar nicht verwende, kann ich nicht versprechen. Aber vielleicht erkenne ich, von welcher Größe ich einfach viel zu wenige habe und hol mir noch ein paar in der passenden Größe. Die brauche ich wirklich.


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