Meine Meinung:
Im September letzten Jahres habe ich „ 54 Minunten: Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe" von der Autorin gelesen und war mir damals schon im Klaren - die Autorin muss ich im Auge behalten.
Mit ihrem neuen Buch, mit der Inhaltsbeschreibung, damit konnte ich noch nicht wirklich viel anfangen - klar, da waren ganz viele Vermutungen, worum es in der Geschichte gehen könnte, aber klare Sicht, die hatte ich nicht.
In der Mitte des Buches hatte ich übrigens immer noch keine klare Sicht und am Schluss wollte ich lieber gar nichts mehr sehen, weil ganz ehrlich - die Geschichte ist, verzeiht mir das Wort - extrem abgefuckt.
Corey und Kyra sind seit jeher beste Freundin, sie leben in einem kleinen Dorf in Alaska - einen Dorf, was Kyra niemals akzeptiert hat, sie war anders und Andersartigkeit wurde im Dorf geduldet, aber niemals angenommen.
Die Ablehnung gegen Kyra nimmt überhand, als bei ihr eine bipolare Störung diagnostiziert wird - wie es nämlich in so kleinen verbohrten Dörfern ist, wird eine psychische Erkrankung gleichgesetzt mit wahnhafter Verrücktheit, mit der man nicht unbedingt in Kontakt geraten möchte, könnte ja ansteckend sein.
Doch Corey bleibt, sie bleibt, weil Kyra ihre beste Freundin ist und eine Erkrankung keinerlei Keil zwischen sie treiben kann, warum auch - es ist immer noch ihre Kyra.
Schnell mag man jetzt zu den Schluss kommen, Kyra könnte sich das Leben genommen haben und auch ich habe damit gerätselt, weil es wird nicht gesagt, die Autorin versteht es, den Leser zu verwirren, bis er nicht mal mehr am Ende weiß, was wirklich geschehen ist, obwohl man es mit Worten auf Papier vor sich hat.
Klingt vertrackt, ist aber noch abgefahrener als ihr denkt.
Corey hat Kyra „alleine gelassen", weil sie mit ihrem Bruder und ihrer Mutter aus dem Dorf weggezogen ist. Die Freundinnen haben sich versprochen durchzuhalten, bis sie sich in den Weihnachtsferien wiedersehen. Als sie dann zurückkommt, nach Kyras Tod, begegnen ihr die Menschen mit versteckter, nach einiger Zeit, offener Feindseligkeit.
Und als Leser rätselt man auch hier, woher kommt diese Ablehnung, sie ist weggezogen, okay, sie hat die Dorfgemeinschaft verlassen, okay - aber sie ist doch trotzdem dort aufgewachsen. Sie kennt diese Menschen, seit sie geboren wurde und diese kennen sie, trotzdem ist da dieser Hass. Auch Kyras Eltern, die für Corey wie zweite Eltern waren, begegnen ihr voller Ablehnung.
Und ich fragte mich das ganze Buch: WARUM!
Himmel Herr Gott! Warum ist diese Dorfgemeinschaft so verdammt spooky, eine beklemmende und gruselige Atmosphäre hängt ständig über der Geschichte. Gruselig, weil Corey nicht einmal früher abreisen kann, dieses Dorf ist im Winter nur per Flugzeug erreichbar und das nächste kommt er in sechs Tagen.
Sechs sehr lange Tage für Corey, weil, ich wiederhole mich - dieses Dorf einen echten Schaden hat!
Es steht auf den Cover zwar Roman, allerdings entwickelt sich die Geschichte in Richtung eines Thrillers - nicht mit abgetrennten Gliedmaßen oder Blutbädern, hier wird der Leser auf gedanklicher Ebene fertig gemacht, weil man verdammt nochmal einfach nicht weiß, was in diesen Dorf vonstatten geht!
Ein sehr geniales Buch, was mir, denke ich daran zurück, immer noch einen Schauer über den Rücken jagt.