Im Juni kam bei einem schrecklichen Verkehrsunfall nahe Ha Noi einer meiner Kollegen, der japanische Archäologe Nishimura Masanari, ums Leben. Nishimura-san war seit 1990 in Vietnam aktiv und auch aktives Mitglied des Vietnam Institute of Archaeology. Er war einer der bedeutendsten Kenner der kulturellen Entwicklung des ersten Jahrtausends v. Chr. dieses Landes. Ich habe ihn mehrmals getroffen und habe auch fast alle seine Arbeiten auf meinem Schreibtisch liegen. Sein früher Tod mit 48 Jahren ist ein großer Verlust für die gesamte Südostasienarchäologie.
Obwohl Nishimura-san 25 Jahre in Vietnam lebte, hatte er an diesem Tag den mörderischen Verkehr in Ha Noi und Umgebung unterschätzt. Wäre er nicht Ausländer und zudem eine hochgeachtete Person, wäre der Unfall irgendwo in den Lokalnachrichten verblieben. So kam es aber zu etwas, das ich richtig finde: Einer Diskussion um den Verkehr in diesem Land. Unfälle passieren überall, aber in Vietnam werden sie schlimmer. Denn mehr und mehr Autos fahren auf den Straßen. Hier in Bac Lieu gibt es z.B. kaum Autos, da kann ich mit meinem Motorrad fahren wie ich will. Das geht natürlich in HCMC nicht. Aber auch die Autofahrer nehmen so gut wie kaum noch Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Täglich gibt es schlimme Unfälle, wöchentlich auch solche, die in Medien allgemeinhin als "tragisch" bezeichnet werden. Kathrin Karras hat auf ihrer Homepage vor ein paar Monaten die Nachricht über den Tod zweier Schülerinnen gebracht, die von einem LKW regelrecht zermalmt wurden.
Posthum wurde Nishimura Masanari nun die Vietnamesische Freundschaftsmedaille verliehen.
Quelle des Bildes Baomoi