In unserer Artikelserie Anti-Leinenrüpel-Guide stellen wir Möglichkeiten vor, die die Leinenaggression eines Hundes positiv beeinflussen können – 10 Wege zum entspannteren Hund.
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Vielleicht hast du den Begriff schon einmal gehört: NILIF (manchmal wird es auch NILIG genannt) steht für die englische Formulierung “Nothing In Life Is Free”.
Um es gleich vorweg zu sagen: Bei der NILIF-Methode handelt es sich um eine umstrittene Methode. Und das hat mit der (überholten) Dominanztheorie zu tun.
Dominanztheorie – wer ist hier der Chef?
Es war einmal vor langer Zeit, da glaubte man, jeder Hund würde nur auf die Gelegenheit warten, die Weltherrschaft an sich zu reißen und es gelte für Hundehalter, dies nach Möglichkeit zu verhindern.
Deshalb war es tunlichst zu vermeiden, den Hund als erstes durch Türen gehen zu lassen, auf erhöhten Liegeplätzen schlafen zu lassen oder ähnliche “herrische” Anwandlungen an den Tag legen zu lassen. Der Alphawurf (von den Wölfen abgeschaut) war die “Geheimwaffe” in der Hundeerziehung …
Mittlerweile wissen wir alle, Hunde sind nicht bestrebt, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dominanz ist keine Charaktereigenschaft, sondern bezieht sich auf ein Verhalten, das Situationen angepasst auftritt.
Zu dominanter Verhaltensweise gehören immer zwei: Einer der dominiert und einer der dominiert wird, sich also “unterordnet”.
Logischerweise sollte sich i. d. R. der dominant zeigen, der über das nötige Equipment verfügt, über die sogenannten Ressourcen. Man kann im Prinzip auch sagen, es geht um die sogenannten Führungsqualitäten.
Der Verlust der Dominanz
Mit dem Wegfall der Dominaztheorie geriet nun auch gleichzeitig der Begriff “Dominanz” in Verruf. Es galt immer mehr als “unschick”, die Begriffe Hund und Dominanz in einem Satz zu verwenden. Dabei wurden Hund und Halter vielfach immer mehr auf eine Ebene geschoben.
Situationsbedingte Dominanz
Nimmt man es genau, so kann durchaus behauptet werden, beinahe jede zwischenmenschliche Situation kann im Zusammenhang mit Dominanz betrachtet werden. Im Normalfall ist immer einer der, der dominiert und einer der, der dominiert wird. Der Mensch ist also durchaus dominant.
Nehmen wir z.B. eine Mutter/Kind Situation. Die Mutter befindet sich mit ihrer 5-jährigen Tochter auf dem Fußweg in den Kindergarten. Der Weg führt an einer dichtbefahrenen Straße entlang.
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Die Mutter hält ihre Tochter an der Hand und entscheidet darüber, dass diese nicht alleine gehen darf. Das ist von Seiten der Mutter ein dominantes Verhalten.
Anders wäre es auch nicht möglich. Der Straßenverkehr ist eine Gefahr für das Kind, das noch nicht in der Lage ist, diese einzuschätzen. Käme nun irgendjemand auf die Idee, diese Dominanz in diesem Zusammenhang negativ zu betrachten? Eher würde man die Mutter doch als verantwortungslos bewerten, wenn sie sich hier nicht dominant verhalten würde.
Dominanz in der Hundehaltung
In der Hund/Halter-Beziehung ist das ähnlich. Da der Mensch gegenüber dem Hund auch eine Art “Erziehungsauftrag” hat, sollte er logischerweise i. d. R. auch derjenige in der Beziehung sein, der sich dominant verhält. Dies jedoch nicht im Sinne von “kleinhalten”, sondern im Sinne von führen. Wenn der Halter keine Führungsqualitäten an den Tag legt, sich also nicht dominant verhält, kann es z. B. passieren, dass das dann der Hund übernimmt (einer muss es ja machen!).
Weiter wollen wir jetzt aber nicht in das Thema Dominanz eintauchen. Wenn du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, empfehle ich dir Fachliteratur wie z.B. das Buch Die Dominanztheorie bei Hunden von James O’Heare. Auch Günther Bloch gibt in seinen Büchern viele Informationen zu diesem Thema, wie z.B. in dem Buch Affe trifft Wolf, das sich eingehend mit der Mensch/Hund – Beziehung auseinander setzt.
Wir wollen uns nun dem Hauptthema des Artikels zuwenden, nämlich der NILIF-Methode …
NILIF
Nothing in life is free – Nichts im Leben ist gratis! Im Prinzip ist das ein ganz einfaches Konzept: Der Hund bekommt einen Job. Sein Job ist es ab sofort, dir zu folgen und dafür bekommt er eine “Bezahlung”. Denn DU verfügst über alle Ressourcen, die für den Hund wichtig sind. Dabei ist es völlig egal, worum es geht. Es kann dabei um Futter gehen, um Spieleinheiten, um Kuschelzeiten, um Freilauf, was auch immer dem Hund wichtig ist.
Immer, wenn der Hund etwas bekommen soll, was er gerne hätte, verlangst du etwas von ihm. Wenn der Hund z.B. gefüttert werden soll, muss er sich erst ruhig hinsetzen, bevor er sein Futter bekommt. Oder du machst die Kuschelzeiten zu beonderer Qualitytime, die es nicht mehr ständig zur “freien Verfügung” gibt, indem du dich nicht mehr auffordern lässt, sondern selber vorgibst, wann es Zeit für dieses besondere Event ist.
Es ist dabei egal, ob dein Hund eher zu unsicherem Verhalten neigt, oder ein “Großkotz” ist. Durch die Vorgehensweise “schlüpfst” du automatisch in eine Führerrolle und vermittelst deinem Hund, dass es sich lohnt dir zu folgen.
Wieso braucht man dafür eine Methode?
Weil wir Menschen es gerne einfach haben. Und weil wir den “Kindern gerne einen Namen geben”. Es ist viel leichter, einem festen Plan zu folgen, als einfach zu sagen: “Ich bringe meinem Hund jetzt bei, zu machen was ich möchte, indem ich seine Ressourcen einteile”. Stattdessen sagst du: “wir arbeiten jetzt nach der NILIF-Methode“.
Der Plan
Die Umsetzung ist denkbar einfach. Nimm dir ein Blatt Papier und teile es in zwei Spalten ein. Schreibe in die erste alles, was deinem Hund wichtig ist. Versuche so viele Punkte zu finden, wie möglich. Das können auch Kleinigkeiten sein, wie z.B. er fährt gerne Auto oder spielt gerne mit einem bestimmten Hund.
In die andere Spalte, also gegenüber, trägst du nun ein, womit du deinen Hund für die jeweilige Sache “bezahlen” kann. Du kannst z.B. verlangen, dass er sich vorher hinsetzt oder hinlegt, dass er dich vorher anschauen muss, dass er ein bestimmtes Kommando abwarten muss … Wenn du Spaß daran hast, kannst du ruhig ein bisschen krativ werden. Spaß ist übrigens eine wichtige Grundlage. Sowohl für deine eigene Motvation, als auch die deines Hundes.
Diese Liste kann nun für die nächste Zeit dein Fahrplan für den Umgang mit deinem Hund werden. Du wirst erleben, dass dein Hund dir mit und mit immer mehr Aufmerksamkeit schenken wird. Denn, wie schon erwähnt, du wirst plötzlich für ihn sehr wertvoll sein! Hunde sind Opportunisten!
Es ist auch sehr hilfreich, wenn du die gesamte Aufmerksamkeit, die du deinem Hund über den Tag gibst, etwas einschränkst. Indem du ihn öfter mal einfach “links liegen lässt”, wirst du für ihn “wertvoller”.
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Im 9. Teil der Serie stellen wir dir ein Hilfsmittel vor, das dir nicht nur bei der Leinenaggression sehr gute Dienste leisten kann – die Schleppleine. Wir erklären dir, was du damit machen kannst und weshalb diese gut für einen Leinenrambo ist. Außerdem erhälst du einen Schleppleinen-Guide zum downloaden.
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Wir hoffen, der Beitrag hat dir gefallen und sagen bis zum nächsten mal.
Bis dahin wünschen wir dir und deinem Hund eine schöne Zeit, macht es gut …
Herzliche Pfotengrüße
Lucy und Anke
Dieser Artikel ist Teil der Artikel-Serie “Anti-Leinenrüpel-Guide”.