Nietzsche bloggt bei PPQ: Gastspiel der Großliteraten

Nietzsche bloggt bei PPQ: Gastspiel der GroßliteratenDas Internet, der "größte Tatort der Welt" (BKA-Chef Zierke), lädt immer wieder Wahnsinnige ein, ihre nachtdunklen Obsessionen öffentlich auszuleben. Die Redaktion des früheren konservativen Verkündigungsblattes FAZ etwa, ehemals der letzte Ort im deutschen Blätterwald, an dem das zu Nazizeiten verbotene Fraktur geschrieben werden durfte, ohne dass Opferschützen mit lauten "Nazi, Nazi"-Rufen aus dem ideologischen Unterholz brachen, offeriert ihren Online-Lesern heute die Möglichkeit, die eigenen Geschäftsnotizen, Tagebuchblätter oder Romanversuche auf Stilähnlichkeiten mit führenden Modedichtern und längst vergessenen Großliteraten abklopfen zu lassen.
Eine Gelegenheit, auf die eigene Selbstähnlichkeit zurückgeworfen zu werden, wie sie PPQ-Mitarbeiter traditionell schätzen. Rio Reiser etwa, versichert die Maschine, schreibe wie Friedrich Schiller, der deutsche Turbophantast Wolfgang Hohlbeim hingegen wird als Franz-Kafka-Stilist enttarnt, an dem sich auch der schwedische Krimifürst Henning Mankell zu orientieren scheint, während Eva Herman eindeutig als Widergänger von Friedrich Nietzsche erkannt wird.
Der schizoide Schnelltest, durchgeführt auf der Basis unbekannt bleibender Mechanismen, erbrachte dann auch bei PPQ-Beiträgen das erwartbare Ergebnis: Für fünf in Windeseile analysierte Texte wirft die FAZ-Vergleichsmaschine fünf amtliche Vorbildzertifikate aus, die jeden Gelegenheitskrimileser verwirrt zurücklassen würden. PPQ schreibt wie Dietmar Dath? Wer bitte ist Dietmar Dath? Und wie Uwe Tellkamp? Aber der hat doch erst ein Buch draußen, oder? Ildiko von Kürthy hingegen, deren Mitautorenschaft bei PPQ jetzt erstmals amtlich ist, verfasst im wahren Leben allem Anschein nach sehr kompetetnt Vorlageromane für Hörbuchverfilmungen,d ie sich an reifere Leserättinnen richten: "Vera Hagedorn aus Stade, eine ganz normale Frau um die 40, ist entsetzt. Eigentlich war sie der Meinung, ihr Leben und ihre Ehe im Griff zu haben. Aber dann muss sie erfahren, dass ihr Mann ihr Hörner aufgesetzt hat."
Eine überaus originelle Ausgangslage, die geradezu danach schreit, von Dietmar Dath, laut Amazon Verfasser des von weitem schwer nach Sarrazin riechenden Buches "Deutschland macht dicht: Eine Mandelbaumiade", zu Ende gedichtet, von Friedrich Nietzsche niedergeschrieben und von Rainhald Goetz redigiert zu werden. Da wir die Herren offenbar sämtlichst in der PPQ-Redaktion versammelt haben, sollte das in den nächsten Tagen geschehen.


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