Sons & Daughters „Mirror Mirror“ (Domino)
Da wird sich schon der eine oder andere Miesepeter und Spielverderber finden, der behauptet, die Musik der schottischen Sons & Daughters habe in ungefähr soviel Innovationspotential wie die Gallaghers zusammen Grips im Schädel, überhaupt seien die Bezüge zu Blondie, Siouxie Sioux, The Cure und Echo And The Bunnymen ja so dermaßen auffällig, dass dies natürlich böse gegeißelt gehöre. Ach was, möchte man da entgegnen, wenn’s ordentlich gemacht ist, verträgt ein jedes Jahr so seine drei, vier bassgefütterten Waveaufgüsse wie Blood Red Shoes oder die Long Blondes.
Adele Bethel, Scott Paterson und Freunde geben, das kann man ihnen ruhig attestieren, nicht die schlechteste Figur ab im großen Rund der Nachahmer. Die aktuelle, dritte Platte präsentiert sich gleich zu Beginn wenig anschmiegsam, bei „Silver Spell“ schiebt sich ein schöner, fetter Batzen geballte Synthetik durch den Bildhintergrund und Human Leangue dürfen nun auch noch aufgenommen werden in die Ahnengalerie. Der Sound ist im Vergleich zum eher krachigen, gitarrenlastigen Vorgänger „The Gift“ vielleicht etwas gesetzter, aber auch weniger vorhersehbar geworden, neben der gewohnt rockigen Variante wird nun für manchen Song häufiger elektronisches Equipment angeschlossen, „Orion“ kann da als gelungenes Beispiel gelten, ebenso das dunkel rauschende „Ink Free“.
Bezaubernde Harmonien über trockenem, widerspenstigem Beat, das ist wie gesagt nicht übermäßig spektakulär, auch die Yeah Yeah Yeahs haben dieses Feld schon beackert, aber Stücke wie „Rose Red“ oder der gemächlich pluckernde „Bee Song“ stehen trotz der hörbaren Verwandschaft zu früheren Vorbildern sehr gut für sich. Tobias Levin, deutscher Musiker und Produzent, sagte kürzlich sinngemäß und nicht eben unklug, dass Musik ja nicht nur von neuen, sondern auch für neue Menschen gemacht werde, und jeder Generation bliebe einfach nichts anderes übrig, als die Dinge auf’s Neue auszuprobieren. In diesem Sinne ist „Mirror Mirror“ trotz manchen Vorbehalts dann doch eine recht gute Platte geworden.
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