Man sollte es kaum glauben: Im konservativen, weil bayerisch-katholischen Obernburg stehen Nackedeis in den Schaufenstern herum!
Der Grund liegt nicht in einer neuen Geschäftsidee des örtlichen Gewerbevereins nach Vorlage des Amsterdamer Rotlichtviertels (oder der Hamburger Herbertstraße), sondern in einem anscheinend sehr gut gelaufenen Herbstmarkt am letzten Sonntag, währenddem die Besucher ein ortsansässiges Sportgeschäft anscheinend regelrecht geplündert haben.Nun, eine Woche später, können die Kauflustigen ihre neu erworbenen Wander- und Walkingklamotten im Schrank hängen lassen.
Denn wir haben einen verfrühten Wintereinbruch und die Luft riecht mehr nach Glühwein oder steifen Grog, als nach Outdooraktivität.
Mir ist ja wirklich eine besondere Faszination an Schaufensterpuppen eigen, besonders während der Dekorationsphase, wenn sie noch als Nackedeis irgendwie verloren in den Auslagen herumstehen oder -liegen und darauf warten, von geschickten Händen wieder neu bekleidet zu werden.
Vielleicht liegt das auch daran, dass ich irgendwann mal eine sehr gruselige Geschichte gelesen habe, in der es um die scheinbare Beseeltheit einer Schaufensterpuppen ging.
Diese Vorstellung ist schon sehr inspirierend.
Andererseits wundere ich mich immer wieder, dass nackte, unangezogene Puppen so öffentlich und auch für Kinder sichtbar, herumstehen dürfen, ohne dass sich irgendein dahergelaufener Hardcore-Moralapostel darüber aufregt.
In muslimischen Ländern oder in manchen Regionen der USA käme das wahrscheinlich einer Erregung öffentlichen Ärgernisses gleich und mancherorts darf man in einem solchen Fall wahrscheinlich den Dekorateur steinigen.
Inzwischen sind auch diese Figuren in warmes, aber atmungsaktives Fleece gesteckt worden und präsentieren sich wieder dem Käufer.
Dieses Bild ist mein Beitrag zum Sonntags- (Schnapp-) Schuss von Always Sunny.
Foto: Nackedei im Obernburger Schaufenster ©Sabienes
Text: Nackedeis ©Sabienes