Nichts drin, nichts dran?

Nichts drin, nichts dran

Das Erstaunliche an der 10:23-Kampagne ist nicht so sehr, dass sich am Samstag Menschen trafen, um auf den gefährlichen Unfug hinzuweisen, der der Homöopathie innewohnt. Nicht minder erstaunlich sind die Reaktionen, die das bei einigen reflexartig hervorruft.

Kaum waren die Fotos der Berliner Aktion im Netz, gab es schon die mittlerweile üblichen Kommentare: Alles, was hilft, ist richtig. Und – besonders gern genommen – die Wirkung von Globuli sei vielleicht nicht nachweisbar, aber es schade ja auch nichts. Und als Krönung: die Kritiker der Homöopathie wären von der Pharmalobby gekauft.

Es bestreitet niemand, der wissenschaftlich an die Dinge geht, dass es einen Placebo-Effekt gibt, der die Heilung eines kranken Menschen unterstützt. Allein dieser Placebo-Effekt und die psychosoziale Beziehung zwischen dem Patienten und dem Verschreibenden verstärken im Patienten natürliche Selbstheilungskräfte. Dies würde ohne den Einsatz von Globuli jedoch in der gleichen Art und Weise geschehen. Viele Krankheiten sind auf psychosomatische Belastungen zurück zu führen. Aus diesem Grunde „helfen“ Placebos. Aber: sie heilen nicht. Nicht in dem Sinne, dass sie gegen Viren oder Bakterien wirken. Es ist auch kein Fall bekannt, dass ein gebrochener Knochen durch die Gabe von Wasser und/oder Zucker wieder zusammengewachsen ist.

Der Irrglaube, dass mit homöopathischen Mitteln kein Schaden angerichtet werden kann, ist weit verbreitet. Und leider ebenso falsch. Patienten werden im Irrglauben gelassen, dass sie bei einigen Krankheiten keine wissenschaftlich fundierte Therapie benötigen (das, was landläufig und oft abschätzig „Schulmedizin“ genannt wird). Es kommt nicht von ungefähr, dass die Vertreter der Homöopathie oft erbitterte Impfgegner sind. Dies kann Leben kosten.

Und der letzte Vorwurf sagt mehr über die Kritiker aus als über die kritisierte Sache. Wenn Globuli verschenkt werden würde, könnte man darüber ernsthaft nachdenken. Da jedoch Wasser und Zucker zu – nennen wir es vorsichtig – sehr überhöhten Preisen verkauft werden, fällt mir nur der Hinweis zu den Steinen und dem Glashaus ein.

Die Menschen, die sich am Samstag vor dem Brandenburger Tor versammelten, wollten vor allem auf den Missbrauch der Leichtgläubigkeit von Menschen hinweisen. Sie wollten davor warnen, sich in die Fänge sogenannter Heiler zu begeben und den Einflüsterungen einer auf Aberglauben, Irrationalismus und einem mystisch-okkultem Weltbild beruhenden Weltvorstellung zu verfallen.

Ganz persönlich: Mir ist es eigentlich gleichgültig - jeder kann mit seinem Leben tun und lassen, was er für richtig hält. Und ob er nun für Globuli oder andere unsinnige Dinge sein Geld zum Fenster herauswirft - es ist seine Entscheidung. Doch wer Kindern (und anderen Hilflosen) Impfungen vorenthält, die lebenswichtig sein können, muss sich gefallen lassen, dass er kritisiert wird. Und auch der, der Geld mit den Ängsten und Nöten Dritter verdient, muss sich gefallen lassen, dass er kritisiert wird.

Nic


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