Quelle: Astrid Müller
Meine heutige Morgennotiz
Ihr Lieben,
heute Morgen möchte ich Euch eine Anekdote aus dem Leben
des Papstes Johannes XXIII erzählen:
„Nimm Dich selbst nicht so wichtig!“
Ein junger Priester wandte sich kurz nach seiner Weihe an Papst Johannes XXIII und suchte seinen Rat, weil er vor der hohen Würde seines Amtes schlussendlich zurückschreckte und vor lauter Verantwortungsbewusstsein keinen Schlaf mehr fand.
Er dachte, dass er sein Amt auf Dauer nicht bewältigen könne.
Daraufhin lächelte der Papst und sagte: "Mein Sohn, als ich zum Papst gewählt wurde, bin ich erschrocken vor der Würde dieses Amtes, und ich konnte eine Zeitlang überhaupt nicht mehr schlafen.
Einmal bin ich doch kurz eingenickt, da erschien mir ein Engel im Traum und ich erzählte ihm meine Not. Daraufhin sagte der Engel: 'Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig'. Seitdem kann ich wunderbar schlafen."
Ihr Lieben,
als ich ein junger Mann war, traf ich einmal eine kluge ältere Frau.
Ich wollte mich nach den Schrecken meiner Kindheit und Jugend dafür einsetzen, Liebe und Freude in diese Welt hineinzutragen, aber je mehr ich tat und leistete, desto mehr erkannte ich, wie wenig ich wirklich bewirken konnte.
Das machte mich fast krank und auch ich konnte damals fast vor Kummer darüber, dass ich nicht noch mehr leisten konnte, nicht schlafen.
Als ich diese ältere lebenskluge Frau um Rat fragte, sagte sie zu mir einen Satz, den ich zunächst nicht verstand, weil er sich eigentlich inhaltlich selbst widersprach.
Sie sagte zu mir: „Lieber Werner nimm Dich und das, was Du tust, ganz, ganz ernst und gleichzeitig, lieber Werner, nimm Dich und das, was Du tust, überhaupt nicht ernst!“
Dieser Satz hat mich damals verwirrt und erst viel später habe ich die tiefe Wahrheit in diesem Satz entdeckt:
Wir sollen das, was wir tun, mit vollem Einsatz und vollem Ernst tun, aber gleichzeitig sollen wir nicht glauben, dass von uns die Welt abhängt, dass es ohne uns nicht geht.
Wir sind sehr wichtig, aber wir müssen nicht den Himmel stützen,
damit er nicht einstürzt.
Wir dürfen uns einsetzen, um diese Welt zu verbessern, zu erhellen und mit Liebe zu erfüllen, aber wir müssen nicht die Last dieser Welt auf unsere Schultern laden.
Diese Erkenntnis brachte mich innerlich zur Ruhe und ein weiteres gutes Wort von Dietrich Bonhoeffer beruhigte meine Seele zusätzlich.
Er schrieb einmal:
„Das Wenige, das wir tun können, darf uns Alibi sein für das, was wir nicht tun können.“
Entscheidend ist also, dass wir uns für die Veränderung und Verbesserung dieser Welt einsetzen, dass wir aber nicht für die Veränderung dieser Welt verantwortlich sind.
Heute glaube ich nicht mehr, wie ich das als junger Mann getan habe, dass es allein auf mich ankommt, wenn es darum geht, diese Welt zu ändern, heller und menschlicher zu gestalten.
Heute weiß ich, dass das Geheimnis der Weltveränderung nicht darin liegt, dieses übergroße Werk auf die eigenen Schultern zu laden und zwangsläufig darunter zusammenzubrechen, sondern darin, das Licht der Liebe zu entzünden und immer mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, um mit ihnen gemeinsam für eine menschliche und bessere Welt zu arbeiten.
Ihr Lieben,
Ich wünsche Euch heute einen fröhlichen und liebe-vollen Tag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen