Noch mehr türkische Kuriositäten

Noch mehr türkische KuriositätenVor einigen Monaten habe ich bereits die ersten türkischen Kuriositäten, die mir seit dem Auswandern so unterkamen, für euch festgehalten und bin dabei auf großes Interesse gestoßen.
Daher möchte ich euch meine weiteren Beobachtungen aus deutscher Perspektive nicht vorenthalten und euch einen weiteren Einblick in die Eigenarten dieses liebsenswerten Völkchens verschaffen.
Hier kommt also die Fortsetzung türkischer Kuriositäten (einige dieser Punkte hätte ich gern VORHER gekannt und mir damit peinliche Situationen erspart :-p ):

Wer etwas besonders Leckeres kocht oder backt, sollte von Vorneherein die doppelte Menge zubereiten. Denn es ist so: Die türkische Hausfrau ist stets um das Leibeswohl ihres Umfelds besorgt. So erhält man regelmäßig süßes oder deftiges Gebäck, Pudding, Grießbrei und andere türkische Köstlichkeiten aus der Nachbarschaft. Aber Achtung! Fettnäpfchen-Gefahr! Der grimmige Deutsche tendiert dazu, erst zu schlemmen und dann zu später Stunde den leeren Teller zurückzubringen oder - noch schlimmer!- dem Nachbarn einfach vor die Tür zu stellen. Das ist hier ein absolutes No-Go! Ich empfehle, selbst mehrmals wöchentlich den Mixer zu schwingen um sich jederzeit angemessen revanchieren zu können. Deutsche Leckereien wie Zwiebelkuchen oder Kartoffelsalat kommen übrigens gut an. So habe ich mich nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten (Den Nachbarn tagsüber während der Fastenzeit mit einem Teller Kuchen aus dem Bett klingeln? KEINE gute Idee!) zur kulinarischen Bereicherung der Tellertausch-Community gemausert.
Se törkisch wäy

Ich gebe zu: Die Sprache hat's ganz schön in sich und einige Vokabeln müssen unzählige Male wiederholt werden, bis sie endlich sitzen. Doch zum Glück gibt es dafür auch etliche Wörter, deren Bedeutung man (sofern man rudimentäre Englisch- und Französischkenntnisse besitzt) nicht mehr nachschlagen muss, wenn man sie sich erst einmal auf der Zunge zergehen lässt.
Wer sich einen Sekt bestellen möchte und sich nicht mehr an "köpüklü şarap " erinnert, kann auch auf einen simplen " kokteyl" oder " şampanya"ausweichen.
Lust auf eine geschmacksintensive sos? Dann bestellt am besten köri oder barbekü Geschmack.
Wer auf moda und dizayn (Design) steht, kauft sich einen trençkot (Trenchcoat) und lässt sich anschließend beim kuaför aufhübschen. Dort gibt es übrigens auch manikür :-)
Im radyo läuft müzik, im televizyon ein film und wer noch mehr elektronik braucht, greift zu seinem ayfon (iphone) oder kaleksi (Galaxy). Die Schreibweisen sind zwar gewöhnungsbedürftig, wer sich aber erst mal dran gewöhnt hat, findet sie bald besser als die orijinal versiyonu ;-).

Höflich, herzlich, liebenswert

Dass wir Deutschen nicht gerade als Pioniere der Gastfreundlichkeit, Höflichkeit und Herzlichkeit gelten, ist klar. Umso deutlicher nimmt man die feinen Unterschiede in einem Land wahr, die sich diese Attribute schon fast auf die Flagge schreiben könnten. Einige Redewendungen existieren im deutschen noch nicht einmal: So wird einem überall ein herzliches "hoşgeldiniz" (Herzlich Willkommen) entgegengeschmettert. In Deutschland wird dies bestenfalls mit einem freundlichen Nicken oder "Danke" quittiert. Nicht so in der Türkei. "hoş bulduk" erwidert man höflich ("Freude haben wir gefunden"). Seine Wertschätzung gegenüber Personal verleiht man durch "kolay gelsin" Ausruck. So wünscht man dem Angesprochenen, dass ihm die Arbeit leicht von der Hand gehen möge. Wer zu Gast in einem türkischen Haushalt ist, und die Kochkünste der Gastgeberin loben möchte, bewundert diese mit "elinize sağlik" (Gesundheit in ihren Händen) und "afiyet olsun", also einen Guten Appetit, wünscht man nicht nur beim Servieren von Speisen, sondern auch bei Getränken (man bekommt es sogar beim Verlassen eines Restaurants noch hinterhergerufen).
Wer niest, dem wünscht man nicht etwa Gesundheit. Nein, das wäre zu wenig! Ein langes Leben wünscht man dem Verschnupften mit "çok yaşa". Dieser bedankt sich daraufhin nicht, sondern erwidert diesen Wunsch mit "sende gör!"(man könnte ja jemanden angesteckt haben).
Wer Kinder hat, hört ständig "Maşhallah". Dieser Ausdruck ist mehr Gefühl als nur ein Begriff. Er drückt Bewunderung aus und den Wunsch nach Gottes Schutz über dieses entzückende Wesen.
Man gewöhnt sich so schnell an diese unbefangene Herzlichkeit, dass sie uns bei Heimatbesuchen schon schmerzlich fehlt. Ein bisschen Maşhallah könnte Deutschland nicht schaden.
Zeigt her eure Füße!

Merke: Eine türkische Wohnung wird niemals mit Schuhen betreten. Niemals!
Es scheint keine tolerierbaren Ausnahmeregelungen zu geben. Auch in Extremsituationen legt der Türke Wert auf Etikette. Zwei durchgeschwitzte Handwerker brechen unter des Gewichts der Möbellieferung schon fast zusammen? Die Schuhe werden trotzdem vor dem Betreten der Wohnung abgestreift und fein säuberlich vor dem Eingangsbereich platziert, bevor sie sich und etliche Kilo Echtholz ins Wohnzimmer schleppen. Dies führt uns auch gleich zur nächsten Kuriosität: Türken besitzen Hausschuhe in Hülle und Fülle. Hier kennt die Gastfreundlichkeit mal wieder keine Grenzen. Egal, wie viele Menschen sich in einer Wohnung versammeln, jedem wird ein paar Hausschuhe bereitgestellt. So fühlt man sich gleich wie zu Hause :-).

Abwarten und Tee trinken

Ich bin überzeugt davon, dass diese Redewendung ihren Ursprung im Türkischen haben muss. Wer Dienstleistungen in Anspruch nimmt, dem wird die Wartezeit mit çay, also dem typisch türkischen Schwarztee, versüßt. Wer sich im Imbiss eine Mahlzeit zum Mitnehmen bestellt, bekommt während der Zubereitungszeit einen Tee. Wer in der Waschanlage sein Auto waschen lässt (das macht man hier nicht selbst), beobachtet das bunte Treiben bei einem Glas Tee. Wer sich beim Frisör die Haare föhnen lässt, nutzt die freien Hände um - richtig!- ein Glas Tee zu halten. In der Autowerkstatt wird ein Schaden geprüft? Warten Sie doch bei einem Glas Tee! Wer neue Möbel kauft, testet Sofa, Tisch und Stühle am besten noch im Laden mit einem Glas Tee. Und bestellt man im Restaurant die Rechnung erhält man -Überraschung!- erstmal ein Glas Tee. Eine durchaus angenehme Eigenart der Türken, die Ungeduldige wie mich davon abhält, ständig auf die Uhr zu linsen.



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