Die Pflanzen können mit ihren extrem feinen Wurzeln Mangan, Molybdän, Nickel oder Bor aufnehmen. Dazu benutzen sie ultrafeine Wurzelhaare, die sind nur 0,001 mm dick, aber eine gut gewachsene Roggenpflanze hat 10 Milliarden Stück davon und die sind insgesamt 10‘000 km lang (Quelle: Lehrbuch der Botanik, Strasburger S. 210). Im Boden eines Getreidefeldes sind also Millionen von Kilometer Wurzelhaare an der Arbeit, allesamt knacken sie Bodenkrümel, nehmen Feuchtigkeit auf und holen sich die dort gelösten Mineralien wie Kobalt, Selen und Eisen.
Wir Menschen sind genauso kompliziert, aber statt den Wurzeln haben wir einen 7m langen Darm mit Darmzotten, übersät mit Mikrozotten deren Oberfläche etwa 180 Quadratmeter beträgt. Aber weder bei den Pflanzen noch bei uns selber nehmen wir diese komplexe Apparatur wahr.
Wurzelhaare und Darmzotten (und viele weitere Systeme) haben die Aufgabe, Nahrung aufzunehmen. Denn das, was uns nährt, ist immer verborgen. Erdbeerkuchen oder Fruchtsalat sehen zwar schön aus – aber ob sie Nährstoffe enthalten oder Gift, das sehen wir nicht. Diese Elemente sind klein und versteckt.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, haben wir gehört. Wir brauchen viele weitere Nahrung: gute Gedanken, Anregung, Liebe, Bewegung. Aber auch diese Nahrung ist verborgen. Den nicht jeder Gedanke nährt – wir müssen die guten Worte und Ideen suchen.
Das Wort Nährstoff ist verwandt mit dem Wort genesen. Wir genesen an guten Worten, an ursprünglichem Essen, an guter Luft. Der Wortstamm von Nahrung oder Genesung ist das altgermanische „nes-“, das so viel heißt wie „davonkommen, glücklich heimkehren“.
Wenn wir uns die Zeit nehmen, die verborgenen Nährstoffe zu finden und sie achtsam in uns aufzunehmen, dann genesen wir und kehren glücklich heim in unser eigenes Jetzt.
Bild oben: Verborgene Nährstoffe / 35cm x 50cm / GMF Kupfer auf MDF / 2011, Nr.11-018
Foto unten: Weizenfeld