Die deutsche Sägeindustrie befindet sich in einer anhaltenden Ertragskrise. Die Erlöse für Nadelschnittholz liegen deutlich unter Vorjahresniveau – das fangen auch die teilweise leicht ermäßigten Einkaufskosten für Rundholz nicht auf. Die gesunkene Auslastung stellt die Betriebe vor zusätzliche Probleme. So wird die Botschaft der deutschen Säge- und Holzindustrie auf der Internationalen Nadelschnittholzkonferenz (ISC) in Stockholm/Schweden lauten.
Die Diskrepanz zwischen den derzeitigen Schnittholzerlösen und den Rundholzkosten schmälert nach wie vor die Ertragslage der Sägeindustrie. Die erhoffte und übliche Marktbelebung nach der Sommerpause blieb aus. Auch die teilweise leicht ermäßigten Rundholzpreise änderten nichts daran. Die Schnittholzerlöse liegen bei den absatzrelevanten Produkten deutlich unter dem Vorjahr. Etliche Sägewerke reagierten bereits im Jahresverlauf auf die schwierige Marktlage und stellten ihre Produktion ganz ein oder nahmen vorübergehend Kapazitäten in einer Größenordnung von zirka einer Millionen Festmeter vom Markt. „Da sich die Situation nicht gebessert hat, wird über eine weitere Reduzierung der Einschnittsmengen in der Branche nachgedacht“, so Lars Schmidt, Generalsekretär des Bundesverbands Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD).
Schmidt bedauert das Ausscheiden von Sägewerken aus dem Markt, zumal damit auch der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden ist. „Die Konsolidierung der Branche und die Anpassung der Kapazitäten an die Möglichkeiten des Marktes ist aber weiter erforderlich.“ Denn der Standort Deutschland muss für die Betriebe der Säge- und Holzindustrie erhalten bleiben. Das geht nur über die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit, auch gegenüber den Konkurrenten in Europa. Deutschland ist wichtigstes Verbrauchsland für Nadelschnittholz in Europa und zugleich auch eines der wichtigsten Exportländer. Schmidt ergänzt: „Wenn die Wettbewerbsfähigkeit nicht wieder hergestellt werden kann, ist auch dem Forst und Waldbesitz nicht gedient - die Sägeindustrie ist wichtigster Abnehmer für Rohholz.“
Unterschiede zwischen regionalem und überregionalem Absatz
Während der regionale Absatz etwas profitieren konnte, gestaltet sich der überregionale Absatz marktbedeutender Produkte und insbesondere der Export extrem schwierig. Vor allem die Märkte in den europäischen Zielländern sind stark umkämpft, bei derzeit sinkendem Bedarf. Lediglich in die Levante und den nordafrikanischen Raum konnten die Exporte etwas ausgeweitet werden.
Vom stabilisierten Wohnungsbaumarkt beflügelt, verzeichnen kleine und mittlere Sägewerke mit vorwiegend lokalem Absatz eine einigermaßen moderate Geschäftslage – zu allerdings unbefriedigenden Preisen. Die gesunkene Auslastung stellt die Betriebe jedoch vor zusätzliche Probleme: Die Stückkosten steigen deutlich an, die Liquidität wird zusätzlich belastet bei anhaltendem Wettbewerbsdruck. „Die Liquiditätssicherung und eine nachhaltige Besserung der Ertragslage sind derzeit die vordringlichen Ziele der Branche“, erläutert Schmidt.
Allen Herausforderungen zum Trotz hatte sich die Stimmungslage in der Sägeindustrie laut Ifo-Geschäftsklimaindex im September kurzzeitig und überraschend gebessert – ganz im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft. Aus Sicht der Sägebranche bleibt zu hoffen, dass die stabile Entwicklung der Inlandsnachfrage aus dem Wohnungsbaubereich und dem Verpackungsbereich auch die eigene Inlandsnachfrage festigt.
Auf der jährlich stattfindenden Internationalen Schnittholzkonferenz (ISC) treffen sich Sägeindustrie- und Holzhandelsvertreter, um über die Marktlage und Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation, z.B. durch Marketingprojekte, zu beraten. Die diesjährige Veranstaltung findet auf Einladung der schwedischen Holzindustrie am 18./19.Oktober in Stockholm statt.