Notwendige Kritik am Realsozialismus

Ich möchte einmal mehr auf gute Texte hinweisen, den ich via contradictio gefunden habe.

Es handelt sich in diesem Fall um eine Broschüre der jungen Linken, in der es um falsche Kritik am Kapitalismus und richtige Kritik an den Realsozialisten geht, die den Kapitalismus leider falsch kritisiert haben. Vor allem aber wird der Grundirrtum ausgeräumt, dass die Verteilung von Reichtum und Armut im Kapitalismus eben einfach nur ein Verteilungsproblem sei – und man alles, wie auch die Realsozialisten glaubten, nur irgendwie gerechter verteilen müsse, damit am Ende alle zufrieden und glücklich sein können.

Notwendige Kritik am Realsozialismus

Es war nicht alles schlecht am Realsozialismus: Sputnik-Plastik an der Fassade des Café Moskau in Berlin.

So einfach ist es nicht – und es hat ja erwiesenermaßen nicht funktioniert, obwohl sich die Regierenden beispielsweise in der DDR wirklich große Mühe gegeben haben, den produzierten Reichtum ihrer Volkswirtschaft so zu verteilen, dass möglichst alle etwas davon abbekommen. Nur haben sie es leider nicht auf die Reihe gekriegt, den eigentlichen Zweck der Produktion, nämlich die Versorgung der Leute mit allem, was sie so brauchen, tatsächlich in den Mittelpunkt ihrer ganzen Bemühungen zu stellen – auch in der DDR mussten die Leute arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Total absurd, wenn man doch eigentlich den Kapitalismus überwinden will. Und noch absurder: Die realsozialistischen Staaten haben sich auf eine Konkurrenz mit den kapitalistischen Staaten eingelassen – auf diese Weise wollten sie beweisen, dass ihr System das überlegene sei. Am Ende kam dabei aber genau das Gegenteil raus: In einer Konkurrenzsituation ist natürlich das System überlegen, das die Konkurrenz aller gegen alle zur Staatsräson erhebt. Im Anhäufen von Geld ist logischerweise der Kapitalismus besser, denn das ist sein Zweck. In der Vermeidung von Konkurrenz und der Versorgung der Menschen mit allem, was man zum Leben braucht, könnte ein kommunistisches System sehr viel effizienter sein – wenn man denn endlich mal ein solches einrichten würde. Bisher gab es das nämlich noch nicht.

Aber zurück zum Grundirrtum über den Kapitalismus: Das Hauptproblem mit dem Kapitalismus ist ja nicht, dass ein Bill Gates, ein Carlos Slim, ein Karl Albrecht oder wer auch immer unanständig reich werden können. Das Problem ist, dass alle Produktion einzig und allein dem Zweck des Geldverdienens untergeordnet wird. So nützlich und schön ein Produkt auch sein mag, und so ausgeprägt das Bedürfnis der Menschen nach nützlichen und schönen Dingen zweifelsohne ist, das Bedürfnis und der Gebrauchswert spielen im Kapitalismus überhaupt keine Rolle, sofern das jeweilige Ding nicht verkauft werden kann. Nein ganz im Gegenteil: Mutwillig werden nützliche und schöne Dinge vernichtet, eben weil zu vielen Leuten einfach die Kohle fehlt, um sie kaufen zu können.

Die Hungernden der Welt hungern doch nicht, weil es nicht genug Nahrung für alle geben würde, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Auch die ständige Wiederholung populärer Lügen ändert nichts daran, dass sehr wohl mehr als genug für alle produziert werden könnte, wenn man das nur wollte. Aber weil so viele Leute in Afrika, Asien und zunehmend auch in Europa nicht mehr als Arbeitskräfte gebraucht werden, haben sie eben auch kein Geld, um die nötigen Lebensmittel zu kaufen. Die landen dann statt in den Bäuchen der Hungrigen auf der Müllkippe oder in der Biogasanlage.

Darüber regen sich aufmerksame Bürger und Verbraucherschutzministerinnen zwar schon auf, aber das bringt sie keineswegs dazu, sich für die Gründe dieser absurden Verschwendungsorgie zu interessieren. Es ist nämlich nicht die Gedankenlosigkeit der Produzenten oder die Bosheit der Händler, sondern die perverse Logik des Systems. Genau deshalb werden nicht nur Tomaten und Kekse, sondern auch Autos, Computer, Wintermäntel oder Sonnenhüte geschreddert, verschrottet und weggeworfen. Nicht, weil sie keiner brauchen könnte. Im Gegenteil, sicherlich gäbe es Menschen, die all diese Dinge sehr gut brauchen könnten. Aber würden die Sachen einfach an alle verteilt, würde ja der eigentliche Zweck ihrer Herstellung unterlaufen, nämlich das eingesetzte Kapital zu vermehren.

Und das darf nicht sein. Weil es bei dem ganzen Gewese um Produktion, Arbeit, Markt, Kauf und Verkauf kein bisschen um die Bedürfnisse der Menschen, sondern nur ums Geldverdienen geht, werden immer Menschen daran sterben, dass sie nicht einfach bekommen, was sie brauchen, sondern systematisch davon getrennt werden – denn auf diese Weise werden wir Normalos, die wir nicht als Kinder reicher Eltern auf die Welt gekommen sind, dazu gezwungen, diesen ganzen Unsinn mit zu machen. Wir brauchen die Kohle, also machen wir den Job. Weil wir den Job brauchen, ziehen wir uns den ganzen Müll rein, der uns zu guten Bürgern macht – wir konditionieren uns entsprechend, denn sonst kommen wir ja zu nichts. Und das haben die allermeisten so verinnerlicht, dass sie überhaupt nicht auf die Idee kommen, sich zu fragen, wie man das anders und besser lösen könnte. Dabei ist es höchste Zeit, genau diese Frage zu stellen. Und weil die Versuche, es anders zu machen, bisher ziemlich schief gegangen sind, lohnt es sich um so mehr, sich zu fragen, warum das bisher schief gegangen ist. Denn das muss nicht so sein. Es lohnt sich wirklich, diese drei Texte zum Realsozialismus zu lesen.



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