An den Anblick von Paaren, die sich gegenseitig anschweigen, ist man sich ja gewöhnt. Aber Eltern und Kinder, die einander anschweigen? Für mich vollkommen neu und unverständlich. Nein, ich meine jetzt nicht Eltern und Teenager nach einem heftigen Krach. Ich meine Schulkind, perfekt gestylt, Mama, ebenfalls perfekt gestylt, beide vollkommen zufrieden während einer Pause beim Shoppen. Da sitzen sie nebeneinander, die Mama mit Kaffee und Kuchen, der Sohn mit Cola und Sandwich und würdigen sich keines Blickes, wechseln nicht ein Wort. Nicht nur zwei oder drei Minuten lang, sondern mindestens so lange, wie Karlsson und ich ein paar Tische entfernt sitzen und uns gegenseitig vollquatschen. Also etwa fünfzehn Minuten. Ich glaube, so lange könnte ich es nicht mal aushalten, wenn ich mir mit einem meiner Kinder einen Mordskrach geliefert hätte.
Immer wieder fällt mir auf, wie oft wir schräge Blicke ernten, wenn wir mit unseren größeren Kindern quatschend und lachend unterwegs sind. Dass man mit einem Dreijährigen redet, findet man vollkommen normal. Dass man Kinder egal welchen Alters zurechtweist – und glaubt mir, auch das kommt bei uns öfters mal vor -, akzeptiert man auch, aber wer sich mit seinem Schulkind angeregt über Gott und die Welt unterhält, fällt auf. Nicht negativ, wohlverstanden. Die Blicke sind durchaus wohlwollend und oft klinken sich die Beobachter ins Gespräch ein, woraus sich ganz amüsante Begegnungen mit Fremden ergeben. Begegnungen, die unsere Kinder lehren, dass man sich mit jedem Menschen unterhalten kann, egal, wie fremd er einem ist.
Nachdenklich stimmt mich die Sache trotzdem, denn das Schönste am Muttersein ist für mich, mich mit den Kindern über alles, was uns unterwegs begegnet, zu unterhalten, ihre Fragen zu beantworten, mit ihnen Witze zu reissen und von ihnen zu lernen, wie sie die Welt sehen und verstehen.