Night Moves

Film-Festivals Night-Moves-©-2013-Viennale

Veröffentlicht am 27. August 2014 | von Marco Rauch

0

Night Moves

Night Moves Marco Rauch

Wertung

Summary: Starke Thematik, sichere Regie und gute Darsteller, deshalb über weite Strecken großartig, aber schwaches letztes Drittel

4

Drama


Your RatingUser Rating: 4 (1 votes)

Drei Umweltaktivisten planen einen Staudamm in die Luft zu jagen, um die Gesellschaft damit wachzurütteln. Die Auswirkungen ihrer Tat werden sie noch lange verfolgen.

Die drei Hauptfiguren Dena (Dakota Fanning), Josh (Jesse Eisenberg) und Harmon (Peter Sarsgaard) sind leidenschaftliche Beschützer der Umwelt, doch sie sind es leid nur auf friedliche Weise für ihre Sache einzustehen. Sie beschließen einen Staudamm in die Luft zu jagen, um ein radikales Zeichen zu setzen und erhoffen damit den Grundstein für Nachfolger zu legen. Ein tragisches Resultat soll sie jedoch gnadenloser verfolgen, als es den Gesetzeshütern überhaupt möglich wäre und stellt vor allem die Freund- und Kameradschaft von Josh und Dena auf eine harte Probe.

  • Night-Moves-©-2013-Viennale.jpg1
  • Night-Moves-©-2013-Stadtkino-Filmverleih(1)
  • Night-Moves-©-2013-Stadtkino-Filmverleih(2)
  • Night-Moves-©-2013-Viennale.jpg2
  • Night-Moves-©-2013-Stadtkino-Filmverleih(3)
  • Night-Moves-©-2013-Stadtkino-Filmverleih(4)
  • Night-Moves-©-2013-Stadtkino-Filmverleih(5)

Während The Monkey Wrench Gang vor allem durch seine satirische Übertreibung, seinen Humor und Hang zu überbordendem Abenteuer besticht, um damit seine Thematik auf gleichermaßen unterhaltsame wie provozierende Art zu vermitteln, steht in Night Moves eher das minutiöse Planen, die Reduktion der Handlung auf das absolut Notwendigste und die niederschmetternde Bedeutungslosigkeit der Tat im Vordergrund (dennoch ist die Ähnlichkeit zu Abbeys Roman nicht zu leugnen, was sogar eine Klage nach sich zog). Gerade die ersten zwei Drittel des Films, die sich auf die Vorbereitungen und das Ausführen der Sprengung konzentrieren, funktionieren hervorragend gut. Hier kreiert Kelly Reichardt eine beklemmende Atmosphäre und schafft es mittels klug eingesetzter Kamera, stilsicherem Sound und überzeugenden Schauspielern ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen. Die Explosion an sich wird visuell zwar ausgespart, gelingt aber gerade durch seine Fokussierung auf die Figuren und deren Emotionen ausnahmslos.

Dies verdankt der Film nicht zuletzt seinen gut aufgelegten Schauspielern. Allen voran Jesse Eisenberg und Dakota Fanning, die in ihren Rollen glänzen. Auch Peter Sarsgaard weiß zu überzeugen, taucht jedoch im letzten Drittel leider kaum noch auf. Überhaupt zerfällt Night Moves gerade gegen Ende hin in schwer nachzuvollziehende Handlungen. Die Figuren erscheinen, aufgrund ihres Umgangs mit der Tat, der resultierenden Tragödie und der einsetzenden Paranoia, als überaus naiv, was leider dazu führt, dass sie nicht mehr vollends glaubwürdig wirken. Gerade hier wird der Film teilweise vorhersehbar und verläuft sich in bekannte, langweilige Schemata, die er sich angesichts des bisherigen, nicht verdient hätte.

Es kommt dadurch zum Bruch der Figuren, die man fortan nicht mehr als die realen Charaktere ansieht, sondern vielmehr als erzwungen konstruierte Gebilde, eben filmische Geschöpfe, was den Anspruch eines (zumindest bis zu diesem Punkt im Film) etablierten realistischen, beinahe dokumentarischen Ansatz zunichtemacht. Erst in seiner letzten Einstellung kriegt Night Moves dann noch die Kurve und spiegelt die ganze Sinnlosigkeit der Tat in einer geradezu deprimierend alltäglichen Einstellung wieder und hält dem Zuschauer dadurch auch die erst recht grausamen Auswirkungen auf die Figuren erneut vor Augen.

Auch wenn Night Moves gerade gegen Ende hin schwächelt, so muss man es dem Film und seiner Regisseurin dennoch hoch anrechnen, sich einer wichtigen und mutigen Thematik angenommen zu haben, die gerade in der letzten Einstellung noch einmal mit all seiner banalen Grausamkeit auf den Punkt gebracht wird. Außerdem gelingt es Reichardt über den Großteil der Laufzeit eine sehr dichte Atmosphäre aufzubauen, die den Zuschauer fesselt und über das schwache letzte Drittel hinweg trösten kann. Wer das alles allerdings lieber schräger, bösartiger, satirischer, provokanter, anarchistischer und actionreicher haben will, dem sei The Monkey Wrench Gang von Edward Abbey schwerstens empfohlen.

Regie: Kelly Reichardt, Drehbuch: Jonathan Raymond, Kelly Reichardt
Darsteller: Jesse Eisenberg, Dakota Fanning, Peter Sarsgaard, James Le Gros
Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 29.08.2014
gezeigt im Rahmen der Viennale V’13

Tags:4 von 5Dakota FanningDramaFilm-FestivalJames LeGrosJesse EisenbergKelly ReichardtPeter SarsgaardStadtkino FilmverleihViennaleViennale V'13


Über den Autor

Night Moves

Marco Rauch Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.



wallpaper-1019588
Adventskalender 2024: 25. Türchen
wallpaper-1019588
Die Weihnachtsfeiertage in München genießen – Tipps
wallpaper-1019588
SANDA: Startzeitraum bekannt + Teaser
wallpaper-1019588
Let This Grieving Soul Retire! – Anime erhält eine zweite Staffel + Teaser