Die Geschichte rund um die drei Protagonisten Millie, Karl und Agatha besitzt eigentlich alle Komponenten, um mir zu gefallen. Alle drei haben sie jemanden Wichtiges in ihrem Leben verloren und versuchen nun einen Weg aus der zurückgebliebenen Trauer zu finden, oder jedenfalls einen, um besser mit ihr umzugehen. Auf ihrer Reise kommt jeder von ihnen zu einem anderen Schluss und doch irgendwie zu demselben: Mach was draus.
Es waren diese Gedanken rund um den Tod und die Trauer, die mich dazu bewegten, weiter zu lesen. In den Szenen des Nachdenkens waren unsere drei Helden so poetisch und sprachlich gewandt, dass ich ihnen noch viele Seiten mehr hätte lauschen können. In diesen Kapiteln waren sie authentisch und ehrlich, nahmen kein Blatt vor den Mund und erlaubten uns die intimsten Einblicke in ihr Leben. Das alles stilistisch so unterschiedlich, dass man nie einen Zweifel hatte, wer da gerade sprach. Bei vielen Autoren fällt mir auf, dass sie ihren sprachlichen Stil nicht ändern, wenn sie die Perspektive wechseln. Frau Davis aber hatte für jede ihrer Figuren einen eigenen Audruck. Das sorgte zwar dafür, dass man einige Textstellen viel leichter und schneller lesen konnte als andere, aber so passten Form und Charakter einfach viel besser zusammen.
Trotzdem schlich sich in meinem ersten Absatz das Wörtchen "eigentlich" ein, denn auch wenn es viele positive Punkte gab, so muss ich eines doch kritisieren: die Handlung. Natürlich besteht ein guter Roman nicht nur aus tiefgründigen Gedankengängen und glaubwürdigen Charakteren, aber wenn man spürt, dass der Plot diesen gut durchdachten ersten Kompenenten nicht gerecht werden kann, so wünscht man sich doch an einigen Stellen, es gäbe diese überflüssige Handlung gar nicht. Selbstverständlich ist mir klar, dass gewisse Dinge geschehen mussten, um die Figuren erst einmal auf ihre Gedanken zu bringen, doch empfand ich das ganze Drumherum fast schon als störend. Es ist nicht gut, wenn man langsamer liest (oder sogar die Lust am Lesen verliert), sobald die Geschichte voranschreitet. So bin ich zwar froh, das Buch aufgrund der philosophischen Ansätze und emotionalen Parts gelesen zu haben, kann aber jetzt schon versprechen, dass mir der eher langweilige und austauschbare Plot wohl kaum im Kopf bleiben wird.