Vor 14 Tagen hat ein türkisches Gericht Twitter aufgefordert, den Account des bekannten US-Politikexperten Michael Rubin vom konservativen Thinktank American Enterprise Institute (AEI) zu sperren, weil der angeblich die Persönlichkeitsrechte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan verletzt habe.
Seit Jahren ist der frühere Pentagon-Berater Michael Rubin ein Dorn im Auge des türkischen Despoten und Menschenrechtsverächters Recep Tayyip Erdogan.
„Er ist eine osmanische Schneeflocke, die überhaupt nicht mit Kritik umgehen kann“, sagt Rubin über Erdogan: „Nur weil er Menschen in der Türkei zum Schweigen bringen kann, heißt das nicht, dass er jede Debatte außerhalb der Türkei beenden kann.“
Nach Angaben der Washington Post stammt die Aufforderung vom 16. Juni und lässt Twitter eine Frist von inzwischen deutlich verstrichenen sieben Tagen, um den Account von Michael Rubin zu sperren.
Twitter soll Rubin am 26. Juni informiert und erklärt haben, das bisher keine abschließende Entscheidung getroffen sei. Das Gericht soll Twitter demnach mit diversen Konsequenzen bei Nichtbefolgung gedroht, darunter auch Strafzahlungen. Aktuell ist Michael Rubin’s Account weiter online.
Kontraproduktiv für die Charme-Offensive der Türkei mit Prinz Poldi
Dieser Bericht konterkariert die gerade massiv auf n-tv laufende, schleimige Imagewerbung für Erdogans Türkei, an der mir persönlich aufstößt, dass neben zwei Wirtschaftsmanagern von Toyota Motors und Vodafone auch der Fußballer Lukas Podolski („Prinz Poldi“) in gebrochenem Englisch das Loblied der Türkei unter Erdogan singt.
Hat der Mann, der gegen Ende seiner Karriere mal in der Türkei spielte, es dermaßen nötig, für einen menschenverachtenden islamistischen Despoten und dessen System Werbung zu machen?
Oder brauchte Poldi die Kohle dringend für seine am letzten Samstag in Köln eröffnete Eisdiele? Konsequenterweise hätte er den Laden ja besser in Istanbul eröffnen sollen, dann hätte selbst eine Frohnatur wie Poldi wohl auch irgendwann gemerkt, was es mit dem System Erdogan auf sich hat.
Vermutlich wird der seit Anfang Februar in Erdogans türkischem Gefängnis in Einzelhaft sitzende deutsche Journalist Deniz Yücel wohl kaum jemals auf ein Eis in Prinz Poldis Schlemmerbude kommen, sollte der Sultan vom Bosporus ihn jemals wieder freilassen.
Das kann der Mann, der es wohl mehr in den Beinen als im Kopf hat, nur wieder gut machen, wenn er ein Porträt des laizistischen türkischen Staatsgründers Kemal Atatürk in seiner Eisdiele aufhängt… 
