Notarzt in Gorleben im Bereitschaftsdienst

Arzt Bretschneider versorgt seit Jahren Atomkraftgegner beim Castor-Transport

Der Vlothoer Anzeiger hat einen überaus lesenswerten Bericht seiner Arbeit veröffentlicht:
Quelle: http://www.vlothoer-anzeiger.de

Die Arbeit und Aufopferung ist eine große Leistung und ist ein Beispiel für Zivilcourage.
Der Arzt hat, wie viele andere auch, viel unnötige Gewalt gesehen – ausgehend von denen, die die Demos und Kundgebungen schützen sollten…

Man sollte sich ernsthaft fragen, welche Rolle die Polizei in Deutschland eigentlich spielt. Nach der klassischen
Gewaltenteilung ist die Verteilung der Staatsgewalt auf mehrere Staatsorgane zum Zwecke der Machtbegrenzung und der Sicherung von Freiheit und Gleichheit wichtig. Dabei werden die drei Gewalten Gesetzgebung (Legislative), Vollziehung (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) unterschieden. Diese Teilung soll sich gegen Machtkonzentration und Willkür im Absolutismus richteten. Sie ist Bestandteil jeder modernen Demokratie, ihre Ausprägung variiert jedoch stark von Land zu Land. Viele Zeugen sprechen von absoluter Willkür, wenn sie an Gorleben denken…

Bereitschaftsdienst in Gorleben
Eine Nacht in einer Schlucht in Harlingen auf den Bahnschienen. Eine Nacht in einem Camp in Dannenberg. Und drei Nächte bei Anwohnern in Gorleben: Dr. Jürgen Bretschneider ist erschöpft.

Für alle Seiten untragbar und verantwortungslos. Die Polizei ist mittlerweile hoch gerüstet zu einer Armee im Inneren. Das Wendland gleicht einmal im Jahr einem Kriegsgebiet. Die Folgen, die Kosten und die Zahl verletzten unterstreichen dieses Bild.

Für den Castor-Transport hat der Allgemeinmediziner seine freien Tage in einer Klinik in Bad Oeynhausen genommen. Und braucht jetzt erst einmal etwas Erholung.
Seit seinem 14. Lebensjahr ist Jürgen Bretschneider Atomgegner aus Überzeugung. „Damals habe ich gelesen, dass Atommüllbehälter in den USA durchgerostet sind und die Radioaktivität in Grundwasser gesickert ist“, erinnert sich der heute 55-Jährige. Der nächste Denkanstoß kam neun Jahre später mit der nuklearen Katastrophe in Harrisburg. „Seitdem demonstriere ich gegen Atomenergie“, sagt der Mediziner.

Und nicht nur das: Auf den fünf Castor-Transporten, die Jürgen Bretschneider bisher begleitet hat, kümmerte er sich als Arzt um Verletzte. „Dabei habe ich in den Jahren viel Gewalt gesehen.
Polizisten, die mit Wasserwerfern direkt in die Augen von Demonstranten gezielt oder mit Schlagstöcken auf die Atomkraftgegner eingedroschen haben“.

Seinen Notfallkoffer und seinen weißen Kittel hatte er auch wieder im Rucksack, als er letzte Woche von Bad Oeynhausen aus nach Gorleben fuhr. Und beides konnte Jürgen Bretschneider, der nicht nur Umweltmediziner, sondern auch Arzt für Allgemeinmedizin und für Naturheilverfahren ist, gut gebrauchen. Versorgt hat er einen Patienten, der eine Schlagstockverletzung am Kopf hatte. Ein anderer Demonstrant bekam den Stock am Oberschenkel ab. Und einem weiteren Atomgegner wurde übel, als er erfuhr, dass das Camp in Metzingen von der Polizei gestürmt werden sollte.

20415 Polizisten waren im Einsatz, um den 13. Transport von radioaktivem Müll aus Frankreich in das Zwischenlager in Gorleben zu schützen. „Das Aufgebot war ziemlich einschüchternd“, zieht Bretschneider Bilanz. Und kommentiert den Großeinsatz der Beamten: „Das ist ein Wahnsinn, was da für Steuergelder verschwendet werden“. Die Stimmung bei den Bürgern in Lüchow-Dannenberg sei „gereizt, verärgert und kämpferisch“, hat der Arzt beobachtet. Und schätzt das gesundheitliche Risiko für die Anwohner als gefährlich ein: „Inzwischen weiß man schon, dass dort weniger Mädchen
geboren werden, als üblich. Denn weibliche Embryone sind strahlensensibler als männliche“, so der Umweltmediziner, der sich seit 1982 in der Organisation IPPNW – Internationale Ärzte für die Verhinderung des Atomkrieges – engagiert.

Nicht nur die Anwohner sieht der Mediziner gesundheitlich gefährdet, sondern auch manche Polizisten. „Eine junge Beamtin aus Osnabrück musste vor meinen Augen eine halbe Stunde am Straßenrand direkt neben dem Castor-Transport stehen. Wenn ich mir vorstelle, dass die Frau schwanger ist oder in den nächsten Jahren wird, wird mir übel. Denn vom
Castor-Transport selbst trifft die Strahlung die Menschen in unmittelbarer Nähe wie eine Dusche“, schätzt der Umweltmediziner das Risiko ein.

20.000 Polizisten
Die nahmen über 1500 Castor-Gegner in Gewahrsam und erteilten 5000 weiteren Demonstranten einen Platzverweis. Die Kosten dafür werden auf rund 33,5 Mio Euro geschätzt. 133 Polizisten wurden verletzt. Fast 400 Demonstranten wurden verletzt, mindestens 5 davon schwer!



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