Nomen non est omen

Heute: "Plagiatsjäger"
Nachdem von und zu Guttenberg durch das Internetportal Guttenplag bzw. Vroniplag des Plagiats überführt wurde, und die Stoiber Tochter Veronica Saß ihren Doktortitel abgeben musste, wurde nun der Europaabgeordneten der FDP-Fraktion, Silvana Koch-Mehrin, der Doktortitel aberkannt. Auffällig dabei ist, die Sprache unserer bürgerlichen Medien, wenn es um das Thema der Doktortitel-Erschleichung geht. So wird Vroniplag nicht als Aufklärungsplattform verstanden, die im Dienste der Wissenschaft agiert, sondern als Hort von "Plagiatejägern", die unsere vermeintliche "Elite" bloßstellen und stürzen will.
In einem Artikel vom 15. Juni 2011 auf SpiegelOnline wird mehrfach von "Plagiatejägern" gesprochen. In einer Dialektik, welche die vermeintlichen Abschreiber zu Opfern stilisiert. Anonyme Jäger verfolgen Koch-Mehrin, nehmen sie ins Visier und erlegen ihre Beute:
"Koch-Mehrins Doktorarbeit war vor gut zwei Monaten ins Visier der Plagiatejäger der Plattform VroniPlag Wiki geraten [...] kamen die anonymen Plagiatsjäger dann zu einem eindeutigen Ergebnis."
Die TAZ berichtet in einem Artikel vom 21. Mai 2011 vom Alltag eines "Plagiatsjägers" und lässt ihn in keinem guten Licht erscheinen. Das Adjektiv "anonym" soll die Feigheit der Aufklärer unterstreichen. Während sich also Politiker zu den Vorwürfen in der Öffentlichkeit rechtfertigen müssen und ggf. zurücktreten, verstecken sich die hinterhältigen Jäger im anonymen Web, so der Tenor:
"... vom Jagdfieber gepackt [...] Eine Elite am Pranger [...] seine anonyme Jagd [...] Lässt anonyme Online-User einer Elite auf die Füße treten."
Zeit-Online beweist, dass die Gleichschaltung der Medien nicht nur an den gleichen Themen, des Agenda Settings und der einseitigen Propaganda zu erkennen ist, sondern auch an der gleichen Sprache:
"Am Wochenende haben die üblichen Plagiat-Jäger im Internet wieder zugeschlagen [...] gegenwärtig erneut im Visier der Plagiatjäger."
In einem Blogbeitrag von Vroniplag hat sich ein Autor klar von der Begrifflichlichkeit des verunglimpfenden "Plagiatsjägers" distanziert:
"Liebe Presse,
Ich habe mich noch nie als »Plagiatjäger« bezeichnet. Ich lese Dissertationen und schreibe mir Plagiatsstellen raus. Ich will hier mal klarstellen, wer mich und die anderen Beitragenden hier zu »Plagiatjägern« ernannt hat: Das seid Ihr! Also hört bitte auf, so scheinheilig von »selbsternannten Plagiatjägern« zu sprechen."
Eine Doktorarbeit ist eine wissenschaftliche Arbeit, die neue Erkenntnisse bringen soll und in die Öffentlichkeit getragen wird. Sowohl Arbeit, als auch Titel sind öffentlich zugänglich. Insofern ist es durchaus legitim, wenn Doktorarbeiten von anderen diskutiert und besprochen werden. Würden im übrigen die Vroniplag-Macher ihre Anonymität aufgeben, würde in der Presse wohl zunehmend über die Überbringer als über die Botschaft berichtet werden (Stichwort: Medien-Personalisierung). Zudem würden sicher nicht wenige Aktivisten dann Probleme mit ihren Arbeitgebern bekommen. Die Begrifflichkeiten und die Sprache in der Presse stilisieren die Abschreiber und Titel-Käufer zu Opfern und die Vroniplag-Aktivisten zu Tätern. Einen ernsthaften Diskurs darüber, dass einige Politiker ihren Doktortitel unrechtmäßig erworben haben, findet man in den bürgerlichen Medien hingegen kaum.Dies ist ein Gastbeitrag von Markus Vollack aka Epikur.

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