Der Abgang des Freiherrn war so impertinent inszeniert, wie wenig von dem, was er sich davor erdreiste. Das Brimborium seines Abschieds, die selbstgerechte und überhebliche Rede, stellt wahrlich alles in den Schatten, was Guttenberg bis dato ablieferte. Sie war eloquent, gewiss - aber auch voll von Schuldabwälzungen und Verzierungen, die vom Tatbestand ablenken sollten.
So sucht er die Schuld für seinen Rücktritt nicht bei sich: er winkt die Medienlandschaft heran. Diese haben über seine Dissertation berichtet, nicht über die toten Bundeswehrsoldaten dieser Tage - weil dem so ist, braucht es einen neuen Verteidigungsminister, der aus der Stille heraus arbeitet. Ein Nachfolger muß nach dieser Lesart her, nicht weil der Vorgänger durch seine Betrügereien untragbar wurde, sondern weil die Medien zu viel über ihn als Person berichteten, was aber für das Amt des Verteidigungsministers untragbar sei - als seine Person mit positiven Aspekten die Schlagzeilen dominierte, störte er sich noch nicht an diesem Umstand. Andersherum mokiert sich Guttenberg zudem, habe man viel über die Gorch Fock berichtet, die Lage in Nordafrika sei dahinter verschwunden - hier wurde also das Handeln des Ministers zum Sujet der Medien, was ihm aber trotzdem nicht gefallen hat. Trefflicher ausgedrückt: die Medien, jedenfalls der größte Teil, tragen Schuld an seiner Entscheidung - hätten sie ihm freundlicher gesonnen berichtet, wären des Freiherrn Kräfte noch nicht aufgezehrt.
Die gesamte Rede strotzte von gefälligen Selbstzweifeln, die er süffisant im Raume verhallen läßt - denkerische Rhetorik, die Guttenberg zum kläglich gescheiterten Philosophenminister stempeln soll, zu einem, der zu sensibel, zu gescheit, zu nachdenklich für die Medienarena ist. Außerdem sei "Verantwortung" sein elfter Vorname - nur weil er Soldaten beerdigen musste, weil er sein Haus bestellen wollte, habe er am Sessel geklebt. Dergleichen kommt gut an in der Bevölkerung; man mag keine Machtbesessenen, kleben sie aber aus Verantwortungsgefühl heraus auf ihrem Posten, dann verehrt man sie. Und auch der Umstand, ein ganz klein wenig Schwäche zuzugeben, um seine Menschlichkeit, Allzumenschlichkeit zu unterstreichen, wird üblicherweise lohnend vergolten. Die Krone der ganzen Zumutung jedoch war, als Guttenberg sich bei der großen Mehrheit der Deutschen bedankte, die ihm angeblich vom Rücktritt abrieten - eine große Mehrheit, die eigentlich so nur bei der BILD-Zeitung stattfand. Aber als ein Minister, der durch BILD und mit BILD und in BILD zu seinen Meriten gelang, braucht man auch die Deutschen fernab der BILD-Zeitung nicht wahrzunehmen. Ein herzliches Dankeschön also an die fingierte Mehrheit aus dem Hause Springer!
Der Clou dieser ganzen Theatralik war, dass da einer so fachgerecht zurückgetreten ist, dass er als Märtyrer aus der Geschichte stolpern kann, womit seine politische Zukunft jedenfalls noch nicht begraben ist. Natürlich werden Haus- und Hofberichterstatter der von und zu Guttenbergs das Märchen vom Dolchstoß wachhalten; sie werden ihn als verantwortungsvollen und weitblickenden Politiker in Erinnerung halten und als einen, der von der Medienallmacht erwürgt wurde - einer wie er, so menschlich, so offen auch Schwächen zuzugeben, zudem ein Volkstribun, so einen kann man nicht auf Dauer am Rand versauern lassen; die Politik braucht doch solche Leute! Dieser selbstgefällige und reuelose Rücktritt, er war die Eintrittskarte zurück. Das Projekt Kanzlerschaft ist verschoben, aufgehoben aber nicht...
So sucht er die Schuld für seinen Rücktritt nicht bei sich: er winkt die Medienlandschaft heran. Diese haben über seine Dissertation berichtet, nicht über die toten Bundeswehrsoldaten dieser Tage - weil dem so ist, braucht es einen neuen Verteidigungsminister, der aus der Stille heraus arbeitet. Ein Nachfolger muß nach dieser Lesart her, nicht weil der Vorgänger durch seine Betrügereien untragbar wurde, sondern weil die Medien zu viel über ihn als Person berichteten, was aber für das Amt des Verteidigungsministers untragbar sei - als seine Person mit positiven Aspekten die Schlagzeilen dominierte, störte er sich noch nicht an diesem Umstand. Andersherum mokiert sich Guttenberg zudem, habe man viel über die Gorch Fock berichtet, die Lage in Nordafrika sei dahinter verschwunden - hier wurde also das Handeln des Ministers zum Sujet der Medien, was ihm aber trotzdem nicht gefallen hat. Trefflicher ausgedrückt: die Medien, jedenfalls der größte Teil, tragen Schuld an seiner Entscheidung - hätten sie ihm freundlicher gesonnen berichtet, wären des Freiherrn Kräfte noch nicht aufgezehrt.
Die gesamte Rede strotzte von gefälligen Selbstzweifeln, die er süffisant im Raume verhallen läßt - denkerische Rhetorik, die Guttenberg zum kläglich gescheiterten Philosophenminister stempeln soll, zu einem, der zu sensibel, zu gescheit, zu nachdenklich für die Medienarena ist. Außerdem sei "Verantwortung" sein elfter Vorname - nur weil er Soldaten beerdigen musste, weil er sein Haus bestellen wollte, habe er am Sessel geklebt. Dergleichen kommt gut an in der Bevölkerung; man mag keine Machtbesessenen, kleben sie aber aus Verantwortungsgefühl heraus auf ihrem Posten, dann verehrt man sie. Und auch der Umstand, ein ganz klein wenig Schwäche zuzugeben, um seine Menschlichkeit, Allzumenschlichkeit zu unterstreichen, wird üblicherweise lohnend vergolten. Die Krone der ganzen Zumutung jedoch war, als Guttenberg sich bei der großen Mehrheit der Deutschen bedankte, die ihm angeblich vom Rücktritt abrieten - eine große Mehrheit, die eigentlich so nur bei der BILD-Zeitung stattfand. Aber als ein Minister, der durch BILD und mit BILD und in BILD zu seinen Meriten gelang, braucht man auch die Deutschen fernab der BILD-Zeitung nicht wahrzunehmen. Ein herzliches Dankeschön also an die fingierte Mehrheit aus dem Hause Springer!
Der Clou dieser ganzen Theatralik war, dass da einer so fachgerecht zurückgetreten ist, dass er als Märtyrer aus der Geschichte stolpern kann, womit seine politische Zukunft jedenfalls noch nicht begraben ist. Natürlich werden Haus- und Hofberichterstatter der von und zu Guttenbergs das Märchen vom Dolchstoß wachhalten; sie werden ihn als verantwortungsvollen und weitblickenden Politiker in Erinnerung halten und als einen, der von der Medienallmacht erwürgt wurde - einer wie er, so menschlich, so offen auch Schwächen zuzugeben, zudem ein Volkstribun, so einen kann man nicht auf Dauer am Rand versauern lassen; die Politik braucht doch solche Leute! Dieser selbstgefällige und reuelose Rücktritt, er war die Eintrittskarte zurück. Das Projekt Kanzlerschaft ist verschoben, aufgehoben aber nicht...