Nur eine glückliche Mama ist eine gute Mama?

Wie wird man eine glückliche Mama? Nur dadurch, dass man Kinder bekommt? Definitiv nicht. Ich hatte ja schon bei der traumatischen Geburt des Großen nicht die erwarteten überschwänglichen Glücksgefühle empfunden und die darauffolgenden Wochen und Monate setzten dem noch eins drauf. Ich war todunglücklich wegen einer Tatsache, die ich mir selber sehnsüchtig gewünscht hatte und die zu guter Letzt doch noch in Erfüllung gegangen war. Auch bei der wunderschönen Geburt der Kleinen wurde ich nicht von Glücks- und Mamagefühlen überschwemmt. Das ist wahrscheinlich einfach eine Typfrage und nicht zwangsläufig von äußeren Gegebenheiten abhängig. Auch in den Babyzeiten beider Kinder wurde ich nicht dadurch, dass ich ein Kind hatte, automatisch eine glückliche und zufriedene Mama, im Gegenteil. Deshalb machte es auch gar keinen Sinn, immer wieder gesagt zu bekommen, wie glücklich ich doch sein könne, weil ich ein (später zwei) gesunde/s Kind/er habe. Das ging völlig an meinem Empfinden vorbei.
Die Aspekte, die mir beim Mamasein sehr zu schaffen machten, waren so schwerwiegend, dass ich beim ersten Kind überhaupt keine Zufriedenheit, geschweige denn Glück, fühlen konnte. Dazu gehörten neben Schlafmangel und körperlichen Problemen sowie dem anstrengenden Kind auch die ständige Bereitschaft, die fehlende physische Distanz zwischen mir und dem Baby, das völlige Wegbrechen des gewohnten Lebens, die soziale Isolation, das intellektuelle Unterfordertsein und gleichzeitig komplette Überfordertsein, was die Belange des Babys betrifft, die fehlenden Auszeiten, die Fremdbestimmtheit und die ungeheuerliche Zerrissenheit zwischen meinen Bedürfnissen und denen des Babys, die auf einmal wichtiger waren als meine. Mit Sicherheit kommen viele Frauen damit besser klar, als ich es konnte. Aber genau das setzte mich noch mehr unter Druck.
Ich hadere sehr intensiv mit Dingen, die nicht so laufen wie vorgestellt. Ich bin kein Mensch, der unangenehme Tatsachen leichten Herzens akzeptiert und das Schicksal so annimmt, wie es ist. Ich grübele viel und verfange mich in Kreisläufen. Ich bin auch überhaupt niemand, der seine Bedürfnisse leichten Herzens aufgibt zugunsten anderer, und wenn es die eigenen Kinder sind. Wenn mir dann noch Unverständnis entgegenschlägt oder der ehrliche Austausch fehlt, verstärkt sich alles  und ich fühle mich noch hilfloser und gefangener als ohnehin schon. Ich möchte eigentlich Dinge verändern, die mir nicht gut tun. Das neue Leben mit den Kindern konnte ich nicht verändern. Diese erzwungene Passivität hat mir unheimlich zu schaffen gemacht. Und ohne konstruktiven und vielseitigen Austausch habe ich es auch nicht geschafft, die kleinen Aspekte zu sehen, die ich vielleicht hätte ändern können. Zum Beispiel hätte ich mehr konkrete Unterstützung einfordern müssen, statt darauf zu warten, dass mir beispielsweise Auszeiten gewährt werden. Das schaffte ich mit meinem schlechten Gewissen aber nicht. Dadurch wurde ich noch unzufriedener und der unheilvolle Kreislauf nahm seinen Lauf. Es war auch für meine Umgebung nicht einfach, da ich nach Auszeiten meist noch unglücklicher als vorher war, weil ich dann so richtig knallhart merkte, was ich verloren hatte und so unglaublich vermisste. Ich hatte mehrfach danach emotionale Zusammenbrüche, die allen Beteiligten viel Kraft kosteten. Und trotzdem wäre es lebenswichtig gewesen, diese kontinuierlich einzufordern bzw. sich zu nehmen.
Eine grundlegende Besserung meines Befindens trat eigentlich erst ein, als die Kinder in die Kita kamen und es wieder ein strukturiertes, teilweise selbstbestimmtes Leben für mich gab. Deshalb wäre es für mich nie eine Option gewesen, die Kinder länger, also 2 oder 3 Jahre, zuhause zu lassen. Dass ich meinen Großen statt wie geplant mit 1 1/2 Jahren schon mit 13 Monaten in die Kita gab, machte mir und meinem schlechten Gewissen einerseits schwer zu schaffen, andererseits war es wirklich Rettung in höchster Not für meine psychische Gesundheit als Mama und Mensch. Die Fremdbetreuung der Kinder war also, so paradox es klingen mag, ein wichtiger Baustein meiner Mama-Zufriedenheit. Hinzu kommen das steigende Alter der Kinder, wodurch es für mich schrittweise immer einfacher geworden ist, das eigene Arbeitsleben und die damit einhergehende Bestätigung auf ganz anderen Gebieten sowie das Bewusstsein, dass ich den Lebensabschnitt, wo ich tatsächlich alle meine Bedürfnisse für die Kinder aufgeben muss, mit jedem Tag mehr hinter mir lasse.
Es änderte sich auch die Fähigkeit, unabänderliche Dinge annehmen zu können. Das ist bis heute von Tag zu Tag unterschiedlich und sehr von meiner jeweiligen Verfassung und der allgemeinen Stimmung abhängig. Mich tangiert eine schlechte Laune oder ein Klammertag von einem meiner Kinder subjektiv mehr als viele andere Mamas, die ich kenne. Das ist wohl eine "Nebenwirkung" meiner Hochsensibilität. Es betrifft mich richtig tief und raubt mir wertvolle Kraft. Ich bewundere Mamas, die nach dem Motto "Augen zu und durch, es kann ja nur besser werden" agieren. Ich konnte das lange Zeit nicht und es fällt mir bis heute zeitweise schwer. Auch die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnisse zurückstellen zu können, zumindest solange die Kinder klein sind, ist zwar etwas gewachsen, aber immer noch nicht in dem Maße vorhanden wie bei anderen. Ehrlich gesagt, möchte ich dies auch gar nicht. Ja, ich weiß, man sollte sich nicht vergleichen, tut es aber eben doch, wenn man sich Gedanken darüber macht, warum man selber nicht mit Dingen klarkommt, die anderen gar nicht schwerfallen.
Ich merke an Tagen, wo ich das problemlos kann und nicht durch die innere Unruhe und das Bestreben, unbedingt etwas für mich tun zu müssen, unzufrieden und getrieben werde, wie "einfach" das Mamasein sein kann. Deshalb halte ich es für einen bedeutsamen Bestandteil eines als leicht und befriedigend/erfüllend empfundenden Mamalebens, ob man diese Fähigkeit hat, entweder von Grund auf oder durch die Kinder erworben. Ich habe sie nicht, deshalb ist meine Herausforderung, eine gesunde Balance zu finden zwischen meinen Bedürfnissen und denen der Kinder, damit ich zufrieden bin. Ich werde nicht dadurch zufrieden, indem ich sie aufgebe oder unterdrücke, aber ich kann sie zurückstellen, wenn ich dafür im Gegenzug andere Freiheiten habe.
Zum Beispiel kann ich bis heute die Kleine nicht abends und nachts alleine lassen, was ich schon als starkes Korsett empfinde, weil ich auch mal gern wieder alleine über Nacht wegfahren würde. Wenn ich aber dafür beispielsweise mal am späten Nachmittag oder am Wochenende ins Kino gehen kann, wird das etwas aufgewogen. Auch das Vollstillen war (vor allem beim Großen, der anfangs ein Dauerstiller war) eine enorme Freiheitsberaubung für mich, weil beide Kinder jegliche Flaschenernährung verweigerten und ich sie erst länger allein lassen konnte, als sie nennenswerte Mengen an Beikost aßen, was ca. mit 8 Monaten der Fall war. Bis dahin konnte ich mich nie länger als ca. 2 Stunden entfernen. Ich habe diese Bedürfnisse meiner Kinder erfüllt, auch wenn es mir oft schwerfiel, aber einen gerechten Ausgleich dafür zu finden ist schwierig. Das Gleiche gilt für den ständigen nächtlichen Bereitschaftsdienst, der unheimlich schlauchte. Deshalb habe ich in dieser Zeit auch viel mehr gelitten als heute, wo ich mir kleine Refugien schaffen kann.
Also, mein Fazit ist: eine Mama kann leichter glücklich und zufrieden sein, wenn sie die Fähigkeit hat, ihre Bedürfnisse zugunsten ihrer Kinder zumindest eine Zeitlang zurückzustellen. Das ist aber meiner Meinung nach kein Verdienst, sondern eine naturgegebene Eigenschaft. Ich muss da immer an meine verstorbene Oma denken, die sich zugunsten ihrer Familie völlig zurücknahm und daraus ihr Glück schöpfte. Eine Mama, die diese Fähigkeit nicht hat (wie ich), wird durch das Aufgeben ihrer Bedürfnisse nur unglücklich und muss zusammen mit ihrer engsten Umgebung darauf achten, dass gewisse Bedürfnisse erfüllt werden oder durch andere positive Dinge kompensiert werden. Dann schafft sie es auch, manche Bedürfnisse warten zu lassen und wird durch diese Balance ebenfalls zufriedener. Das schlechte Gewissen klopft zwar immer an, aber das kennt sicherlich fast jede Mama. Aber auch das wird weniger, je älter die Kinder werden;). Ich war lange Zeit keine glückliche Mama, aber ich hoffe, ich war trotzdem eine gute Mama. Das Mamasein ist aber wesentlich angenehmer, wenn man zufrieden wird durch die Aspekte, die einem selbst wichtig sind, was sicherlich individuell sehr unterschiedlich ist. Für mich sind es die oben geschilderten Dinge. Das ist auch alles ein langwieriger und schmerzhafter Lernprozess gewesen.
Welcher Typ Mama seid ihr bzw. wie löst ihr diesen Zwiespalt?

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