Aktuell überschlagen sich die Medien wegen der Meldung der Schweizer Nationalbank (SNB) über den Buchwertverlust von 13,2 Milliarden Franken (10,7 Milliarden Euro), aufgrund des Preisverfalls des Goldes der letzten Monate. Auch Deutschland habe einen Verlust von 63 Milliarden Dollar zu verkraften, schreibt die "Welt", und titelt das in reißerischer Bild-Manier mit: "Gold-Preissturz vernichtet deutsches Volksvermögen". Doch, ist es wirklich so schlimm?
Angesichts der Tatsache, dass die Zentralbanken dieser Welt grundsätzlich neben den Fremdwährungsreserven auch Goldreserven anlegen, um auf dem Devisenmarkt intervenieren zu können, und um Außenhandelsdefizite auszugleichen, klingt die Nachricht vom sinkenden Goldpreis auf den ersten Blick schon ein wenig ungut. Allerdings hatten ja auch Dollar und Pfund zu D-Mark-Zeiten massiv an Wert verloren, und da gab es auch keinen Aufschrei hinsichtlich der Vernichtung von "Volksvermögen" durch die Inflationierung des Geldes durch die FED und die Bank of England. Ein Kursrisiko besteht immer. Egal, ob es sich hierbei um Papiergeld, oder eben um Gold handelt.
Devisenreserven und Inflation
Nach der Abschaffung des Bretton-Wood-Systems mit der Koppelung des US-Dollar an den Goldpreis, und vieler Währungen an den US-Dollar, behielt dieser den Status als Weltleitwährung bei. Selbst in den letzten beiden Jahrzehnten spielte der US-Dollar mit einem Anteil von über 60% aller Devisenreserven die Hauptrolle, während der Euro mit 20-25% eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Im Vergleich mit der D-Mark (hochgerechnet zum Euro-Mark-Wechselkurs) hat der US-Dollar jedoch in den 60 Jahren zwischen 1953 und 2013 ganze 64,7% an Wert verloren (siehe auch die nachfolgende Grafik). Dennoch gab es keine mediale Panik vor einer "Vernichtung des Volksvermögens", obwohl die Deutsche Bundesbank weiterhin immer mehr US-Dollar hortete, welche durch die Leistungsbilanzüberschüsse in die Kasse geschwemmt wurden. Währungsreserven, die auch sukzessive an Wert verloren haben.
Sichere Goldreserven?
Grundsätzlich gilt in Sachen Finanzen die Devise: Nichts ist zu 100% sicher. Auch nicht die Goldpreisentwicklung in den nächsten Jahrzehnten. Sicher ist nur, dass man in den letzten Jahrzehnten immer mehr grüne Scheine pro Gramm Gold hinblättern musste (siehe nachfolgende Grafik). Angesichts der Tatsache, dass die FED (wie auch die EZB) immer mehr Scheinchen auf den Devisenmarkt werfen, dürfte die aktuelle Entwicklung des Goldpreises eher temporärer Natur sein. Denn Gold kann man nicht beliebig vermehren, wie es bei den Papiergeldwährungen (samt den Zahlen in den Computern der Banken) der Fall ist. Ergo wird sich auch hier früher oder später wieder eine Aufwärtsentwicklung im Vergleich zu Dollar und Euro ergeben. Hier wäre es sogar angebracht, die Goldreserven etwas aufzustocken, wie es beispielsweise Russland in den letzten Jahren immer wieder gemacht hat.
Fazit
Die Zentralbanken werden – je nach Berechnung - momentan wohl den aktuellen Geldwert ihrer Goldreserven etwas reduzieren müssen. Aber: Ändert dies etwas an der Tatsache, dass trotz dieser Zahlenänderung in den Computern immer noch die selbe Menge des Edelmetalls in den Bunkern lagern? Nein. Stehen die Zentralbanken unter Druck, die Goldvorräte zu diesem Preis auf den Märkten verkaufen zu müssen? Nein. Warum wird dann so über die Buchverluste gejammert? Warum wird diese temporäre Entwicklung fast schon als Katastrophe für die Zentralbanken hochstilisiert) Leiden manche Journalisten vielleicht unter einer Goldphobie?
Fakt ist: Wenn der US-Dollar zusammenbricht, weil dessen Status als Weltleitwährung immer weiter untergraben wird (siehe hier), und die FED nicht mehr beliebig grüne Scheinchen auf den Markt werfen kann, wird das Gold in den Zentralbankbunkern immer noch einen Wert haben. Wenn die Eurozone aufgrund einer verfehlten Rettungspolitik zerfällt, wird das Gold auch immer noch einen Wert haben.
Wer sich ein wenig mehr mit dem Thema Gold auseinandersetzen möchte, dem lege ich das "Goldjournal" von Nikolaus Jilch ans Herz.