Es ist klar, dass ganz vorsichtig und sorgfältig mit den Fällen und Securitateakten umzugehen ist, was ich mehrfach getan und begründet habe, auch in meinem FAZ-Artikel.
Vor allem auch, so schrieb ich, weil fast nichts sicher und wirklich hundertprozentig überprüfbar und den Akten niemals wortwörtlich zu trauen ist. Daher bezweifle ich auch, dass "wissenschaftliche" Untersuchungen im bisher üblichen Sinn das geeigneteste Mittel sind, um diesen Fällen auf den Grund zu gehen. Noch mehr Vorsicht ist geboten als bei Zeugenberichten und Erinnerungserforschung, wenn es so aussieht, als sei etwas völlig mit der Autorität des Wortes "wissenschaftlich" abgesichert; abgeschlossen und "bewiesen". So muss man sich, glaube ich, auf Augenzeugen mehr verlassen als auf Securitateakten! Wenn man denn Zeugen hat! Alles ist auch eine "Beziehungshölle" mit allen subjektiven Eigenschaften und Charaktereigenschaften, sogar unter Zwang, sowohl der Offiziere als auch der IMs. Und um die Fälle wirklich beurteilen zu können, ist, meiner Meinung nach, eine tiefe und schmerzliche Erfahrung mit jener "Hölle" und den Praktiken der Securitate bis ins letzte Detail von nöten. Also Erlebens- und Zeitwissen der beiden Phasen der Securitate (1949-1965 und 1965-1989). Daher habe ich mich ja, sozusagen als einer der letzten Augenzeugen, auch entschlossen, ein Buch über viele Fälle zu erarbeiten, das ich vorerst "Die Rote Hölle. Beispiel: Securitate" nenne. Alles, was ich bisher veröffentlicht habe, gehört zu dieser Recherche, ein Wissen und Erfahrungswissen um die Strukur der Securitate, ein Wissen auch um die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten solch einer Geheimdienst-Erforschung. So dass nichts einfach nur so und aus momentanen Impulsen "hingeschrieben" wurde, sondern in diesem großen Zusammenhang zu sehen ist. Auch das was Pastior oder Hoprich betrifft.
Ich möchte die beiden Kommentatoren daher korrigieren, da ich ja zu Pastior und Hoprich, zu mir selber in jener monstruösen Zeit und zu meiner Verfolgung als NL-Redakteur nach meinen brandneuen Aktenstudien (9-12. 11. 2010) mehr und aktuellere Informationen habe als sie.
In meinem Aufsatz war nicht von einem gefälschten Dossier die Rede, der wurde ja von "ihnen" angelegt, war also eindeutig vorhanden, es geht um die Gründe, weshalb sie ihn angelegt haben, sie stehen im Artikel, Und gefälscht wurden Details, auch Unterschriften..Auch die Berichte des Offiziers, der mich überzeugen sollte, für sie zu arbeiten, die mir Frechheit und Mut in meiner Ablehnung bescheinigen: ich glaube nicht, das ich soviel Mut gehabt hatte in den Formulierungen, er brauchte das aber, um seinen Misserfolg zu begründen.
Es gibt übrigens genug Fälle, unter anderen Herta Müller, denen die Securitate versuchte, solch eine IM-Diskriminierung und den entsprechenden Dossier unterzuschieben,
Beim Satz, man solle nur Fakten in die Welt stellen, die man beweisen kann, auf mich im Falle Hoprich gemünzt (NZZ), bekommt man den Eindruck, dass Stefan Sienerth meint, auch im Securitatebereich sei alles beweisbar; nicht einmal bei den Pastior-Spitzelberichten über mich, kann man "beweisen", dass alles, was dort steht, auch von Pastior stammt und wieviel davon vom Führungsoffizier hinzugefügt wurde, auch wenn letztlich Pastior durch seine Unterschrift seine Zustimmung zum Text gegeben hat. Was aber, wenn diese Unterschrift gefälscht ist? Im Deutschlandradio habe ich gesagt, dass diese Texte nicht den "Ton" von Pastior haben, man merkt, wie gequält und erzwungen dieser Ton ist. Usw.usf.
Dass er aber Hoprich bespitzelt hat, dass er auf ihn "angesetzt" worden war, ist sicher. Ich habe auch seine Akte und die "Strafakte" von Hoprich eingesehen (sie wurden mir übrigens automatisch zusammen mit meiner Akte auf den Tisch gelegt) und meine Informationen zu diesem Fall habe ich nicht nur mündlich von Hans Bergel bezogen.
Es gibt außerdem noch zwei Quellen: den (freilich) ohne Unterschrift 1979 in den "Vierteljahresblättern" erschienenen Spitzelbericht von Oskar Pastior über Hoprich. Und das Zeugnis der Frau von Hoprich, die diesen Spitzelbericht (neben anderen) von einem Securitateoffizier erhalten und Hans Bergel gegeben hatte, ebenso hat Hans Bergel damals einen Bericht von ihr erhalten, dass sie sich aus Verzweiflung an die Hermannstädter Securitate gewandt hatte, da Hoprich von Beobachtern umzingelt war, darunter auch von Pastior, was ihn völlig fertig machte, so dass sie um sein Leben bangte. All das steht im FAZ-Artikel. Doch nirgends wird ein direkter Zusammenhang zwischen seinem Selbstmord und dem IM-Pastior gemacht. Ich kann es nicht wissen, ob Hoprichs Frau, die vom Securitateoffizier erfuhr, dass der beste Freund Hoprich bespitzelte, es ihrem Mann auch gesagt hat. Daher habe ich das auch nicht geschrieben.
Ich traue dem Augenzeugen Hans Bergel, er ist kein Märchenerzähler. Übrigens auch in Gerichtsprozessen gelten Zeugen als Wahrheitsträger und werden für voll genommen und sind entscheidend für Prozessausgänge!
Weiter: Nirgends wird übrigens bei mir ein Zusammenhang hergestellt zwischen der Verhaftung Hoprichs und Pastior. Die Verhaftung geschah 1960, Pastior wurde erst 1961 IM.
Ernest Wichner versucht in der FAZ vom 18.11., die erschreckende neue Nachricht in meinem FAZ-Aufsatz, dass Pastior mich und Georg Hoprich zwischen 1961 und 1968 nicht nur im Auftrag bespitzelt (nachzulesen in meiner Akte I 257358 vol 1 tabel verificare S.249), sondern auch Berichte für die Securitate geschrieben hat, zu relativieren oder als brisante Nachricht durch ein Herumgerede zu Details, ganz zu verharmlosen, gar zu löschen. Man kann dieses sogar einigermaßen verstehen, da Wichner für den Nachlass, die Stiftung und den Pastior-Preis verantwortlich ist.
Wichner behauptet, was ich geschrieben habe, sei „Dichtung, nicht Wahrheit“. Er erwähnt dabei nicht einmal, dass es diese Spitzelberichte in meiner Akte gibt, die jederzeit nachlesbar sind. (I 257358 vol 1 S. 244 und S. 321). Gestern noch hatte Ernest Wichner die Berichte Pastiors über Schlesak als „böse“ apostrophiert, sie waren auch gefährlich, ja, lebensgefährlich, da Pastior mir in seinem Spitzelbericht Identität im Denken mit der westdeutschen Moderne als feindliche Ideologie des „Klassenfeindes“ anlastete. Die Securitate hatte mich in ihrer Paranoia zum Feind erklärt, da ich bei der Zeitschrift „Neue Literatur“ angeblich eine Widerstandsgruppe mit jungen Autoren gegründet hatte und mit „feindlicher“ Ideologie der Moderne als „ideologische Grundlage“ einen Umsturz im Schilde führte, sie bereitete einen Prozess gegen mich vor.
Es stimmt nicht, dass es keine Hoprich-Akte gibt, sie jedenfalls nicht herausgegeben werde, wie Wichner behauptet, 5 „Strafdossiers“ wurden mir jedesmal zusammen mit meiner Akte auf den Tisch gelegt. Nicht nur durch den Bericht von Hans Bergel am 23.11. vor anderen Zeugen, und durch den Spitzelbericht in den Südostdeutschen Vierteljahresblättern“ (1/1979) ist klar beweisbar, dass Hoprich von Pastior bespitzelt wurde, sondern auch durch die Akte. Dass Pastior am Tode Hoprichs schuldig sei, habe ich nie behauptet oder geschrieben, das haben Wichner und auch andere in ihren Kommentaren erfunden.
Geschrieben habe ich nur, dass er an der Tragödie Hoprichs mitschuldig sei.
Vor allem auch, so schrieb ich, weil fast nichts sicher und wirklich hundertprozentig überprüfbar und den Akten niemals wortwörtlich zu trauen ist. Daher bezweifle ich auch, dass "wissenschaftliche" Untersuchungen im bisher üblichen Sinn das geeigneteste Mittel sind, um diesen Fällen auf den Grund zu gehen. Noch mehr Vorsicht ist geboten als bei Zeugenberichten und Erinnerungserforschung, wenn es so aussieht, als sei etwas völlig mit der Autorität des Wortes "wissenschaftlich" abgesichert; abgeschlossen und "bewiesen". So muss man sich, glaube ich, auf Augenzeugen mehr verlassen als auf Securitateakten! Wenn man denn Zeugen hat! Alles ist auch eine "Beziehungshölle" mit allen subjektiven Eigenschaften und Charaktereigenschaften, sogar unter Zwang, sowohl der Offiziere als auch der IMs. Und um die Fälle wirklich beurteilen zu können, ist, meiner Meinung nach, eine tiefe und schmerzliche Erfahrung mit jener "Hölle" und den Praktiken der Securitate bis ins letzte Detail von nöten. Also Erlebens- und Zeitwissen der beiden Phasen der Securitate (1949-1965 und 1965-1989). Daher habe ich mich ja, sozusagen als einer der letzten Augenzeugen, auch entschlossen, ein Buch über viele Fälle zu erarbeiten, das ich vorerst "Die Rote Hölle. Beispiel: Securitate" nenne. Alles, was ich bisher veröffentlicht habe, gehört zu dieser Recherche, ein Wissen und Erfahrungswissen um die Strukur der Securitate, ein Wissen auch um die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten solch einer Geheimdienst-Erforschung. So dass nichts einfach nur so und aus momentanen Impulsen "hingeschrieben" wurde, sondern in diesem großen Zusammenhang zu sehen ist. Auch das was Pastior oder Hoprich betrifft.
Ich möchte die beiden Kommentatoren daher korrigieren, da ich ja zu Pastior und Hoprich, zu mir selber in jener monstruösen Zeit und zu meiner Verfolgung als NL-Redakteur nach meinen brandneuen Aktenstudien (9-12. 11. 2010) mehr und aktuellere Informationen habe als sie.
In meinem Aufsatz war nicht von einem gefälschten Dossier die Rede, der wurde ja von "ihnen" angelegt, war also eindeutig vorhanden, es geht um die Gründe, weshalb sie ihn angelegt haben, sie stehen im Artikel, Und gefälscht wurden Details, auch Unterschriften..Auch die Berichte des Offiziers, der mich überzeugen sollte, für sie zu arbeiten, die mir Frechheit und Mut in meiner Ablehnung bescheinigen: ich glaube nicht, das ich soviel Mut gehabt hatte in den Formulierungen, er brauchte das aber, um seinen Misserfolg zu begründen.
Es gibt übrigens genug Fälle, unter anderen Herta Müller, denen die Securitate versuchte, solch eine IM-Diskriminierung und den entsprechenden Dossier unterzuschieben,
Beim Satz, man solle nur Fakten in die Welt stellen, die man beweisen kann, auf mich im Falle Hoprich gemünzt (NZZ), bekommt man den Eindruck, dass Stefan Sienerth meint, auch im Securitatebereich sei alles beweisbar; nicht einmal bei den Pastior-Spitzelberichten über mich, kann man "beweisen", dass alles, was dort steht, auch von Pastior stammt und wieviel davon vom Führungsoffizier hinzugefügt wurde, auch wenn letztlich Pastior durch seine Unterschrift seine Zustimmung zum Text gegeben hat. Was aber, wenn diese Unterschrift gefälscht ist? Im Deutschlandradio habe ich gesagt, dass diese Texte nicht den "Ton" von Pastior haben, man merkt, wie gequält und erzwungen dieser Ton ist. Usw.usf.
Dass er aber Hoprich bespitzelt hat, dass er auf ihn "angesetzt" worden war, ist sicher. Ich habe auch seine Akte und die "Strafakte" von Hoprich eingesehen (sie wurden mir übrigens automatisch zusammen mit meiner Akte auf den Tisch gelegt) und meine Informationen zu diesem Fall habe ich nicht nur mündlich von Hans Bergel bezogen.
Es gibt außerdem noch zwei Quellen: den (freilich) ohne Unterschrift 1979 in den "Vierteljahresblättern" erschienenen Spitzelbericht von Oskar Pastior über Hoprich. Und das Zeugnis der Frau von Hoprich, die diesen Spitzelbericht (neben anderen) von einem Securitateoffizier erhalten und Hans Bergel gegeben hatte, ebenso hat Hans Bergel damals einen Bericht von ihr erhalten, dass sie sich aus Verzweiflung an die Hermannstädter Securitate gewandt hatte, da Hoprich von Beobachtern umzingelt war, darunter auch von Pastior, was ihn völlig fertig machte, so dass sie um sein Leben bangte. All das steht im FAZ-Artikel. Doch nirgends wird ein direkter Zusammenhang zwischen seinem Selbstmord und dem IM-Pastior gemacht. Ich kann es nicht wissen, ob Hoprichs Frau, die vom Securitateoffizier erfuhr, dass der beste Freund Hoprich bespitzelte, es ihrem Mann auch gesagt hat. Daher habe ich das auch nicht geschrieben.
Ich traue dem Augenzeugen Hans Bergel, er ist kein Märchenerzähler. Übrigens auch in Gerichtsprozessen gelten Zeugen als Wahrheitsträger und werden für voll genommen und sind entscheidend für Prozessausgänge!
Weiter: Nirgends wird übrigens bei mir ein Zusammenhang hergestellt zwischen der Verhaftung Hoprichs und Pastior. Die Verhaftung geschah 1960, Pastior wurde erst 1961 IM.
Ernest Wichner versucht in der FAZ vom 18.11., die erschreckende neue Nachricht in meinem FAZ-Aufsatz, dass Pastior mich und Georg Hoprich zwischen 1961 und 1968 nicht nur im Auftrag bespitzelt (nachzulesen in meiner Akte I 257358 vol 1 tabel verificare S.249), sondern auch Berichte für die Securitate geschrieben hat, zu relativieren oder als brisante Nachricht durch ein Herumgerede zu Details, ganz zu verharmlosen, gar zu löschen. Man kann dieses sogar einigermaßen verstehen, da Wichner für den Nachlass, die Stiftung und den Pastior-Preis verantwortlich ist.
Wichner behauptet, was ich geschrieben habe, sei „Dichtung, nicht Wahrheit“. Er erwähnt dabei nicht einmal, dass es diese Spitzelberichte in meiner Akte gibt, die jederzeit nachlesbar sind. (I 257358 vol 1 S. 244 und S. 321). Gestern noch hatte Ernest Wichner die Berichte Pastiors über Schlesak als „böse“ apostrophiert, sie waren auch gefährlich, ja, lebensgefährlich, da Pastior mir in seinem Spitzelbericht Identität im Denken mit der westdeutschen Moderne als feindliche Ideologie des „Klassenfeindes“ anlastete. Die Securitate hatte mich in ihrer Paranoia zum Feind erklärt, da ich bei der Zeitschrift „Neue Literatur“ angeblich eine Widerstandsgruppe mit jungen Autoren gegründet hatte und mit „feindlicher“ Ideologie der Moderne als „ideologische Grundlage“ einen Umsturz im Schilde führte, sie bereitete einen Prozess gegen mich vor.
Es stimmt nicht, dass es keine Hoprich-Akte gibt, sie jedenfalls nicht herausgegeben werde, wie Wichner behauptet, 5 „Strafdossiers“ wurden mir jedesmal zusammen mit meiner Akte auf den Tisch gelegt. Nicht nur durch den Bericht von Hans Bergel am 23.11. vor anderen Zeugen, und durch den Spitzelbericht in den Südostdeutschen Vierteljahresblättern“ (1/1979) ist klar beweisbar, dass Hoprich von Pastior bespitzelt wurde, sondern auch durch die Akte. Dass Pastior am Tode Hoprichs schuldig sei, habe ich nie behauptet oder geschrieben, das haben Wichner und auch andere in ihren Kommentaren erfunden.
Geschrieben habe ich nur, dass er an der Tragödie Hoprichs mitschuldig sei.