Naturschutzverbände verstärken Engagement im Steigerwald

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN), der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und weitere Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald sehen ihre Forderung nach einem Nationalpark Steigerwald durch die erfolgreiche Unterschriftenaktion und Internetkampagne www.ja-zum-Nationalpark-Steigerwald.de bekräftigt. Untersuchungen zeigen, dass Nationalparke in Deutschland nicht nur für die Natur, sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Regionen deutlich mehr bringen als Naturparke. Um hier einen ersten Impuls für den Steigerwald zu setzen, schlagen BN und LBV vor, ein Buchenwaldzentrum in Ebrach im Herzen des Steigerwaldes zu errichten.

Von einer breiten Trägerschaft der Gebietskörperschaften und der Umweltverbände getragen sollen im Buchenwaldzentrum die Umweltbildungsveranstaltungen und die Forschungsarbeiten koordiniert sowie über die Buchenwälder des Steigerwaldes informiert werden. Die Umweltverbände appellieren an die Staatsregierung, sich ihrer Gesamtverantwortung für Franken, Bayern und Deutschland zu stellen. Denn es handelt sich hierbei um ein Waldgebiet von nationaler bis internationaler Bedeutung, es geht um nationale Belange und den Schutz unseres Nationalen Naturerbes. Selbstverständlich sind die berechtigten Belange der Bevölkerung dabei zu berücksichtigen und die Befürchtungen abzuklären. Aber es geht eben um einen "Nationalpark", wie der Name bereits sagt, nicht um einen "Gemeindepark".

Die großen staatlichen Laubwälder und insbesondere die kleinen unbewirtschafteten Waldschutzgebiete rund um Ebrach besitzen ein großes ökologisches Potential. Der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz schlagen deshalb vor, in Ebrach, dem kulturellen Zentrum des Steigerwaldes ein Buchenwaldzentrum einzurichten.

Ebrach bietet sich aus mehrfacher Sicht in idealer Weise dafür an. Ebrach mit dem berühmten Zisterzienserkloster gilt seit dem Mittelalter als kulturelles Zentrum des Steigerwaldes. Ebrach kann auf eine jahrzehntelange erfolgreiche Tradition im Hinblick auf die naturnahe Bewirtschaftung und den Schutz der Buchenwälder zurückblicken. Schließlich zählen die Wälder um Ebrach zu den am besten wissenschaftlich erforschten Wäldern in ganz Deutschland. Insbesondere die Universität Bayreuth arbeitet seit Jahrzehnten im Oberen Steigerwald und hat über ihre Forschungsergebnisse zahlreiche Publikationen verfasst. Die einschlägigen Professoren und Mitarbeiter haben in einem Schreiben an den damaligen Umweltminister Ottmar Bernhard bereits ein eindeutiges Votum für einen Nationalpark Steigerwald abgegeben.

Im Ebracher Buchenwaldzentrum soll über die große ökologische Bedeutung der Buchenwälder sowie deren Schutz und naturnahe Bewirtschaftung informiert werden. Ausgehend von diesem Zentrum könnten Umweltbildungsveranstaltungen und Forschungsarbeiten koordiniert werden. Dadurch sollen die aktuellen kontroversen Diskussionen über mögliche Schutzgebiete im Steigerwald versachlicht werden. Die Verbände schlagen vor, für das Buchenwaldzentrum einen Trägerverein aus den Gebietskörperschaften und Umweltverbänden zu bilden, was sich in anderen Fällen bestens bewährt hat, gegebenenfalls auch mit den Bayerischen Staatsforsten.

Der BN, der LBV und weitere Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald sammelten im Rahmen der Internetaktion „www.ja-zum-nationalpark-steigerwald.de“ sehr viele Unterschriften für den Nationalpark Steigerwald. Das ursprünglich anvisierte Ziel von 11.000 Unterschriften für 11.000 Hektar Nationalparkwald ist um mehr als das Doppelte überschritten. Etwa 2/3 der Unterschriften stammen aus Franken mit Schwerpunkt Steigerwald, Mainfranken und Großraum Nürnberg. Dies zeigt, dass der Nationalpark Steigerwald als erster fränkischer Nationalpark in ganz Franken auf große Sympathie trifft. Aber auch aus Oberbayern kommen viele Unterstützer. Die Unterschriften werden in nächster Zeit an die Staatsregierung übergeben. Die Verbände rufen deshalb zum Endspurt bei der Unterschriftenaktion auf und appellieren an alle Wald - und Naturfreunde in ganz Franken und Bayern unter www.ja-zum-Nationalpark-Steigerwald.de zu unterschreiben.

Ein Blick in die Statistikbücher zeigt, dass der seit 37 Jahren bestehende Naturpark Steigerwald die Steigerwaldregion nicht nach vorne gebracht hat. So liegt der Steigerwald beim Bekanntheitsgrad und Besuchsgrad im hinteren Bereich der 15 fränkischen Tourismusregionen. Dies spiegelt sich auch in den geringen Übernachtungszahlen wieder. Diese liegen für die Steigerwaldgemeinden im Bereich des diskutierten Nationalparks nur bei 10 % der nach den Einwohnerzahlen vergleichbaren Gemeinden des Altnationalparks Bayerischer Wald. Eine aktuelle Stellungnahme des bayerischen Umweltministeriums zum Steigerwald belegt das große Potential, das der Steigerwald aufgrund seiner Naturausstattung besitzt, was im Naturpark bislang aber nur unzureichend genutzt wird. Wissenschaftliche Studien in den deutschen Nationalparkregionen betonen die immense ökonomische Bedeutung des Alleinstellungsmerkmals „Nationalpark“ für die wirtschaftliche Entwicklung und den Tourismus dieser Gebiete. So besuchen jährlich etwa 51 Millionen Menschen die 14 deutschen Nationalparke und geben dort etwa 2,1 Milliarden € aus. Dies entspricht etwa 69.000 Vollzeitarbeitsplätzen. „Wir appellieren an die Nationalparkkritiker um Staatssekretär Gerhard Eck dieses positive Image und die positiven Entwicklungen – in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht - in den bestehenden Nationalparken zur Kenntnis zu nehmen und sich einer umfassenden Diskussion zu stellen, damit sie für den Steigerwald keine Chancen verbauen“, so Hubert Weiger.


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