Zwei Dinge möchte ich zum Film noch ergänzen:
- Ich habe mich an die Aussage eines Ethnologieprofessors erinnert, der Macht folgendermassen definierte: Macht hat jemand dann über eine andere Person, wenn er eine Ressource kontrolliert, die dem andern wichtig ist. Normalerweise ist das nackte Leben diejenige Ressource, durch deren Kontrolle man auf andere Menschen eine schier unendlich grosse Macht ausüben kann: Wer mit dem Tod bedroht wird, ist zu fast allem bereit.
Nun konnten die Terroristen genau diese Macht über die Mönche nicht ausüben, weil sie ihr Leben bereits „hingegeben“ haben, wie der Abt einmal einem zweifelnden Mönch in Erinnerung rief. Deshalb konnte der Abt den Terroristen gegenüber auch verhältnismässig kaltblütig auftreten. - Eine Szene hat mir in ihrer Umsetzung nicht gefallen: Beim ersten „Besuch“ der Terroristen im Kloster wies der Abt den Anführer der Terroristen darauf hin, dass sie an jenem Abend ein wichtiges christliches Fest feiern würden (Heiliger Abend). Der Anführer kehrte um, entschuldigte sich und streckte die Hand zur Versöhnung aus. Der Abt zögerte.
Dass der Abt zögerte, ist für mich nachvollziehbar. Aber für meinen Geschmack liess ihn der Regisseur eine Sekunde zu lange warten, bis er die ausgestreckte Hand ergriff. — In jenem Moment wurde der Terrorist als Mensch portraitiert, der die religiösen Gefühle des andern respektierte und sich sogar für einen Fehler entschuldigte. Es wäre nach meinem Erachten nicht wirklich nachvollziehbar gewesen, wenn der Abt die ausgestreckte Hand nicht angenommen hätte; aber genau dies hatte man zu befürchten.