Raumpflege lernen

Der Mensch hat sich im Laufe der Evolution für zwei Dinge entschieden. Einerseits laufen wir aufrecht auf zwei Beinen und andererseits haben wir ein sehr großes und leistungsfähiges Gehirn. Beides hat große Vorteile. Wie kommen schnell von A nach B und haben einen guten Überblick. Die Position des Gehirns ganz oben am Körper erleichter die Durchblutung, weil das Blut ganz einfach wieder abfließen kann. Dank unseres Gehirns sind wie ziemlich schlau. Die beiden Dinge werden aber dann zu einem Nachteil, wenn es um die Geburt geht. Auf der einen Seite hat sich das Becken verändert, damit die Mutter aufrecht laufen kann. Auf der anderen Seite ist der Kopf des Kindes sehr groß. Das ist eigentlich ein Widerspruch. Die Natur hat sich aber etwas überlegt, um das Problem zu lösen. Kleine Menschen kommen einfach sehr früh zur Welt und können in den ersten Wochen und Monaten noch nicht viel. Dafür ist ihr Kopf noch klein genug, das er durch den Geburtskanal passt. Allerdings bedeutet das, dass wir unseren Kindern alles beibringen muss, was über Reflexe und Instinkte hinausgeht. So müssen die Kinder laufen sprechen und irgendwann auch die Raumpflege lernen. Zumindest, wenn man nicht ständig hinter ihnen herräumen möchte.

Die schönen Seiten

Ja, Mutter zu sein ist durchaus schön. Am schönsten dann, wenn die Kleinen ausziehen und sich regelmäßig telefonisch melden. Bis dahin hat man Nachts ein paar Stunden, in denen sie schlafen und weniger Arbeit machen, als tagsüber. Nachdem man Geschichten gelesen, Diskussionen geführt, plötzliche Heißhungerattacken und andere körperliche Bedürfnisse, die ein Einschlafen völlig unmöglich machen, beseitigt hat, beginnt der Feierabend. Hat man Glück, dann schlafen die Kinder durch. Meine Jüngste hat immer wieder Nächte in denen sie ganze Dialoge nachspricht und verschiedene Dinge durch die Nacht schreit. Schläft sie aber ruhig, dann kann man selbst auch ein paar Stunden Ruhe genießen.

Putzfrau und Mutter

In der Realität bedeutet das 20 Minuten Fernsehen und ein Einschlafen auf der Couch. Zu mehr reicht es meist nicht mehr. Der Grund sind die Wachstunden der Kinder. In der Zeit schaffen sie es, aus einer ordentlichen Wohnung eine verwahrloste Einöde zu machen. Da die beiden größeren jeden Vormittag in der Schule verbringen habe ich jetzt die Vormittage frei. Also nachdem ich gekocht und geputzt habe, den Geschirrspüler ausgeräumt und Wäsche gewaschen und abgenommen habe, der Müll runten getragen wurde und die Toilette geschrubbt wurde endet mein Halbtagsjob als Raumpflegerin. Nach einer kurzen Regenerationsphase startet dann mein Zweitjob als Mutter.

Erziehungsarbeit

Schlaue Bücher sind sich einig. Kinder zu erziehen klappt nicht, weil die Kleinen ohnehin nur das nachmachen, was man selber tut. Das glaube ich nicht. Konkret besteht mein Tag zu etwa 90% aus Aufräumen, Putzen und Hausarbeit. Ich mag es einfach nicht, wenn etwas unordentlich ist, also richte ich Kissen gerade, wenn mein Sohn die Couch als Trampolin missbraucht hat, sorge dafür, dass Fingerabdrücke auf Spiegeln und Glastüren verschwinden, Sauge immer wieder unter dem Esstisch, oder wo auch immer etwa Bleistifte gespitzt wurden und trage all das Zeug, das sich ständig durch die Wohnung bewegt, wieder zurück an seinen Platz. Ich sollte einen Schrittzähler tragen, dann hätte ich wenigstens ein Erfolgserlebnis und einen sichtbaren Beweis dafür, dass ich den ganzen Tag meinen Stein den Hügel nach oben gerollt habe. Hätten die schlauen Bücher recht, könnten meine Kinder aus dem Stegreif eine Reinigungsfirma, wie diese gründen und umfassende professionelle Gebäudereinigung anbieten. Dummerweise irren die Autoren in diesem Punkt.

Sisyphos junior

Tatsächlich ist es eine klassische Sisyphos-Aufgabe, unsere Wohnung in Ordnung zu halten. So tragisch die Sage von Sisyphos auch ist und so bemittleidenswert er scheint, wenn er seinen Stein immer wieder den Berg hoch rollt, nur damit er kurz vor dem erlösenden Gipfel wieder herunterrollt, meine Geschichte ist tragischer. Der alte Grieche muss zwar einen schweren Stein bewegen, aber das kann er völlig alleine machen. Mein Stein ist nicht ganz so schwer, aber meine Aufgabe ist zumindest genauso aussichtslos, wie die mit dem Stein. Nur, dass in meinem Fall drei kleine Kinder mich ständig dabei stören. Nicht nur, dass sie der Grund dafür sind, dass ich wohl niemals fertig aufgeräumt haben werde, sie sind außerdem noch meine Kinder. Also fragen sie alles, was ihnen durch den Kopf geht, rätseln mit mir zusammen, was wohl die Lösung für die Mathe Hausübung ist und teilen mit mir ihre Probleme und Freuden.

Nachwuchs

Erziehung ist harte Arbeit. Man muss konsequent und ständig dranbleiben. Ziel ist es, den Kindern ein Regelwerk zu geben, nachdem sie sich orientieren können. Außerdem muss man sie auf das Leben vorbereiten. Irgendwann werden sie tatsächlich ausziehen und die Welt erkunden und spätestens dann kann ich ihnen nicht mehr in jeder Situation zur Seite stehen. Also muss ich sie eigentlich auf alles vorbereiten, was an Aufgaben auf sie wartet. Geht man von meinem Alltag aus, dann ist klar, was bei diesem Teil der Erziehung oberste Priorität genießen sollte. Meine Kinder müssen wohl Raumpflege lernen. Dabei muss man sagen, dass sie durchaus interessiert daran sind, mir beim Aufräumen zu helfen. Zumindest bei den coolen Sachen sind sie sofort dabei. Der Eimer Wasser mit dem Wischer wird gerne beschlagnahmt, damit mein Sohn die Wohnung mit viel zu nassem Mop unter Wasser setzen kann. Die Kleinste könnte stundenlang, oder zumindest so lange, bis die Flasche mit dem Glasreiniger leer ist, den Spiegelschrank und die Balkontüre putzen.

Neuer Lebensabschnitt

Als echte Raumpflege kann man ihre Aktivität aktuell noch nicht bezeichnen. Gut gemein ist auch in diesem Fall das Gegenteil von gut, also habe ich unterm Strich mehr Aufwand, wenn sie mir helfen. Aber damit soll jetzt Schluss sein. Zwei der Kinder gehen mittlerweile zur Schule. Damit sollten sie in der Lage sein, einen Teil der Hausarbeit zu übernehmen. Raumpflege lernen ist vielleicht etwas übertrieben, aber das Ausräumen des Geschirrspülers, zumindest teilweise, das Staubsaugen und Aufräumen allgemein kann man ihnen sicher genauso zumuten, wie mal mit dem Müll zu gehen. Das Ziel dabei ist nicht, dass sie sich ihren Unterhalt verdienen und mir die Hausarbeit wirklich abnehmen, aber es soll ihnen bewußt sein, dass hinter vollen Kleiderschränken, sauberen Toiletten und gemachten Betten Arbeit steckt. Arbeit, die sie zu einem Teil durchaus übernehmen können. Spätestens wenn sie eines Tages ihre eigene Wohnung haben sollten sie wissen, wie man sie sauber hält. Eines ist nämlich auf jeden Fall klar. Ich bin keine von den Muttis, denen die Kinder die Schmutzwäsche vorbeibringen. Eher bringe ich ihnen später mal meine Schmutzwäsche vorbei.


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